Keine Zukunftsfähigkeit Stadt Bonn bewertet eigenes Gebäudemanagement schlecht

Bonn · Die Bonner Stadtverwaltung spricht dem eigenen Gebäudemanagement in seinem heutigen Zustand die Zukunftsfähigkeit ab und empfiehlt systematische Veränderungen im Baumanagement.

Ungeschminkte Wahrheiten können brutal sein. „Im derzeitigen Zustand nicht auf diese Herausforderungen eingestellt“, konstatiert eine aktuelle Mitteilungsvorlage der Bonner Stadtverwaltung. Gemeint ist die Organisationsstruktur des Städtischen Gebäudemanagements (SGB). Allerdings soll der Eigenbetrieb letztlich von der schonungslosen Lagebeurteilung profitieren. Die vor drei Jahren begonnene Organisationsuntersuchung des SGB ist nun zum Abschluss gekommen. Die Ergebnisse umfassen 270 Seiten und liegen der Kommunalpolitik als Diskussionsgrundlage vor. Den Anfang der Analyse und der Beratung macht an diesem Donnerstag der Betriebsausschuss SGB.

Die „in die Öffentlichkeit, Politik und Verwaltung hineinwirkenden Eindrücke und Problemfelder“ seien laut Verwaltung ein Anlass für die Untersuchung gewesen, die Suche nach Optimierungspotenzialen ein weiterer. Schon diese Formulierung macht deutlich, dass ein Ziel der 2004 realisierten Eigenständigkeit des SGB nur bedingt erreicht werden konnte: die optimale Erhaltung und Weiterentwicklung des städtischen Immobilienvermögens.

Eine Begründung dafür formuliert die Stadtverwaltung exemplarisch in folgendem Satz: „Eine Vielzahl von Großprojekten, ein insgesamt gravierender Sanierungsstau an nahezu allen städtischen Gebäuden sowie die Anforderungen einer wachsenden Stadt insbesondere im Bereich von Bildung und Erziehung treffen auf einen Arbeitsmarkt mit nahezu Vollbeschäftigung, eine sich demografisch verändernde Verwaltung sowie volle Auftragsbücher der für Planung und Durchführung von Baumaßnahmen geeigneten Betrieben.“

Auf Herausforderungen nicht eingestellt

Auf diese Herausforderungen sei das SGB, wie eingangs beschrieben, nicht eingestellt. Einige Zahlen veranschaulichen die Dimensionen, in denen sich der Betrieb bewegt: Allein im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz auf mehr als 80 Millionen Euro. Für Neu- und Erweiterungsbauten wurden 2017 insgesamt etwa 41,2 Millionen Euro ausgegeben; mit 42 bis 45 Millionen Euro jährlich schlagen die großen Positionen des laufenden Betriebs zubuche. Die Analyse legt ihren Fokus auf mehrere Schwerpunkte:

Neubau und Bauunterhaltung: Meldungen aus diesem Bereich hatten in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen und Negativschlagzeilen gesorgt. Angesichts der Beträge an Steuergeld, die hier „im Feuer stehen“, gilt dem Bereich naturgemäß besonders akribische Beachtung. Das Verwaltungspapier rät nun zu einer „Stärkung der Bauherrenfunktion“. Zu erreichen sei diese durch per Leitfaden festgelegte Planungsstandards, Vorgaben für den Planungsablauf und ein wirksames Controlling, um „jederzeit einen transparenten Projektstand zum Kosten- und Terminrahmen sowie der Risikobewertung abrufen zu können“.

Zustand des Datenmaterials muss optimiert werden

Datengrundlage: „Erhebliche Optimierungspotenziale“ attestiert der Bericht dem Zustand des Datenmaterials, beispielsweise für Baupläne und Gebäudeinformationen der rund 1500 städtischen Immobilien. Als zentrale Arbeitsgrundlage dienten dem SGB „teils unzureichende bzw. uneinheitliche Datengrundlagen“.

Aufbauorganisation: Hierzu heißt es in der Analyse knapp: „Es wird die Installation einer Doppelspitze im Sinne von zwei gleichberechtigten Betriebsleitungen empfohlen.“ Damit würde die seit fünf Jahren bestehende Übergangslösung beendet, in der Marion Duisberg das SGB nach der Trennung vom damaligen Gebäudemanager Friedhelm Naujoks und der Pensionierung von Bruno Lossau kommissarisch führt. Sie beklagt seit Jahren den latenten Fachkräftemangel und den bestehenden Sanierungsstau. Ein mögliches Modell wär es demnach, dass die Ingenieurin im Amt bleibt und um einen Betriebswirt ergänzt wird. Zudem soll laut Empfehlung der heutige Geschäftsbereich „Hochbau und Technik“ aufgeteilt werden in „Bauunterhaltung und Technik“ sowie „Neubau und Großprojekte“. Ein solches schaut schon um die Ecke: die Sanierung des 40 Jahre alten Stadthauses.

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