Behörden in Bonn So arbeitet das Zentrum Militärmusik von Bonn aus

BONN · Das Zentrum Militärmusik bündelt die Korps der Bundeswehr. Seinen Sitz hat es im Bundesumweltministerium. Von hier aus wird alles koordiniert, was in der Bundeswehr mit Musik zu tun hat.

 Oberst Christoph Lieder.

Oberst Christoph Lieder.

Foto: Leif Kubik

Schon als 16-Jähriger saß Christoph Lieder mit seinem älteren Bruder im Keller des elterlichen Hauses in Langenfeld, um „Mucke“ zu machen: Er an der Hammondorgel, der Bruder am Schlagzeug. „Heute würde man Keyboard sagen“, erzählt der Diplom-Kapellmeister im Rang eines Oberst, der seit gut zwei Jahren das Zentrum Militärmusik der Bundeswehr in Bonn leitet. Schon in seiner Kindheit lernte Lieder auch das Spiel mit Geige, Klavier, Klarinette, Gitarre und Saxophon.

Zum Bund ist der heute 58-Jährige auch durch seinen Bruder gekommen: Der machte 1977 schon professionell Musik – beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr im benachbarten Hilden. „Das war genau, das was ich auch wollte“, erinnert er sich. Und so sei es gekommen, dass er sich noch als 16-Jähriger von seinen Eltern zum Vorspielen fahren ließ.

Direkt nach dem Abitur ging es dann los, und 1980 durfte er als einer der ersten Bundeswehrmusiker zum Studium an die Düsseldorfer Musikhochschule. Heute ist der Kapellmeister – vulgo Dirigent – der oberste Miltitärmusiker Deutschlands und steht damit dem bundesweit größten Arbeitgeber für Berufsmusiker vor. Untergebracht ist Lieders Truppe allerdings recht bescheiden und nicht auf der Hardthöhe: Der Stab von 30 Mitarbeitern, die alle auch Musiker sind, hat auf drei Fluren im Erdgeschoss des Bundesumweltministeriums Unterschlupf gefunden.

Wichtig für Musiker in der Bundeswehr

Was sind die Hauptaufgabendes Zentrums Militärmusik?„Wir führen alle 14 sogenannten Klangkörper der Bundeswehr und sind der zentrale Ansprechpartner beim Bund, wenn es um Musik geht“, erklärt Lieder. Dazu gehören fünf Korps mit besonderem Aufgabenschwerpunkt wie die Bigband oder das Ausbildungskorps sowie die Musikkorps der drei klassischen Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr seien die nun allesamt der Streitkräftebasis unterstellt. Lie-ders Zentrum wiederum ist direkt der Verteidigungsministerin unterstellt und hat ein recht breites Aufgabenspektrum, das vom Personalmanagement über die Planung der diversen Musikeinsätze, die Forschung und Lehre bis hin zu Pressearbeit und Beschaffungswesen reicht. „Auch die Beratung des Ministeriums in allen musikalischen Belangen gehört zu unseren Aufgaben“, so der Oberst.

Warum und für wen ist dieseArbeit wichtig? „Unsere Arbeit ist für jeden wichtig, der in der Bundeswehr Musik macht und für alle, die – in oder außerhalb der Streitkräfte – gerne Musik hören“, so Lieder mit sichtlichem Stolz. Zwar gehe es naturgemäß zunächst um traditionelle Militärmusik wie Märsche, aber alle Musikkorps präsentierten das breite Repertoire eines sinfonischen Blasorchesters. Natürlich mit gewissen regionalen Ausschlägen: „Einer meiner ersten Posten war der als Leiter des Musikkorps der ersten Gebirgsdivision in Garmisch-Partenkirchen und da war der Bayerische Defiliermarsch naturgemäß etwas öfter zu hören“, erinnert er sich. Dafür werde dann im Norden wohl öfter der „Gruß an Kiel“ gespielt.

Darüber hinaus spielten die Militärmusiker auch mal ganz andere Musik: Einen Namen hat sich in dieser Hinsicht die Bigband der Bundeswehr gemacht, und auch das 1957 in Rheinbach aufgestellte Musikkorps der Bundeswehr ist bei Weitem nicht mehr nur für den protokollarischen Ehrendienst zuständig: „Mit jährlich rund 50 Konzerten begeistern die Kollegen mit einem breit gefächerten Repertoire – von Klassik bis Heavy Metal“, so Lieder.

Bonn als Standort ist klarer Vorteil

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Moment? „Aktuell arbeiten meine Leute an der Vorbereitung des zweiten Musikfests der Bundeswehr am 22. September in Düsseldorf“, berichtet Lieder. Bei der von Johannes B. Kerner moderierten Veranstaltung werden mehr als 800 Mitwirkende aus sieben Nationen auf der Bühne der „ISS Dome“ stehen. Dazu kommen weiterer Großveranstaltungen wie das 56. Großkonzert der Bundeswehr in Bonn, bei dem am 12. Oktober das Heeresmusikkorps aus Ulm und das Königlich Niederländische Militärorchester Johan Willem Friso im Telekom-Forum den Ton angeben werden.

Wer finanziert die Arbeit?Die Arbeit wird aus dem Topf des Bundesverteidigungsministeriums finanziert und liegt seit der Bundeswehr-Neuordnung in Verantwortung der Streitkräftebasis.

Warum ist das ZentrumMilitärmusik in Bonn? „Die Vorläufer wie der Leiter Militärmusikdienst und das Dezernat Militärmusik im vormaligen Streitkräfteamt waren stets in der Ex-Bundeshauptstadt angesiedelt“, erklärt Lieder. Nach dem Berlin-Umzug hätten sich dann zwar die Strukturen und die Leitung, nicht aber der Standort geändert. Lieder sieht das als klaren Vorteil, denn von Bonn aus seien die meisten Musikeinheiten besser erreichbar als von der Spreemetropole aus.

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