Malentes Theater Palast Schlager-Show und Schnittchen bei der Premiere

Bad Godesberg · Das historische Spiegelzelt in Bad Godesberg ist eröffnet. Das Stück „Mit 17 hat man noch Träume“ führt geradewegs in die 60er Jahre.

 Auf in die schrill-spießigen 60er jahre.

Auf in die schrill-spießigen 60er jahre.

Foto: Sebastian Tews

„Egon, es hat geklingelt. Ich stecke noch mit beiden Händen im Schnittchenteller, und der Waldorfsalat ist auch noch nicht fertig.“ Schon mit dem ersten Satz von Mutter Renate wird das Publikum mitten in die 60er Jahre katapultiert. Was als Fernsehabend unter Freunden beginnt, entwickelt sich zu einer temporeichen, bunten Schlager-Revue. Am Donnerstagabend feierte Malentes Theater Palast Premiere zu „Mit 17 hat man noch Träume“ im historischen Spiegelzelt. Die Gäste waren spontan begeistert, sprachen Werbetexte mit und badeten in Schlagermelodien.

Die Direktoren Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke haben als Familie Malente drei großartige und wandlungsfähige Sängerinnen an ihrer Seite: Stephanie Lamm, Sandra Bitterli und Vera Marhold. Dass die Musik vom Band kommt, stört ebenso wenig wie die verkehrsgünstige Lage. Was draußen ist, gerät in der Glitzerwelt schnell in Vergessenheit.

Die kleine Bühne erweist sich als äußerst wandlungsfähig, und die flott gewechselten Perücken, Kostüme und Requisiten scheinen unerschöpflich zu sein. Es geht vom „schönen Mexiko“ nach London und in den wilden Westen, es gibt ein Wiedersehen mit Edgar-Wallace-Filmen, Sportstudio und ZDF-Hitparade, mit Howard Carpendale, Vico Torriani und Peggy March. Klassiker werden zitiert wie Heinz Erhards Liebeswerben mit G („Gerade Gewürzgurke gegessen“) und die Palmolive-Werbung („Sie baden gerade ihr Hände drin“). Das Stück „Mit 17 hat man noch Träume“ ist Blick in die spießigen deutschen Wohnzimmer der 60er Jahre und unterhaltsamer Geschichtsunterricht zugleich.

Eröffnung des Spiegelzeltes in Bad Godesberg
14 Bilder

Eröffnung des Spiegelzeltes in Bad Godesberg

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Ironische Seitenhiebe auf die 60er Jahre

Dabei wird das Jahrzehnt nicht verklärt. Unter der zuckersüßen Oberfläche blitzt Ironie hervor, die Gesellschaft wird kalauernd entlarvt („Was zeigt man einer Frau, die ein Jahr unfallfrei fährt? Den zweiten Gang“). Lokalkolorit darf nicht fehlen: Tochter Lore bekommt ein Fläschchen 4711 geschenkt und Freundin Ingrid meint mit Blick auf die gemeinsame Englandreise: „Dieser Linksverkehr – ich habe das gestern zwischen Godesberg und Endenich mal ausprobiert. Lebensgefährlich!“

In der ersten Reihe sangen Italienerin Margie Kinsky und Südtiroler Konrad Beikircher bei „Azzuro“ mit. Ehemann und Kabarettistenkollege Bill Mockridge freute sich über „Nostalgie mit Augenzwinkern“. Er wird ab November im Wechsel mit Walter Ullrich als Kaiser im „Weißen Rössl“ zu sehen sein, der zweiten Produktion in Malentes Theater Palast. Mentor Ullrich, der die Malentes schon zu Beginn ihrer Karriere in seinem Kleinen Theater auftreten ließ, fand die Show „wunderbar“.

Nach der Premiere sagten die Direktoren, die am selben Tag ihren fünften Hochzeitstag feierten: „Wir sind angekommen. Malentes Theater Palast ist da und jetzt wird gefeiert.“ Natürlich mit Schnittchen und Käseigel.

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