Bonner Energietag Sonnenstrom auch für die eigene Steckdose

BONN · SWB Energie und Wasser stellt auf dem Bonner Energietag am 2. Juli ein Leasingmodell für Photovoltaikanlagen vor. Die Gesamtveranstaltung dauert von 10 bis 17 Uhr und findet auf dem Bonner Münsterplatz statt. Im Gangolfsaal des Münstercarrés gibt es gleichzeitig Vorträge über Dämmung, Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher.

Mit dem Paket „BonnPlus PV“ der SWB Energie und Wasser können Privat- und kleinere Gewerbekunden erstmals eine Photovoltaikanlage pachten, statt diese selbst zu kaufen.

Mit dem Paket „BonnPlus PV“ der SWB Energie und Wasser können Privat- und kleinere Gewerbekunden erstmals eine Photovoltaikanlage pachten, statt diese selbst zu kaufen.

Foto: Smileus - Fotolia

In der Vergangenheit geriet das Thema Photovoltaik, also die Erzeugung von Strom auf dem Dach, bei vielen Verbrauchern mehr und mehr aus dem Fokus. „In dieser Branche hat sich viel geändert“, sagt Thomas Zwingmann, Energieberater der Verbraucherzentrale in Siegburg, „Früher wurde der gesamte erzeugte Strom ins öffentliche Netz eingespeist, das ist heute durch die geringere Vergütung nicht mehr so interessant.“

Trotzdem bleibe die Technik auch für Eigenheimbesitzer eine Alternative, wenn man den Blick darauf richte, „Strom für den eigenen Verbrauch zu produzieren“, so Zwingmann: „Eine Photovoltaikanlage ist umso wirtschaftlicher, je mehr der selbst erzeugte Strom im eigenen Haus verbraucht werden kann.“ Wenn man die Anlage dem eigenen Stromverbrauch anpasse, könne man auf Jahre hinaus umweltfreundlichen und günstigen Strom zum Festpreis erzeugen. Zukünftige Strompreiserhöhungen wirkten sich nicht auf den selbst erzeugten Strom aus.

Auch bei den Bonner Stadtwerken (SWB) hält man Solarstrom für eine in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht höchst sinnvolle Zukunftsinvestition, vor allem für private Haushalte und kleine Betriebe. Darum stellt SWB Energie und Wasser auf dem Bonner Energietag ein neues Angebot vor: Mit dem Paket „BonnPlus PV“ können Privat- und kleinere Gewerbekunden erstmals eine Photovoltaikanlage pachten, statt diese selbst zu kaufen. Experten aus der Region sagen, dass sich das durchaus rechnen könnte. Mehr zu dem Thema gibt es auf dem 10. Bonner Energietag auf dem Münsterplatz.

Bei SWB Energie und Wasser sieht man gerade bei kleinen Photovoltaikanlage noch jede Menge Potenzial in der Region. Nach der Analyse des Solardachkatasters Bonn sind 2 400 000 Quadratmeter Dachflächen in Bonn für die Stromgewinnung durch die Sonne geeignet, betont Dirk Heckmann, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken für den Fachbereich Privat- und Geschäftskunden. Auf dieser Fläche ließen sich 290 894 Megawattstunden an Strom erzeugen. Damit könnten 96 965 Zwei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt oder 18 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Bonn gedeckt werden. Dass sich dies für einen gewöhnlichen Haushalt rechnet, steht für Heckmann außer Frage: „Eine Solaranlage erzeugt auf einer Fläche von 25 Quadratmetern rund 3600 Kilowattstunden (kWh) Strom pro Jahr“, rechnet der SWB-Vertriebsleiter vor: „Rund 35 Prozent davon kann eine vierköpfige Familie als Eigenverbrauch nutzen.“ Zudem sind aus Sicht der Stadtwerke solche kleinen, privat oder gewerblich genutzten Photovoltaikanlagen, nicht nur energieeffizient, sondern auch klimafreundlich: „Damit kann jeder einen Beitrag zur Energiewende vor Ort leisten“; so Heckmann weiter.

