Sanierung dauert zwei Jahre Das Bonner Münster ist geschlossen

Bonn · Die Basilika des Bonner Münsters ist geschlossen. Nach dem Gottesdienst am Sonntag schloss Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher die Tür symbolisch ab. Die Sanierung dauert mindestens zwei Jahre.

Noch einmal läuteten am Sonntagmittag die 260 Jahre alten Glocken des Bonner Münsters, nachdem Stadtdechant Wilfried Schumacher symbolisch die Türen verschlossen und den Schlüssel an Projektleiter Ägidius Strack und den Architekten Ulrich Hahn übergeben hatte. In feierlicher Prozession zogen die Teilnehmer des letzten Gottesdienstes, unter denen sich auch Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der griechisch-orthodoxe Erzpriester Sokratis Ntallis und der evangelische Pfarrer Joachim Gerhardt befanden, durch die Innenstadt nach Sankt Remigius, wo während der voraussichtlich zwei Jahre dauernden Generalsanierung der päpstlichen Basilika die Gottesdienste gefeiert werden. „So voll ist es nicht einmal zu Weihnachten, hat schon jemand gescherzt“, sagte Stadtdechant und Münster-Pfarrer Monsignore Wilfried Schumacher.

„Das Münster wird uns sehr fehlen“, ist Adelheid Schmitz (52) aus Pützchen überzeugt, die mit ihren Eltern die Messe besuchte. Auch beim Einkaufen springe sie mal für zwei Minuten hier herein. „Ich werde es sehr vermissen.“ In der Basilika schien es , als wollten sich viele der rund 1200 Gläubigen, die der Messe beiwohnten, noch einmal jedes Detail einprägen. Manche nutzten ihr Kommen, um eine Opferkerze anzuzünden, bis am Ende keine mehr übrig war. Noch einmal berührten viele Hände den Fuß der Muttergottes. In seiner Predigt sagte Schumacher, er sei tief bewegt darüber, „wie viele Menschen sich in den letzten Tagen zu dem Bonner Münster bekannt haben und mit uns traurig sind, dass wir diesen Ort für eine Zeit verlieren“. Doch der Geistliche zitierte ein Schild, das an der Wohnungstür des Papstes zu finden sei: „Vietato lamentarsi! Jammern verboten!“. Zwar finde die Gemeinde Obdach in Sankt Remigius und der evangelischen Schlosskirche der Universität, aber „wir werden zu Nomaden inmitten der Stadt“.

Die Basilika muss grundsaniert werden, und das ist bei laufendem Betrieb nicht möglich, erklärte Schumacher am Donnerstag bei einem Pressetermin vor Ort. Selbst die 260 Jahre alten Glocken müssen während der Bauzeit schweigen. „Das ist schon ein Einschnitt," sagte Schumacher, „nicht nur für uns, sondern auch für alle Menschen, von denen viele tagtäglich in diese Kirche kommen. Dieser Ort fällt jetzt für die kommenden zwei Jahre weg. Das ist wie bei einer Operation, bei der für eine gewisse Zeit das Herz stillgelegt werden muss“. Zeit, um sich den Gefühlen hinzugeben, habe er allerdings nicht, sagt er.

Vorerst letzter Gottesdienst im Bonner Münster

Die Remigiuskirche ist die Kirche der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und wird während der Bauzeit für Schumachers Gemeinde zur Ersatzheimat. Weil die Remigiuskirche auch Heimstatt der Kroatischen Gemeinde und Laientheologen ist, muss auf die bisher im Münster angebotene 10-Uhr-Messe verzichtet werden. „Trotzdem bin ich sehr froh, dass wir hierhin ausweichen können“, sagte Schumacher.

Ausweichquartiere auf Zeit

Als weiteres Ausweichquartier dient der Münsterpfarrei die evangelische Schlosskirche im Ostflügel der Universität, wo künftig jeden Sonntagabend die Heilige Messe gefeiert werden soll. Hausherr ist zurzeit der evangelische Theologieprofessor und Universitätsprediger Eberhard Hauschildt.

Voraussichtlich ab September kommt die Stiftskirche an der Kölnstraße 31 als dritte Kirche dazu. Dort soll die Heilige Messe sonntags um 10.30 Uhr Ersatz für die wegfallende 10-Uhr-Messe sein. „Darüber hinaus überlegen wir, wo wir als Kirche noch an anderen Stellen präsent sein können“, sagte Schumacher. Denn die Schließung des Münsters sei eine Herausforderung, aber auch eine Chance, mit Neuem zu beginnen. „Ich denke da an Freiluftgottesdienste auf dem Markt oder an Gottesdienste zum Beispiel in einem Kaufhaus.“

Bevor die Bauarbeiter voraussichtlich Anfang 2018 das Zepter im Münster in die Hand nehmen und vor allem Fassade, Boden, Dachstuhl sowie sämtliche Elektroanlagen von Grund auf sanieren, muss die Kirche zunächst ausgeräumt und vor Staub und Schmutz geschützt werden. Auch die Orgel wird teilweise abgebaut, teilweise eingehaust. Während der Bauzeit bleiben das Münster-Carré, der Münster-Laden und die Münster-Info geöffnet. Der Kreuzgang kann zeitweise genutzt werden.

Über den Stand der Sanierung, die rund 20 Millionen Euro kosten soll – das Gros trägt das Erzbistum Köln – kann man sich im Internet unter bonner-muenster.de/sanierung informieren. Wer eine Steinpatenschaft übernehmen möchte, findet dazu nähere Informationen auf mein-bonner-muenster.de.

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