Franziska Müller-Rech So will die Bonner Kreisvorsitzende ihre FDP auffrischen

Bonn · Fast ein Jahr ist die Senkrechtstarterin der Bonner Liberalen, Franziska Müller-Rech, nun Landtagsabgeordnete und schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. Der GA sprach mit ihr.

 Landtagsabgeordnete Franziska Müller-Rech steht bei ihrem Besuch beim General-Anzeiger mit guter Laune neben Vize-Chefredakteur Dietmar Kanthak am Konferenztisch.

Landtagsabgeordnete Franziska Müller-Rech steht bei ihrem Besuch beim General-Anzeiger mit guter Laune neben Vize-Chefredakteur Dietmar Kanthak am Konferenztisch.

Foto: Benjamin Westhoff

„Im Januar 2017, als die Umfragewerte für die FDP immer besser wurden, schwante mir, dass mir mit meinem Listenplatz 25 der Einzug in den Landtag gelingen könnte“, erzählt die 32-Jährige in einem Gespräch mit dem General-Anzeiger. Fast ein Jahr ist die Senkrechtstarterin der Bonner Liberalen nun Landtagsabgeordnete und schulpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion. Seit wenigen Wochen führt sie als erste Frau in der Geschichte der Bonner FDP den Kreisverband.

„Bin mir bewusst, dass die FDP als Männer-Partei gilt“

Sie habe damals, als klar war, dass ihre Chancen besser waren als gedacht, ihren kompletten Jahresurlaub genommen, um im Wahlkampf kräftig die Werbetrommel für die FDP und natürlich für sich selbst als Bonner Kandidatin rühren zu können. Ihr Erststimmenergebnis lag bei 9,8 Prozent. Ein Ergebnis, auf das die junge Frau sehr stolz ist und das ihr auch in die Hände spielt: „Ich bin mir durchaus bewusst, dass die FDP bei vielen als Männer-Partei gilt. Das will ich ändern. Ich will versuchen, die Partei auch für Frauen, vor allem für jüngere Frauen attraktiver zu machen.“ Sie selbst trat der FDP 2006 bei, da war sie gerade 21. Die Kombination aus Parteiprogramm – „bei den Liberalen fand ich immer den Freiheitsgedanken attraktiv“ – und der Person Guido Westerwelles, den sie sehr verehrte und der 2016 nach schwerer Krankheit mit 54 Jahren starb, hatte sie zur Mitgliedschaft bewogen.

Müller-Rech hat viele Ideen, wenn es darum geht, die FDP „aufzufrischen“. „Wir müssen an unserem doch recht verstaubten Image etwas ändern, wir müssen unsere Sitzungen zeitlich straffen und auch eine digitale Teilnahme ermöglichen“, sagt sie. Die Hürden vor einer Teilnahme am Parteileben müssten für Eltern mit kleinen Kindern niedriger werden. Was in anderen Parteien längst Standard ist, will Müller-Rech jetzt auch in der Bonner FDP einführen: „Es muss selbstverständlicher werden, dass Mütter und Väter ihre Kinder zu unseren Versammlungen und Veranstaltungen mitbringen können. Das geschieht aktuell noch zu selten.“ Zudem will sie nach neuen Veranstaltungsformaten suchen, um vor allem mehr Frauen für die Parteiarbeit zu begeistern.

Müller-Rech hätte kostenlosen ÖPNV gerne ausprobiert

Natürlich werde sie als Kreisvorsitzende dabei die wichtigen Themen, die Bonn bewegen, nicht aus den Augen verlieren. Etwa die Zukunft der Bonner Oper. Wie berichtet, hat sich die FDP auf Abriss und Neubau der Oper festgelegt. Laut Parteibeschluss soll die Stadt Bonn prüfen, ob der Neubau „an zentraler Stelle“ als Mehrspartenhaus für Oper, Schauspiel und Konzerte möglich ist. „Das ist ganz in meinem Sinne“, versichert die Politikerin. Nicht ganz einverstanden ist Müller-Rech aber damit, dass die Stadt das Thema kostenloser ÖPNV in Bonn „so schnell beerdigt“ hat. „Ich hätte es gut gefunden, wir hätten es als Modellprojekt wenigstens ausprobiert“, sagt sie.

Überhaupt ist die 32-Jährige ein Mensch, der gerne neue Wege geht, um nach kreativen Lösungen zu suchen. Die seien vor allem in der Schulpolitik gefragt, ist sie überzeugt. Obwohl sie beruflich auf ganz anderem Gebiet tätig ist, habe sie das Thema Schule seit Beginn ihres parteipolitischen Engagements interessiert. Deshalb will Müller-Rech trotz ihrer Tätigkeit als Landtagsabgeordnete weiterhin als sachkundige Bürgerin im Bonner Schulausschuss mitarbeiten.

„Aus der Arbeit im Bonner Schulausschuss bekomme ich viele wertvolle Impulse für die Schulpolitik im Land. Natürlich bringe ich aber auch gerne meine Düsseldorfer Erfahrung und mein dortiges Engagement hier in Bonn ein.“ So möchte sie zum Beispiel die Bonner Gymnasien und die Schulverwaltung bei der Umstellung von G8 auf G9 zum Schuljahr 2019/20 begleiten. Müller-Rech sieht aktuell große Schwierigkeiten, was die Schulgebäude in der Stadt angeht. Die Zusammenarbeit mit dem Städtischen Gebäudemanagement sei angespannt, sagt sie, schnelle Lösungen für die teilweise großen Probleme seien nicht in Sicht. „Da kann man als Schulpolitiker auch schon mal verzweifeln.“

Schwierigkeiten bei Bonner Schulgebäuden

Bleibt bei diesem Pensum noch Zeit für Familie und ihre Hobbys Kochen und Radfahren? „Da achte ich schon drauf“, sagt die 32-Jährige, die Schülerin an der Liebfrauenschule war, nach dem Abitur eine Ausbildung als Versicherungskauffrau mit Studium zur Diplom-Kauffrau absolvierte und heute in Auerberg wohnt.

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