Um die Technik noch weiter zu befördern, bietet Heckmanns Unternehmen nun erstmals eine PV-Anlage zum Leasen an. „Wenn die vorhandene Dachfläche geeignet ist, lohnt sich das auch finanziell“, bekräftigt der SWB-Fachmann: „Der erzeugte Sonnenstrom gehört dem Kunden und kann von diesem selbst genutzt werden.“ Jede überschüssige Kilowattstunde werde in das öffentliche Stromnetz eingespeist und entsprechend vergütet. „Damit werden Bonner nicht nur zu eigenen, klimafreundlichen Energieproduzenten, sondern auch unabhängiger von den Preisschwankungen auf dem Strommarkt“, so Dirk Heckmann.

Neben Kundschaft und Klima gewinnt auch das heimische Handwerk. „Denn die Installation und regelmäßige Wartung der Anlage übernehmen regionale Handwerksbetriebe“, sagt SWB-Sprecher Werner Schui. Interessierte Hauseigentümer können im Internet unter www.stadtwerke-bonn.de/bonnplus-pv die Objektinformationen eingeben und anschließend ein individuelles Angebot abrufen.

Dabei macht der Bonner Energieversorger folgendes Rechenbeispiel für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresstromverbrauch von rund 4500 Kilowattstunden (kWh) aus: Ausgehend von einem aktuellen Strompreises von 26,38 Cent die Kilowattstunde prognostiziert Dirk Heckmann den Jahresertrag der PV-Anlage auf 3600 Kilowattstunden. „Davon entfallen 40 Prozent oder 1450 Kilowattstunden für den Eigenverbrauch“, so der SWB-Fachmann weiter. Anders gerechnet: „Der Haushalt kann zu 35 Prozent seinen benötigten Strom selber decken.“ Zudem würden über die Lebensdauer von 25 Jahren auch noch mehr als 57 Tonnen CO2 vermieden.

Was kostet Hausbesitzer nun effektiv das Leasingmodell? Für eine monatliche Leasingrate von 72 Euro sparen sie mit Blick auf die Lebensdauer der PV-Anlage von 25 Jahren rund 3300 Euro, resümiert Heckmann.

Dennoch zählt aus Verbrauchersicht nicht immer nur der finanzielle Aspekt. Die Erfahrung hat zumindest Stefan Herpertz, Energieberater der Verbraucherzentrale in Bonn gemacht: „Aus meiner Beratungspraxis weiß ich, dass sich viele Verbraucher deshalb für den Einsatz dieser Technik interessieren, weil Sie durch die Anlage ein Stück weit unabhängiger werden wollen. Die wirtschaftlichen Aspekte sind dagegen häufig nachrangig“, so Herpertz.

Vor diesem Hintergrund wird aus seiner Sicht auch die Speichertechnik zunehmend an Bedeutung gewinnen: „Diese steht schon jetzt an der Grenze zur Wirtschaftlichkeit“. Hieraus folgt für Herpertz, „dass die Anlagen so ausgelegt werden sollen, dass ein Speicher nachgerüstet werden kann“. Darüber hinaus sollte die Anlagengröße zum Stromverbrauch im Haushalt passen. Die Ausrichtung und Neigung des Daches spielen seiner Meinung nach demgegenüber „eine geringere Rolle“.

Zu dem Thema passt ein Vortrag auf dem Bonner Energietag am Samstag, 2. Juli, um 11.30 Uhr im Münstercarré: Batteriespeicher und Energiewende; Stefan Nakazi, Energiefachmann der Verbraucherzentrale NRW, informiert über die Möglichkeiten beim Einsatz von Batteriespeichern im Eigenheim. Speziell geht der Fachmann auf Themen ein wie den Vergleich von Blei- und Lithiumsystemen, die erzielbare Unabhängigkeit von externen Stromeinkäufen sowie auf Ansprüche an die Aufstellräume, Sicherheitsaspekte, Lebensdauer und Garantien.

Infos: Der 10. Bonner Energietag findet am Samstag, 2. Juli, von 10 bis 17 Uhr auf dem Bonner Münsterplatz statt. Im Gangolfsaal des Münstercarrés finden gleichzeitig Vorträge über Dämmung, Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher statt. Für Kinder gibt es währenddessen ein Unterhaltungsprogramm.

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