Festspielhaus Bonn Schwarz-Grün ist skeptisch

Eine Rede, die noch gar nicht gehalten ist, sorgt für Wirbel im politischen Bonn. Zur Eröffnung des Beethovenfestes will OB Nimptsch drei mögliche Standorte für das Festspielhaus nennen.

 Die (nicht maßstabsgetreuen) Fotomontagen zeigen die Siegerentwürfe an drei möglichen Standorten: Zaha Hadids "Diamant" auf dem Grundstück des Pavillons neben dem Post Tower.

Die (nicht maßstabsgetreuen) Fotomontagen zeigen die Siegerentwürfe an drei möglichen Standorten: Zaha Hadids "Diamant" auf dem Grundstück des Pavillons neben dem Post Tower.

Foto: Max Malsch

Bonn. Eine Rede, die noch gar nicht gehalten ist, sorgt für Wirbel im politischen Bonn. Zur Eröffnung des Beethovenfestes will Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch am Freitag nach GA-Informationen drei mögliche Standorte für das Festspielhaus nennen: die Beethovenhalle, die Oper und eine Fläche in der Rheinaue.

Die schwarz-grüne Ratsmehrheit wirft Nimptsch vor, mit seinem Vorstoß dem Ansehen der Stadt zu schaden. "Wir haben die Sorge, dass der Oberbürgermeister, nachdem er das Projekt 2010 im Alleingang auf Eis gelegt hat, einer seriös abwägenden Diskussion über Chancen und - insbesondere finanzielle - Risiken erneut einen Bärendienst erweist", erklärten die Fraktionsvorsitzenden Klaus-Peter Gilles und Dorothee Paß-Weingartz (Grüne).

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Zeit zum Handeln"Aus Sicht der Koalitionsspitze sind zu viele Fragen offen: Wer finanziert Bau und Betrieb des Festspielhauses? Wer trägt die Defizit-Risiken? Wie passt es ins kulturpolitische Gesamtkonzept Bonns? Diese Grundlagen müsse die Verwaltung klären, bevor der Rat entscheiden könne. Entsprechende Vorlagen sind für Oktober angekündigt.

Gestern Abend der nächste Rückschlag für das Festspielhaus: Die Postbank erklärte ihren Rückzug aus dem Projekt. Ursprünglich wollte der Dax-Konzern 20 Prozent der auf zunächst 80 Millionen Euro berechneten Baukosten übernehmen, während Post und Telekom je 40 Prozent schultern wollten. Die Telekom ist heute nur noch bereit, den laufenden Betrieb eines Festspielhauses zu unterstützen.

Bei der Post gilt die Zusage von Vorstandschef Frank Appel, ein "Festspielhaus von Weltformat" im Herzen Bonns mitzufinanzieren, offenbar weiter. Betrieben werden soll das Festspielhaus durch eine Stiftung, für die der Bund 39 Millionen Euro bewilligt hat. Das Jahresdefizit liegt laut Machbarkeitsstudie je nach Nutzungskonzept zwischen 5 und 6,5 Millionen Euro. 2009 ging die Stadtverwaltung noch davon aus, dass Bonn jährlich 3 Millionen Euro zuschießen würde.

An jedem der drei Standorte, die Nimptsch vorschlägt, müssten Probleme gelöst werden:

  • Beethovenhalle: Gegen einen Abriss gibt es massiven Widerstand aus der Bevölkerung. Er wäre wohl nur mit einem Bürgerentscheid durchzusetzen - mit ungewissem Ausgang. Die Halle hat laut Verwaltung einen Sanierungsbedarf von 5 Millionen Euro.
  • Rheinaue (Pavillon neben dem Post Tower): Das Grundstück liegt nicht im Herzen der Stadt. Die Kommune könnte kaum Zuschüsse für den Betrieb aufbringen, weil die hohen Kosten für Operngebäude und Beethovenhalle weiterlaufen würden.
  • Oper: Für Instandhaltung und Erneuerung der Bühnentechnik rechnet die Verwaltung bis 2020 mit Ausgaben von 16 Millionen Euro. Würde die Oper abgerissen, um Platz fürs Festspielhaus zu schaffen, wäre das wohl das Ende für den eigenen Opernbetrieb in Bonn. Sowohl der Bund als auch die Investoren haben in der Vergangenheit signalisiert, dass sie nur ein reines Konzert- und kein Mehrspartenhaus unterstützen. Nimptsch erwägt deshalb offenbar, mit der Kölner Oper zu kooperieren. Ohne eigene Oper würde jedoch das Beethoven-Orchester in Schwierigkeiten geraten, das einen Großteil seiner Auftritte im Opernprogramm absolviert.
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