Schülerbrief an Bonns Oberbürgermeister Schul-Ruderer mahnen neues Bootshaus an

Bonn · Jugendclub am Friedrich-Ebert-Gymnasium wartet im dritten Jahr auf ein neues Bootshaus. Boote lager derzeit im Viktoriabad. Stadt sieht keinen finanziellen Spielraum.

 Seit zwei Wintern lagert der Schülerjugendclub am Friedrich-Ebert-Gymnasium seine Boote im Viktoriabad. Für die Rudersaison ist das keine Lösung.

Seit zwei Wintern lagert der Schülerjugendclub am Friedrich-Ebert-Gymnasium seine Boote im Viktoriabad. Für die Rudersaison ist das keine Lösung.

Foto: Martin Wein

Die „Freiheit“ hat kräftig Wasser gezogen. Der Karbonfaserhaut sieht man es nicht an. Aber die hölzernen Scheuerborde des Ruderbootes mit dem klangvollen Namen „Liberté“ sind vollkommen aufgeplatzt und abgesplittert. Wer da anfasst, zieht sich unweigerlich Holzsplitter in die Finger. Monate in Regen und Sonnenschein haben das Holz angegriffen. Nicht um alle 17 Boote des Schülerruderclubs am Friedrich-Ebert-Gymnasium (SRC) steht es so schlecht. „Aber wenn nicht bald etwas geschieht, können wir den Ruderbetrieb einstellen“, sagt Vereinsmitglied Hannah Spies.

In der dritten Saison sucht der Schülerclub mit 60-jähriger Geschichte nun in Bonn eine neue Bleibe. Ursprünglich hatten die Jugendlichen ein eigenes Bootshaus, das die Stadt Bonn dann aber für den Ausbau der Gronau zum Regierungsviertel abreißen ließ. Dafür zogen sie unters Dach des Universitäts-Ruderclubs am Beueler Rheinufer. Der aber kündigte 2014 den Vertrag und baute lieber ein Fitnessstudio ein.

Ex-Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und sein Nachfolger Alexander Sridharan versprachen persönlich Abhilfe. Passiert ist seither nichts. Die Boote wanderten von Provisorium zu Provisorium. Im vergangenen Sommer stand ein Anhänger mit acht Booten ungeschützt auf dem Grundstück des Rudervereins am Pädagogium in Rüngsdorf. Dessen Bootshaus in unmittelbarer Nähe zum Panoramabad ist leider selbst sehr beengt. Unbekannte fackelten mehrere Skulls, die Ruder, ab. Auch das Wetter richtete großen Schaden an.

Transport zum Rhein ist aufwendig

Jetzt haben die Schüler sich in einem offenen Brief an den OB und weitere politische Mandatsträger gewandt. „Wir bitten um Ihre Unterstützung, da uns das Rudern, aber vor allem auch das Vereinsleben sehr am Herzen liegt“, schreiben die rund 30 Schüler darin, die von einem Förderverein Ehemaliger mit etwa 70 Mitgliedern unterstützt werden.

Bis zum Saisonstart liegen die Gig-Boote und die schnelleren Rennboote wie schon im Winter zuvor rund um das Sportbecken im Viktoriabad. Die Skulls lagern im Kinderbecken. Auch der Ruderclub des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums lagert hier sein Material. Da die Boote samt Ruderaufsatz nicht durch die Tür passen, können die Schüler sie nicht zweimal pro Woche von hier aus zum Training ans Rheinufer bringen. „Das würde auch sehr viel Zeit kosten – und es gibt keinen Steg in der Nähe“, erklärt Jael Keck, die die elfte Klasse besucht.

Die Stadtverwaltung sieht für den Club auf Nachfrage keine Zukunft. Zwar könne das Viktoriabad bis auf Weiteres genutzt werden. Der Neubau eines Bootshauses schlage bei der nötigen Größe aber mit einer halben Million Euro Bau- und 100 000 Euro Planungskosten zu Buche, berichtet Andrea Schulte aus dem Presseamt. „Dafür stehen weder Mittel zur Verfügung, noch gibt es einen geeigneten rheinnahen Standort, den die Verwaltung zur Verfügung stellen könnte.“

Kein Interesse an Fusion

Man habe den Stadtsportbund gebeten, unter seinen Mitgliedsvereinen nach einem zu suchen, bei dem die FEG-Schüler unterkommen können.“Vielleicht sogar als Nachwuchsmannschaft“, so Schulte. Tatsächlich wäre der Bonner Ruderverein von 1882 wohl dazu bereit. „Viele unserer Vereinsmitglieder sind ehemalige Schülerruderer. Viele rudern nun seit mehr als 40 Jahren und alle sind dankbar, dass sie diese Möglichkeiten zu Schulzeiten geboten bekommen haben“, wandte sich Vereinsvorsitzende Irmgard Schuppert bereits an den Stadtsportbund. „Es liegt uns daher sehr am Herzen, dass das Schülerrudern in Bonn weiter aufrecht erhalten wird.“

Bei den Jugendlichen vom Friedrich-Ebert-Gymnasium stößt die Idee auf Skepsis. Sie möchten ihren eigenen Verein erhalten. „Wir möchten vor allem nicht den Leistungsgedanken betonen, sondern sehen uns als Freizeitruderer“, sagt Hannah Spies, die in diesem Sommer Abitur macht und auf viele gemeinsame Ruderwanderfahrten zurückblickt. Einfach in einem anderen Verein aufgehen wolle der SRC nicht, glaubt sie. Die Freiheit führt das schnittige SRC-Boot schließlich im Namen.

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