Bernhard Hoëcker in der Uni Bonn Sehnsucht nach der Spieltheorie

Bonn · Der Schauspieler und Komiker Bernhard Hoëcker erinnert sich auf Einladung des Magazins "Zeit Campus" an seine Studentenzeit in Bonn. Auch bei einem Nobelpreisträger saß er in der Übung.

 ZEIT-Redakteurin Leonie Seifert im Gespräch mit Bernhard Hoecker.

ZEIT-Redakteurin Leonie Seifert im Gespräch mit Bernhard Hoecker.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Mensa an der Nassestraße gab es Dienstagabend Spaghetti. Und Schweinegeschnetzeltes „mexikanisch“. Und Bernhard Hoëcker. Während auf der Etage darunter noch fleißig an der Füllung des Kohlenhydratspeichers gearbeitet wurde, hatte der Schauspieler und Entertainer oben im großen Saal mühelos die Stuhlreihen gefüllt und plauderte in der ihm eigenen Lockerheit über seinen Werdegang, seine Arbeit als Comedian und über Gott und die Welt.

Veranstalter war das Magazin „Zeit Campus“, das anlässlich seines zehnjährigen Bestehens mit dem „Campus Talk“ eine Gesprächsreihe in zwölf verschiedenen Hochschulorten organisiert hat. Vor Jahren hatten auf Einladung der Zeitschrift schon einmal zwei Zugpferde mit unleugbarem Stallgeruch den Saal gefüllt: Hoëckers Kollege Bastian Pastewka und der Journalist Ulrich Wickert, der einst ebenfalls in Bonn studierte.

Nun also Bernhard Hoëcker, der als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Bonn gezogen war, auf dem Clara-Schumann-Gymnasium das Abitur machte und in den 90er Jahren im Juridicum VWL studierte. Bis zum Vordiplom, danach habe er das Studium abgebrochen, wie er eilig bemerkte, als die Sprache darauf kam. „Früher sagte man ,abgebrochen', heute heißt das Bachelor“, klärte Hoëcker den anwesenden Akademikernachwuchs auf.

Durchaus habe aber auch er brav in der Bibliothek gesessen und für Klausuren gelernt und sich angesichts der Perspektive ins Hauptstudium geschleppt, an den Übungen eines leibhaftigen Nobelpreisträger wie Reinhard Selten teilnehmen zu können. Und inmitten der (von trockenem Humor durchsetzte) Fragestellung von Moderatorin Leonie Seifert ließ Hoëcker dann noch einige Namen und Begriffe fallen, die sich nur geprägt von Bonner Spezialitäten wie Spieltheorie und Ökonometrie in sein Gedächtnis haben einbrennen können.

Eigentlich habe er Statistik studieren wollen, das sei in einem eigenen Studiengang damals nur in Wiesbaden möglich gewesen, erzählte der 46-Jährige. Aus Bonn aber habe er nicht fortgewollt, weil sich seinerzeit bereits erste Erfolge mit der Gruppe „Comedy Crocodiles“ eingestellt hätten – etwa in Gestalt häufiger Auftritte im „Anno Tubac“ an der Kölnstraße.

Wann er eigentlich gemerkt habe, dass er lustig sei, wollte Leonie Seifert wissen. Hoëckers Antwort: Er habe „in der Schulzeit durch körperliche Überpräsenz nicht punkten können“ und versucht, das mit sprachlicher Raffinesse auszugleichen, sagte er, lästerte beiläufig noch über politisches Kabarett („linker Stammtisch“), verwahrte sich gegen die Vereinnahmung des „kleinen Mannes“ durch rechte Populisten – und freute sich unter Szeneapplaus sichtlich über das Gericht, das eine Mitarbeiterin des Bonner Studentenwerks coram publico am Moderatorentisch kredenzte: Nudeln mit Gulasch.

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