Katalog mit 60 Ideen So will die Stadt die Luft in Bonn verbessern

Bonn · Die Bundesstadt ist eine von fünf Modellstädten, die der Bundesregierung eine Liste Maßnahmen vorlegen soll, die zur Luftverbesserung beitragen sollen. Der Katalog mit 60 Ideen wird jetzt im Umweltministerium geprüft.

Wer sich von der Bonner Stadtverwaltung konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Luftqualität gewünscht hat, der kann sich nun über Lektüre freuen. In ihrer Rolle als eine von fünf Modellstädten hat die Stadt der Bundesregierung jetzt einen Katalog mit mehr als 60 möglichen Maßnahmen vorgelegt, die die Luftqualität wirksam verbessern könnten. Wie berichtet, will die Bundesregierung in der Beethovenstadt und an vier weiteren Orten verschiedenste Mittel zur Luftverbesserung testen. Das Papier liegt, versehen mit groben Kostenschätzungen, nun beim Bundesumweltministerium. Der vor einigen Wochen viel diskutierte „kostenlose Personennahverkehr“ findet sich darin übrigens lediglich als Option für das Wochenende oder für Senioren ab 65 Jahren wieder.

„Wir haben eine Sammlung von Projekten vorgelegt, die aus Sicht der Stadt Bonn kurz- beziehungsweise längerfristig umgesetzt werden können“, erklärt Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Was das weitere Vorgehen betrifft, so setze er auf einen „zeitnahen Austausch“ mit der Bundesregierung. Dann soll es aus Sicht der Bonner um die nähere Auswahl und auch die Frage der Finanzierung gehen. Dies, so stellt die Verwaltung klar, sei auch notwendig, um die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Politik vor Ort fortführen und intensivieren zu können.

Dass „keine gute Idee am Geld scheitern“ werde, hatte vor einigen Wochen der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt. Völlig offen ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings, welcher der Vorschläge am Ende als „gute Idee“ durchgeht und realistische Aussichten auf Umsetzung hat. Definitive Aussagen, welche Projekte der Bund für wie lange und in welchem Umfang fördern würde, gibt es laut Stadtverwaltung derzeit noch nicht.

Stadt erwartet, dass der Bund zahlt

„Die Stadt geht weiterhin davon aus, dass die Modellprojekte vom Bund finanziert werden“, sagt Stadtsprecherin Monika Hörig und ergänzt auf Nachfrage zu möglichen Bonner Eigenleistungen: „Bis zu einer verbindlichen Auskunft des Bundes über die Details möglicher Förderungen wäre eine Diskussion über städtische Eigenanteile reine Spekulation.“ Denkbar sei theoretisch auch, dass bestimmte Maßnahmen über andere Fördermittel von Bund oder Land teilfinanziert werden.

Von nicht unerheblicher Bedeutung im weiteren Verfahren dürften somit auch die unterschiedlichen Zuständigkeiten sein. So liegt die Entscheidungskompetenz bei einem Großteil der infrage kommenden Projekte wie Schienenausbau oder Taktverdichtung mitnichten bei der Stadt Bonn, sondern beim Bund, der Deutschen Bahn oder den regionalen Verkehrsbetrieben. Eine bessere Luftqualität sei nur durch „ein umfassendes und ambitioniertes Maßnahmenpaket zu erreichen“, schreibt Sridharan an das Ministerium. Dafür sei eine spürbare Verkehrsverlagerung zum Umweltverbund aus Bahn, Bus und Fahrrad notwendig.

Auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entfalle derzeit ein Anteil von 14 Prozent an allen Wegen. Eine Erhöhung auf 20 Prozent, so der Oberbürgermeister, würde in der Konsequenz Fahrgastzuwächse von mehr als 40 Prozent bedeuten. Abseits des vieldiskutierten kostenlosen Angebots habe die Stadt „eine Fülle von Ideen“ entwickelt, wie Bus und Bahn einfacher und preisgünstiger zu nutzen sein könnten, sagt Sridharan und nennt ein Beispiel: die „regionale BahnCard 100“. Zum vergünstigten Preis soll sie die Nutzung aller Verkehrsmittel ermöglichen, Fernzüge inklusive. Denkbar sei auch ein „Klimaticket“ analog zur Jahreskarte in der Stadt Wien. Ihr Preis: ein Euro pro Tag, also 365 Euro.

S-Bahn zwischen Köln und Bonn

Klar ist aber auch: Wirksame Veränderungen bedürfen nicht zuletzt erheblicher Infrastrukturmaßnahmen. So findet sich in der Vorschlagsliste der Stadt der Bau von Radschnellwegen ebenso wie der Aufbau von Mobilstationen. Erhebliche Investitionen erfordert vor allem aber der Ausbau des Bahn- und Busverkehrs. Die Stadt hat dabei unter anderem das Seilbahnprojekt und die umfassende Elektrifizierung der Busflotte sowie Taktverdichtungen im Stadtbahn- und Busnetz und nicht zuletzt die Elektrifizierung der Voreifelbahn S 23 und den Bau einer S-Bahn zwischen Köln und Bonn im Blick.

Ashok Sridharan ist überzeugt: „Nur wenn wir den kurzfristigen Ansätzen mit diesen dauerhaft wirksamen Maßnahmen Glaubwürdigkeit verleihen, können wir davon ausgehen, dass Menschen und Unternehmen ihr Mobilitätsverhalten ändern. Erst dann führen kurzfristige Ansätze zu einer nachhaltigen Verbesserung der Mobilitätsstrukturen.“ So will er auch die nun vorliegende Liste verstanden wissen: Innovative und ambitionierte Modellvorhaben mit unterschiedlicher Realisierungsdauer seien ebenso enthalten wie begleitende Maßnahmen, die gleichwohl für einen Erfolg des Gesamtvorhabens in Angriff genommen werden sollten.

Die komplette Liste ist hier zu finden.

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