Ex-Freundin mit elf Stichen verletzt Soldat wegen versuchten Mordes vor Gericht

Bonn · Ein 24-Jähriger muss sich seit Dienstag vor dem Bonner Schwurgericht wegen versuchten Mordes verantworten. Er soll seiner Ex-Freundin in der Nordstadt aufgelauert und sie mit elf Messerstichen schwer verletzt haben.

Wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung muss sich seit Dienstag ein 24-Jähriger vor dem Bonner Schwurgericht verantworten. Laut Anklage lauerte er am 22. Juli vergangenen Jahres seiner 23 Jahre alten Ex-Freundin vor der Haustür in der Nordstadt auf und stach mit einem Messer auf sie ein. Die elf Stiche – teilweise lebensbedrohlich – hätten „binnen Minuten zum Tode geführt“, wäre nicht sofort Erste Hilfe geleistet worden. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Soldaten zwei Mordmerkmale vor: Zum einen soll er heimtückisch die Arg- und Wehrlosigkeit seiner Ex-Freundin ausgenutzt und zudem aus niederen Motiven gehandelt haben. Auf die Trennung habe er zwei Tage später mit „Eifersucht und übersteigertem Besitzdenken“ reagiert.

Das Paar kannte sich seit Kindertagen. In der fünften Klasse waren sie in einer Klasse und hatten denselben Freundeskreis. Später verloren sie sich den Augen. Jahre später fanden sie sich in den sozialen Medien wieder, suchten gezielt den Kontakt und wurden im April ein Liebespaar. Aber das Glück dauerte nicht lang: Innerhalb weniger Wochen zerstörten sie mit gegenseitiger Eifersucht, Streit und Drohungen ihre Beziehung, bis es zur Trennung kam.

Der Angeklagte hat am ersten Prozesstag durch seinen Verteidiger eine ausführliche Einlassung abgegeben. Darin bestreitet er, dass er seiner Ex-Freundin mit einem Messer aufgelauert habe. Vielmehr habe sie, nachdem sie das Haus gegen 23.30 Uhr verlassen hatte, hinten in die Hosentasche gegriffen, dann unerwartet ihre Faust gegen ihn erhoben, in dem sich ein Messer befand, und gesagt: „Du bist ein toter Mann.“ Reflexartig habe er ihr das Messer abgenommen und es gegen sie gerichtet.

Was dann passiert sei, daran erinnere er sich nur schemenhaft. „Ich war nicht mehr ich selbst!“ Im Schock sei er mit dem Auto weggefahren, habe nicht glauben können, was er angerichtet habe. Er habe auch daran gedacht, „gegen einen Baum fahren“. Am nächsten Morgen wurde er in Bornheim von einer Spaziergängerin in einem Feld gefunden; er hatte sie gebeten, die Polizei zu rufen. Er wolle sich stellen.

Zuvor hatte der Angeklagte ausführlich über ihre leidenschaftliche und zerstörerische Liebesgeschichte berichtet: Am Ende hatten sie sich voller Hass gedroht, Nacktbilder des anderen oder auch Lügen über soziale Netzwerke an Kollegen und Familie zu verschicken. Am Tatabend hatte er seine Drohung wahr gemacht, deswegen hatte die 23-Jährige auch ihre Wohnung verlassen, war auf dem Weg zur Polizei, um ihn anzuzeigen. „Damals war ich erleichtert, dass ich mich gerächt habe, heute finde ich, es war sehr schäbig von mir“, so der Angeklagte, dem die Tat „unendlich leid tut. Ich danke Gott, dass sie überlebt hat.“

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