Kommentar zum Leerstand städtischer Häuser Schlechtes Vorbild

Meinung | Bonn · Manchmal scheint in der Bonner Stadtverwaltung ein Gespür dafür zu fehlen, welche Themen die Menschen in dieser Stadt - mit Recht - auf die Palme bringen könnten. Leerstehende und verfallende Häuser im Eigentum der Kommune gehören auf jeden Fall dazu.

Die Gebäude, die Wohnzwecken dienen könnten, würden den angespannten Mietermarkt zwar nur minimal entlasten. Die Stadt gibt aber ein maximal schlechtes Beispiel für Private und Unternehmer, wenn sie die eigenen Häuser derart verkommen lässt. Eigentum verpflichtet – das gilt erst recht, wenn man das Eigentum der Steuerzahler zu treuen Händen hält.

Klar, manches Projekt lässt sich nur schwer beschleunigen. Etwa beim alten Schlachthof, über den die Stadt noch mit einer Investorengruppe verhandelt. Oder beim Viktoriabad, dessen Schicksal auch nach der Bürgerwerkstatt zum Viktoriaviertel offen ist.

Aber bei anderen Beispielen reibt man sich ungläubig die Augen. Da vergammeln mitten im Zentrum an der Budapester Straße zwei große Häuser, die auch noch unter Denkmalschutz stehen – und die Stadt benötigt sieben Jahre, um zu prüfen, ob sie die Räume selbst nutzen kann und will? Nur, um jetzt doch den Verkauf vorzuschlagen? Das kann nicht nur schneller gehen, sondern das muss es.

Der Flaschenhals scheint wie so häufig das Städtische Gebäudemanagement zu sein – was keinen Vorwurf an dessen Mitarbeiter darstellt. Das SGB ist schlicht überlastet, mit Großprojekten wie der Beethovenhalle, dem Neubau von Schulgebäuden und Kindergärten, der Instandhaltung aller kommunalen Häuser. Und mit Oper, Kammerspielen und Stadthaus stehen in den nächsten Jahren weitere Mammutaufgaben an.

Das SGB braucht mehr Personal, ausreichendes Budget und eine optimierte Struktur (an der in der Stadtverwaltung derzeit gearbeitet wird). Sonst werden in Bonn noch mehr öffentliche Werte durch Unterlassen vernichtet.

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