Natur erleben in Bonn So waren die Waldjugendspiele in der Waldau

Waldau · Pädagoge rät, Neugierde auf Natur zu wecken. 300 Schüler aus vierten Klassen nehmen an den Waldjugendspielen teil. Förster und Naturwissenschaftler vermitteln Freude Pflanzen- und Tierwelt.

Die Begeisterung der rund 300 Viertklässler, die am Mittwochmorgen den Klassenraum gegen einen Besuch bei den Waldjugendspielen auf der Waldau getauscht hatten, lässt kaum auf die Anfänge der Spiele schließen, die vor 20 Jahren gegen die „fundamentale Naturentfremdung unserer Jugend“ erstmalig veranstaltet wurden. Im Wald spielerisch Wissen und Erfahrungen zu vermitteln, ein positives Naturverständnis zu wecken und zugleich das Prinzip einer nachhaltigen Nutzung erfahrbar zu machen, waren und sind bis heute die pädagogischen Ziele der Waldjugendspiele.

13 vierte Klassen von Bonner Grundschulen folgten der Einladung des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, einen Vormittag auf der Waldau zu verbringen und an 13 pädagogisch vorbereiteten Stationen etwas über Natur und Wald zu erfahren. „Wer nur wenig über unsere Natur weiß“, so Revierförster Willi-Josef Wild, „erlebt das, was wir im Moment haben, als einen schönen Spätsommer, der es jedoch nicht ist.“

Für den Förster sind die momentanen Temperaturen und die Trockenheit bedrohliche Zeichen des Klimawandels, die er den Kindern an einer Station verdeutlicht. So ist es auch für den Waldpädagogen Manfred Hören ein wesentliches Ziel, die Kinder schon möglichst früh mit der Natur in Verbindung zu bringen. „Doch wenn die Kinder nicht mehr über Stock und Stein springen und sich nicht mehr schmutzig machen dürfen“, sei es schwer, sie für die Natur zu begeistern.

Auf der Suche nach Regenwürmern

Es wäre zwar schön, wenn Kinder bei einem Waldspaziergang schon auf Fichte, Eiche und Tanne zeigen könnten, doch viel wichtiger sei die emotionale Verbindung zur Natur, die Kinder nur bekämen, wenn sie auch Spaß daran haben, so der Pädagoge. Er weiß, dass es vor allem die Eltern sind, die ihren Kindern diesen Spaß vermitteln müssen. „Alles, was wir hier machen, funktioniert nur, wenn auch die Eltern mitmachen“, sagt Hören. Auch wenn er es nicht generalisiert verstanden haben möchte, ist seine Beobachtung, dass für viele Eltern die perfekte Wohnung, das Haus und die Urlaube wichtiger seien, als der Gang mit ihren Kindern in die Natur.

Auch Biologin Heike Hückesfeld, die darauf hofft, im kommenden Frühjahr zusammen mit ihrer Kollegin Frauke Ganswind das Haus der Natur an der Waldau zu eröffnen, hat eine Station der Waldjugendspiele übernommen. Wenn die Kinder bereits bei Willi-Josef Wild die jagdbaren und geschützten Tiere des Waldes kennengelernt hatten und an der zweiten Station bei Manfred Hören unterschiedliche Tierlaute und Waldgeräusche bestimmen konnten, machten sie bei Hückesfeld die Erfahrung, dass im Waldboden bei näherer Betrachtung ein reger Betrieb herrscht. „Die meisten Kinder sind erst mal enttäuscht, wenn sie bei mir ankommen und den Boden betrachten“, lacht die Biologin. Da sei ja gar nichts los.

Doch wenn sie dann mit ihren Becherlupen auf die Suche gehen, sind neben Regenwürmern und Tausendfüßlern plötzlich Antennen und Panzer, Zangen und viele Beine von unbekannten Insektenarten zu entdecken. Auch Hückesfeld weiß bei aller Begeisterung für die Natur, wie schwer es ist, im (Berufs-)Alltag die Naturnähe zu bewahren. „Wissbegier und Neugierde auf Natur sind bei den meisten Kindern auf jeden Fall vorhanden“, sagt sie, „nur der Kontakt mit der Natur ist immer so ein Problem.“ Den Waldjugendspielen ist es einen Vormittag lang gelungen, Freude an der Natur zu vermitteln. „Nun sind die Eltern dran!“, so Waldpädagoge Hören.

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