Wie soll es weitergehen? Sportanlagen in Bonn lassen zu wünschen übrig

Bonn · Im Pennenfeld reißt ein Basketballkorb ab. Die Duschen in den Turnhallen-Umkleiden sind so heruntergekommen, dass sich die Jugendlichen davor ekeln. Und ständig sind Freiplätze, auf denen man Sport treiben könnte, abgeschlossen.

„Egal wo man sich umguckt, das Sportkonzept in Bonn ist nicht durchdacht“, sagt Stefanie Höbbel. Die Mutter, Sportlerin und Ehrenamtliche in der Basketball Gemeinschaft Bonn hat viele Kritikpunkte, die sie auf bunten Zetteln aufschreibt und an eine Stellwand im Post Tower pinnt.

Gerade ist das vierte Sportforum zu Ende gegangen, bei dem die Stadt ihre Umfrage zur Sportentwicklung vorgestellt hat.

Die Kernfrage: Wie ist die Situation der Sportvereine zu bewerten? Ein Umfragenteilnehmer hatte das recht deutlich auf seinem Fragebogen notiert:

„Mensch Stadtverwaltung... WACH AUF: Die Sportanlagen verrotten vor sich hin.“

„An solchen Äußerungen merkt man, wie emotional das Thema ist“, sagte der Gutachter Professor Robin Kähler, der die Umfrage ausgewertet hatte. 97 Vereine und rund 1200 Bürger haben daran teilgenommen. Nahezu jeder Themenbereich wurde dabei abgedeckt, „um ein möglichst umfangreiches und genaues Bild zu zeichnen“. Als größtes Problem stellte sich schnell der Zustand der Sportanlagen heraus.

Schlechter Zustand und ineffiziente Auslastung

Stadtweit vergaben die Teilnehmer die Note 3,4 – also gerade noch befriedigend. „Hier muss natürlich Geld investiert werden, was die Politik entscheiden muss“, sagte Kähler. Allerdings nicht wahllos, sondern bedacht. „Es bringt ja nichts, wenn Volleyballer in einer einteiligen Halle spielen und noch nicht mal zum Schmettern anlaufen können, weil der Platz fehlt.“

Was ihn direkt zum zweiten Punkt führte: der Koordination des Sports. Es sei gängige Praxis, dass sich Vereine Nutzungszeiten bunkerten, auch wenn sie sie gar nicht benötigten. „Daraus resultiert eine hohe Auslastung, die nicht effizient ist“, erklärte Kähler. Die rund Hundert Vertreter der Sportvereine, die seiner Präsentation folgten, nickten – auch wenn sie mit der Kritik direkt angesprochen wurden.

Transparenz und eine ehrliche Kommunikation gelte sowohl für die Stadtverwaltung, als auch für die Vereine untereinander. „Dann können auch die Sportvereine Kompetenzen bündeln und bei Schwierigkeiten miteinander kooperieren.“

Wissen, was die Sportler brauchen

Auch wenn die Ergebnisse der Umfrage viele Baustellen offenbarten, war es für den Stadtsportbund-Vorsitzenden Michael Scharf „ein guter Tag für den Bonner Sport“. Er griff die Organisationsprobleme ebenfalls auf. „Wir brauchen ein Haus des Sports als zentrale Anlaufstelle für alle Vereine, die mit ausreichend städtischem Personal ausgestattet ist“, sagte er.

Die Sportentwicklung dürfe dabei nicht für, sondern müsse mit den Sportlern passieren. „Denn wir wissen, was wir wirklich benötigen.“ Ein gutes Beispiel dafür ist der Bouleclub Altstadtfreunde. „Viele Planer glauben, dass sie uns einen Gefallen damit tun, wenn sie uns einen Platz begradigen und womöglich noch mit Split auffüllen“, sagte Werner Porten von den Altstadtfreunden. Doch für Boule eigne sich am besten eine unebene Naturwiese, so wie am Alten Zoll. „Das weiß man natürlich nur, wenn man selbst Boule spielt. Oder mit den Spielern spricht.“

Die etwas mehr als 1200 Teilnehmer, die die Fragebögen zurückschickten, nannten insgesamt 135 verschiedene Sport- und Bewegungsarten. Allen voran Schwimmen (28 Prozent), Radfahren (25,7 Prozent), Fitness (24,7 Prozent) und Joggen (24,6 Prozent).

Oberbürgermeister Ashok Sridharan will solche Anregungen mit in die politischen Gremien nehmen. Eine weitere Erkenntnis, die auch Kähler bekräftigte: Der Anteil der erwachsenen Bonner, die ihren Sport selbst organisieren und in öffentlichen Räumen ausüben, ist besonders groß.

Dazu zählen nicht nur Parkanlagen, sondern auch die städtischen Schwimmbäder. „Wir müssen bei der Sportentwicklungsplanung Vieles berücksichtigen, aber dafür brauchen wir natürlich auch Grundlagen“, so Sridharan.

Die lieferten die Ergebnisse, die man nun weiter auswerte. 2019 sollen dann die Bezirksvertretungen, Ausschüsse und der Stadtrat über Maßnahmen entscheiden.

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