"Felix" Bernhard von Grünberg feiert 70. Geburtstag Sozialpolitiker mit großem Herz

BONN · Typisch Felix! Auf die Frage, was er sich denn zum Geburtstag wünscht, kommt erst mal ein kurzer Vortrag über die "irre Flüchtlingspolitik", der mit der Bitte endet, doch für den Verein Ausbildung statt Abschiebung (AsA) zu spenden. Der SPD-Landtagsabgeordnete und langjährige Bonner Stadtverordnete Bernhard von Grünberg, von allen nur "Felix" genannt, feiert an diesem Sonntag seinen 70. Geburtstag.

 Bernhard von Grünberg sammelt Kunstgegenstände. Der Ahnenaltar aus Timor zählt zu seinen Lieblingsstücken.

Bernhard von Grünberg sammelt Kunstgegenstände. Der Ahnenaltar aus Timor zählt zu seinen Lieblingsstücken.

Foto: Roland Kohls

Der Verein, der ihm so am Herzen liegt, biete jungen schulpflichtigen Flüchtlingen Deutschkurse an, die sie sonst nicht machen könnten. Was von Grünberg ärgert, den der Streit über die Kostenübernahme zwischen Kommunen und Land werde "auf Kosten der Menschen" ausgetragen. Deshalb sein Wunsch nach der Spende für die Kurse.

"Das ist eine gute Sache und mein persönlicher Wunsch", sagt er und fügt lachend hinzu: "Als 70-jähriger Opa hat man eh schon alles. Maria dreht durch, wenn ich noch mehr nach Hause schleppe." Das kann man gut nachvollziehen. Wer von Grünberg und seine Frau Maria Efstathiou in ihrer Wohnung in der Bonner Altstadt besucht, wähnt sich schnell in einem völkerkundlichen Museum. Oder einer musealen Bibliothek. Bücherregale wohin man sieht, und wo noch etwas frei ist, Bilder, Masken, Figuren aus vorkolumbianischer Zeit, überall Erinnerungen von Reisen nach Afrika, Südamerika, Asien.

Der überzeugte Sozialpolitiker mit dem großen Herzen spricht nicht nur über Hartz IV und Ausländerrecht, über bezahlbaren Wohnraum und Integration. Seit 1971 bietet er jeden Donnerstag im Alten Rathaus seine Mietersprechstunde an. Der Jurist ist Vorsitzender des Deutschen Mieterbundes Nordrhein-Westfalen und des Mieterbundes Bonn/ Rhein-Sieg/Ahr.

Er ist Vorsitzender des Deutsch-Indisch-Pakistanischen Forums und stellvertretender Vorsitzender der Uno-Flüchtlingshilfe. Wer bei ihm zum Essen eingeladen wird, fühlt sich schnell wie in einer kleinen UN-Vollversammlung. Er ist bei jeder Mai-Demo dabei, bei der Demo gegen Bahnlärm, für Bleiberecht, bei der Internationalen Kobane-Solidaritätsdemo, beim kurdischen Newroz-Fest. Und auch bei einer Ausstellungseröffnung im Frauenmuseum. 1975 kandidierte von Grünberg erstmals für den Stadtrat, saß bis 1999 und nach einer Pause ab 2004 in dem Kommunalparlament, 1980 wurde er in den Landtag gewählt.

Und wie lange will er noch aktiv bleiben? "In den Landtag bin ich bis Mai 2017 gewählt. Das mache ich auf jeden Fall noch", sagt er. Und seine Mietersprechstunde? "Das liegt mir sehr am Herzen", sagt von Grünberg. "Es gibt einfach wahnsinnig viele Menschen, die mit der Bürokratie nicht zurechtkommen. Die Bude ist jede Woche voll, und ich sehe keinen Nachfolger." Das sagt alles.

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