Kettelerschule in Dransdorf Senioren schlichten Schülerstreit

DRANSDORF · Wenn es unter den Schülern kracht, sind Gisela Reuter-Langbehn, Werner Ballhausen und Reinhard Volkmar die ersten Ansprechpartner in der Kettelerschule an der Siemensstraße. Seit April kommen die Senioren einmal pro Woche als Mediatoren in die Schule, um Streitigkeiten zu schlichten.

 Schlichten im Team: Die Schulmediatoren Gisela Reuter-Langbehn und Werner Ballhausen sowie mit den Schüler-Streitschlichtern Asma Shezodi (2.v.l.) und Ismael Maloko.

Schlichten im Team: Die Schulmediatoren Gisela Reuter-Langbehn und Werner Ballhausen sowie mit den Schüler-Streitschlichtern Asma Shezodi (2.v.l.) und Ismael Maloko.

Foto: Nicolas Ottersbach

In mehr als 40 Fällen haben sie bisher vermittelt, fast immer mit Erfolg. "Aber wir lösen keine Probleme, dass machen die Kinder selbst", sagt Ballhausen. Das Trio ist Teil des deutschlandweiten Programms "Seniorpartner in School", das Pensionäre als professionelle Mediatoren für Schulen ausbildet. Bereits 2010 finanzierte die Bürgerstiftung Bonn den ersten Ausbildungskurs für die Siebengebirgs- und die Carl-Schurz-Realschule in Bad Godesberg.

Reuter-Langbehn, Ballhausen und Volkmar absolvierten das 80stündige Seminar in Essen. "Viele Unternehmen, Stiftungen und Vereine fördern diese Kurse", sagte Jürgen Reske, Geschäftsführer der Bürgerstiftung. Pro Person kostet die Ausbildung bis zu 2500 Euro. Dafür verpflichten sich die Senior-Streitschlichter, mindestens anderthalb Jahre ihren Dienst an einer Schule zu tun.

Dass die Mediatoren nun auch an die Kettelerschule kommen, war der Wunsch von Lehrerin Katharina Hagen und Erzieherin Gudrun Spiller. "Sie unterstützen unsere eigenen Streitschlichter", sagte Hagen. Die Idee dazu kam den beiden in einer Arbeitsgemeinschaft, die das Schulklima verbessern sollte. Die zehnjährigen Streitschlichter Ismael Maloko und Asma Shezodi schätzen den Rat der Erwachsenen, die ihre Großeltern sein könnten.

Sie sind vor allem in den Pausen für die Schüler da. Die orange Kappe auf dem Kopf signalisiert, dass die Streitschlichter im Dienst sind. "Meist geht es um Fußball, Ärger unter Freunden oder Lästereien", sagt Ismael. Generell ähnele sich die Arbeit der kleinen und großen Streitschlichter sehr. Zuhören und Verständnis zeigen seien wichtig. "Dann geht es gar nicht mehr um die Sache, sondern die Gefühle der Kinder", sagt Ballhaus.

Das ist auch das, was er an der ehrenamtlichen Mediatorenarbeit schätzt. "Früher war ich Jurist, da ging es immer darum, wer Recht hat", sagt er. Diese Einstellung sei wenig zukunftsorientiert gewesen. "Jetzt kümmere ich mich darum, dass die Kinder untereinander auskommen."

Gisela Reuter-Langbehn, die selbst viele Enkel hat, kann auch im Privatleben viel mit der Ausbildung anfangen. "Im Gegenzug kann ich meine Lebenserfahrung an die Schüler weitergeben", sagt sie. Für alle drei ist klar, nicht nur anderthalb Jahre an der Schule zu helfen. Denn oft sind sie auch dafür da, sich die Sorgen der Kinder anzuhören.

Im September startet der nächste Mediatorenkurs. "Wir wollen noch mehr Bonner Schulen dieses Programm anbieten", so Reske. Dafür sucht die Bürgerstiftung derzeit Freiwillige über 55 Jahren.

Senioren schlichten

Das Projekt "Seniorpartner in School" (SiS) wurde 2001 in Berlin gegründet, mehrfach ausgezeichnet und ist in NRW in 17 Städten zu finden. Die Bonner Regionalgruppe sucht derzeit Verstärkung: Voraussetzung ist ein Mindestalter von 55 Jahren. Die Kosten für die Ausbild trägt der Verein SiS NRW. Die Streitschlichter verpflichten sich, mindestens 18 Monate Schulmediatoren zu sein.

Infos bei Jürgen Reske von der Bürgerstiftung Bonn unter 0228/6065116.

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