Travestiekünstler Curt Delander Schwul und katholisch

BONN · "Wenn ich bei meinem Metzger immer wieder schlecht bedient werde, dann geh ich da irgendwann nicht mehr hin", erklärte Curt Delander. "Das heißt aber nicht, dass ich dann kein Fleisch mehr esse." Das Bonner Künstler-Urgestein, dem am Dienstag im Alten Rathaus das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde, beschrieb mit dem Vergleich sein nicht immer spannungsfreies Verhältnis zur katholischen Kirche.

 Curt Delander (links) und Jürgen Nimptsch.

Curt Delander (links) und Jürgen Nimptsch.

Foto: Leif Kubik

Das habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, und die Annäherung zwischen katholischer Kirche und Homosexuellen ist ihm ein Anliegen. In Anwesenheit zahlreicher Freunde und Künstler überreichte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch dem 64-Jährigen die Medaille.

"Ich weiß, dass der Geehrte vor allem als Curt Delander bekannt ist - die Urkunde lautet jedoch nicht auf seinen Künstlernamen", begann Nimptsch seine kurze Rede: "Kurt Dedich, wie sein Geburtsname lautet, engagiert sich seit mehr als zwanzig Jahren im kulturellen und sozialen Bereich und hat damit auszeichnungswürdige Verdienste erworben", so der OB.

Dedich wurde 1950 in eine Bonner Künstlerfamilie hineingeboren. Die Mutter war Tänzerin, der Vater Opern- und Operettentenor am Bonner Theater. Der Sohn gründete in den 70er-Jahren eine Travestiegruppe und betrieb 13 Jahre lang die Kleinkunstbühne "Zarah L" in der Maxstraße, wo er in seiner Paraderolle als Zarah Leander zu sehen war. Durch seine künstlerische Tätigkeit stand er über Jahrzehnte in Verbindung zu Künstlern wie Zarah Leander, Johannes Heesters oder Marika Rökk; seine umfangreiche Sammlung an Kostümen und Erinnerungsstücken hat er dem Stadtmuseum gestiftet.

Darüber hinaus unterstützte er den 1992 gegründeten Verein für Hospizarbeit "Lighthouse" besonders in den Gründungsjahren intensiv. Bekennender Schwuler und Katholik zu sein, ist für ihn kein Gegensatz mehr: "Ich bin glücklich, in einer Pfarrei Mitglied zu sein, in der man merkt, dass sich von unten etwas bewegt", sagte er und verwies auf seine Gemeinde Sankt Petrus.

Wer Delander noch nie in seiner Rolle als Zarah Leander gesehen hat, kann das am 13. Dezember im Dialograum von Sankt Helena nachholen: "Von den Einnahmen werden wir Menschen, die an Heiligabend nicht wissen wohin, eine schöne Weihnachtsfeier bereiten", schloss Delander seine Danksagung. Davon habe er vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt.

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