Bedürftige Senioren in Bonn und der Region Sie hat selbst nichts und hilft doch anderen

Es sind bewegende Schicksale, unfassbare Geschichten von Krankheit, Leid und Unglück, die die Mitarbeiter des General-Anzeigers in diesen Tagen bei ihren Besuchen bei bedürftigen Senioren in Bonn und der Region hören.

 Engagement für die, denen es noch schlechter geht: Senioren helfen sich beim Einkauf.

Engagement für die, denen es noch schlechter geht: Senioren helfen sich beim Einkauf.

Foto: dpa

So ist es umso schöner, dass sie den alten Menschen mit der Spende vom Weihnachtslicht ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder Tränen der Rührung und Erleichterung erleben. All dies ist jedoch nur möglich, weil Tausende Spenderinnen und Spender die Aktion Weihnachtslicht wieder so engagiert und großherzig unterstützen.

Manuela J. hatte eine sichere Stelle bei einer großen Firma. Als sie heiratete und Kinder bekam, kümmerte sie sich hauptsächlich um die Familie, verdiente aber als Verkäuferin hinzu. Weil ihr Mann einen gut bezahlten Beruf hatte, war alles gut.

Doch dann starb er plötzlich mit nur 50 Jahren. Danach ging sie wieder arbeiten, doch nach einem schweren Unfall, mit anschließendem langen Krankenhausaufenthalt, konnte sie ihren Job nicht mehr ausüben. Seither lebt sie von der Witwenrente und ihrer eigenen kleinen Rente. Ihre zwei Töchter unterstützen die 76-Jährige nach Kräften, doch sie haben selbst nicht viel. Als Frau, die selber wenig hat, zeigt sie eine beeindruckende Hilfsbereitschaft: Statt zu Hause herumzusitzen, ist die Bonnerin viel unterwegs, hilft in Altenheimen, kauft für ältere Senioren ein und vieles mehr.

Erschöpft sinkt Loreta W. auf den Stuhl in der kleinen Wohnung. Sie ist damit beschäftigt, Kleider und Röcke zu ändern. "Ich habe in den letzten zwei Jahren durch eine seltene Erkrankung sehr viel Gewicht verloren. Jetzt habe ich vier Kleidergrößen kleiner. Nichts passt mehr", erzählt sie. 1992 ist die heute 68-Jährige aus Kasachstan nach Deutschland gekommen.

"Das Leben dort war nicht mehr zu ertragen. Armut, bedingt durch Arbeitslosigkeit und schlechte Versorgung, haben uns von dort vertrieben. Mein Vater hat trotz großer Schwierigkeiten Tag und Nacht gearbeitet, um uns Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen", berichtet sie. Die gute Ausbildung hat ihr in Deutschland schnell zu einem Arbeitsplatz in einer gemeinnützigen Organisation verholfen. Aber als die Zuwendungen nicht mehr so üppig flossen, war sie eine der ersten, die gehen musste.

Es fehlt an allen Ecken und Enden

Eine neue Arbeitsstelle war in ihrem Alter nicht mehr zu finden. So lebt Loreta W. heute von einer kleinen Rente. Nach Abzug der Miete und der laufenden Kosten bleiben ihr gerade einmal 200 Euro im Monat zum Leben. "Die Medikamente sind teuer, und jetzt brauchte ich dringend ein Paar orthopädische Schuhe. Die sind so teuer, die kann ich gar nicht bezahlen", seufzt sie. Aber es fehlt an allen Ecken und Enden. Auf Grund des starken Gewichtsverlustes ist ein neuer Wintermantel dringend nötig. Auch die Brille muss erneuert werden.

Cem Y. sitzt im Dunkeln, und das seit ein paar Tagen, seit der Energieversorger den Strom abgestellt hat. Der bucht den Betrag nämlich immer zum Monatsende ab. Seine kleine Rente, von der die Hälfte für die Miete fällig wird, kommt aber erst zum Ersten. Das hat bislang zwar funktioniert, doch als ihm neulich seine Doppelkochplatte kaputt ging, musste eine neue her. Und damit war das Konto am Monatsende nicht mehr gedeckt, und die Dinge nahmen ihren Lauf.

Dabei hatte alles ganz positiv begonnen: Cem Y. kam als junger Mann im Zuge des Anwerbeabkommens von einem Bauernhof in der Türkei nach Bonn. "Ich bin damals auf Einladung gekommen", sagt er stolz. "Und ich habe überall gearbeitet: in der Glasfirma, im Metallbetrieb, auf dem Bau. Wenn man aus der Landwirtschaft kommt, kann man alles."

In seinem Sommerurlaub hat er auf dem elterlichen Hof ausgeholfen, heiratete und brachte seine Frau mit nach Bonn. Sie wurde jedoch nie in dieser ihr fremden Kultur heimisch und kehrte in die Türkei zurück. Das ist jetzt 33 Jahre her - seitdem lebt er allein.

Cem Y. ist mit seinem Schicksal nicht allein in dem großen Wohnblock, in dem überwiegend alte Bonner leben. Sie haben ihr Leben lang gearbeitet und können heute kaum von ihrer Rente leben.

So suchen sie Kontakt zu den Nachbarn. In der Notgemeinschaft achten sie aufeinander und helfen sich, so gut es geht. Für Cem Y. kam die Unterstützung vom Weihnachtslicht quasi in letzter Sekunde: "Vielen Dank für die großartige Spende, jetzt kann ich den Strom bezahlen und mir einen Schrank kaufen", sagt er dankbar, und seine Hände zittern.

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