Neuer Vorstoß für Festspielhaus Stadt Bonn könnte Zuschuss-Risiko vermeiden

BONN · Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und die Festspielhaus-Befürworter schlagen einen neuen Weg vor, wie die Stadt Bonn sich ohne Finanzrisiko am Betrieb des umstrittenen Konzerthauses beteiligen könnte. Damit ließe sich eine der Haupthürden für die Verwirklichung des ehrgeizigen Projektes abräumen.

Bisher wurde ein jährlicher Zuschuss in Millionenhöhe diskutiert, mit dem Defizite des Festspielhausbetriebs ausgeglichen werden sollten. Jetzt denkt man an einen Fixbetrag, mit dem der Kämmerer Jahr für Jahr das Kapital der Betriebsstiftung erhöhen würde.

Für diese Stiftung haben der Bund 39 Millionen Euro, der Rhein-Sieg-Kreis drei und die Sparkasse KölnBonn fünf Millionen zugesagt. Mit jedem Kapitalzuwachs steigen die Erträge, die in das geplante Festspielhaus fließen könnten. Im Gegenzug bekäme die Stadt "Heimrecht" für Beethoven Orchester und Beethoven-Fest.

"Die Stadt Bonn würde sich bei diesem Modell nicht am Betrieb eines Festspielhauses mit wechselndem Ergebnis und hohem Risiko beteiligen", sagt Oberbürgermeister Nimptsch. "Sondern sie zahlt einen Fixbetrag, der aus meiner Sicht unter einer Million Euro pro Jahr liegen muss.

Diese Summe wäre Bestandteil des bisherigen Kulturhaushalts." Sprich: Der Kulturetat müsste an anderer Stelle gekürzt werden. Eine Zusatzbelastung für die schon jetzt mit 1,6 Milliarden Euro verschuldete Stadt schließt Nimptsch aus. Die Stiftungsidee funktioniert zum Beispiel schon beim Beethoven-Haus. "Das dort praktizierte Modell einer Trägerschaft von Bund, Land und Stadt kann ein Vorbild sein", betont Nimptsch.

Derzeit werde dies in der Verwaltung auf steuerrechtliche Machbarkeit geprüft und mit den Beethoven-Initiativen besprochen. Der Fixbetrag-Vorschlag kam aus deren Reihen. "Das ist der richtige Weg", meint denn auch IHK-Präsident Wolfgang Grießl, der mit seinem Förderverein Spenden für die Festspielhaus-Baukosten sammelt. Die jährliche Zahlung der Stadt würde nicht einfach verbraucht, sondern bliebe als Investition im Kapitalstock der Stiftung erhalten.

Alle Beteiligten hätten Planungssicherheit, so Grießl: "Über die Höhe eines Betriebskostenzuschusses würde doch alle zwei Jahre politisch kontrovers diskutiert werden." Zudem dürfe eine Stiftung laut Gesetz kein Defizit erwirtschaften. "Es gilt also: Veranstaltet wird im Festspielhaus nur das, was auch bezahlt werden kann."

Aber reicht eine städtische Jahreszahlung unter einer Million Euro aus? Stephan Eisel vom Vorstand der Beethoventaler-Genossenschaft hält ebenso wie Grießl eine Gesamtleistung der Stadt von 25 Millionen Euro für angemessen - die Summe, die beide mit ihren Initiativen jeweils für die Baufinanzierung des Festspielhauses aufbringen wollen. "Ob das Geld in jährlichen Raten oder auf einen Schlag in die Betriebsstiftung fließt, ist dabei eher eine technische Frage", sagt Eisel.

Nach der Kommunalwahl, fordert er, müsse der Rat so schnell wie möglich entscheiden, wie viel Geld ihm das Beethoven-Festspielhaus wert sei. Die Baukosten von mindestens 75, vielleicht aber auch bis zu 100 Millionen Euro dürfen laut Ratsbeschluss nur privat finanziert werden.

30 Millionen Euro stellt der Post-Konzern in Aussicht; Grießls Förderverein hat nach eigenen Angaben Spendenzusagen über knapp sechs Millionen Euro; die Beethoven-Genossenschaft gibt im Moment keine Auskunft darüber, wie nah sie dem Ziel gerückt ist, einen 25-Millionen-Euro-Kredit zu finanzieren.

Dafür benötigt sie jährliche Einnahmen von etwa 1,5 Millionen Euro - gestartet war die Genossenschaft im Sommer mit Zusagen für rund 100.000 Euro. Sie vermarktet Beethoven-Lizenzen und hat kürzlich zum Beispiel binnen weniger Tage 500 rote Beethovenschals für 25 Euro pro Stück verkauft. Weitere Großsponsoren neben der Post hat die Stadt offenbar noch nicht gefunden.

Wie es weitergeht

Die Festspielhausfreunde, die Bürger für Beethoven, der Förderverein um IHK-Chef Grießl und die Beethoventaler-Genossenschaft haben sich mit der Stadt Bonn auf folgendes Vorgehen geeinigt: Die beiden letztgenannten Gruppen bilden eine Projektgesellschaft, deren formelle Gründung Grießl zufolge noch vor Weihnachten geplant ist.

Diese Gesellschaft werde im ersten Quartal 2014 ein vorhabenbezogenes Bebauungsplanverfahren beantragen und Architekten beauftragen, die die Festspielhaus-Entwürfe an den neuen Standort Rheinaue anpassen sollen. Grießl rechnet mit bis zu 300.000 Euro, die von der Projektgesellschaft für diese Schritte aufgebracht werden müssen.

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