Abi-Streich anno 1953 Schweigemarsch statt Randale

BONN · Angesichts der aktuellen Diskussion über die Abi-Streiche erinnert sich GA-Leser Walter Peffekoven an seinen eigenen Abschied von der Schulzeit.

 Abistreich 1953: Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums tragen ihre Klasuren zu Grabe.

Abistreich 1953: Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums tragen ihre Klasuren zu Grabe.

Foto: Walter Peffekoven

Unter dem Titel „Schweigemarsch anstelle von Randale“ schildert der Absolvent des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) dem GA seine Erlebnisse. „Unsere Abi-Klasse 1953 des EMA traf sich im schwarzen Anzug – und soweit vorhanden – mit Zylinder am Salvator. In einem selbst gezimmerten Sarg, beklebt mit den Umschlägen unserer Klausurhefte, trugen wir in einem Schweigemarsch durch Bonn die Klausuren zu Grabe. Genau gesagt, trugen wir den Sarg zur Rheinbrücke und versenkten ihn im Rhein“, berichtet Peffekoven.

Diese Aktion rief schon damals nicht nur Zustimmung hervor. „An einem Sonntagmorgen in einer damals noch autoarmen Stadt waren wir kein Verkehrshindernis. Besorgte Bürger informierten dennoch die Polizei, weil sie glaubten, unser Marsch habe einen politischen Grund – Stalin war am Vortag gestorben“, sagt Peffekoven.

Die Polizisten, die 1953 noch im VW-Käfer anrollten, fanden die Schülerprozession offenbar originell. „Sie fuhren zur Sicherung vorneweg. Ein Lob der Polizei als Freund und Helfer. Unsere Schulleitung hatte weniger Verständnis für uns. Hätten sie damals erahnt, was Abiturienten heute anstellen, hätten sie uns sicher für unsere friedliche Demonstration der Freude über das bestandene Abitur gelobt“, meint Peffekoven.

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