Wenn Menschen auf Menschen treffen Schülerin des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums Bonn ist Autorin

Ückesdorf · Die 17-jährige Anna Schramm hat ein beeindruckendes Theaterstück geschrieben. Es geht um die Todesmärsche kurz vor Ende des Krieges. An diesem Donnerstag ist Aufführung in Ückesdorf.

 Anna Schramm

Anna Schramm

Foto: privat

Er, Sie, Nummer 110605: Die Handlung des Theaterstücks ist sehr bedrückend. „Deshalb habe ich bewusst darauf verzichtet, den Hauptprotagonisten Namen zu geben“, erklärt Anna Schramm. Was heißt es, ein Mensch zu sein, und was macht das Menschliche in uns aus? Mit dieser Frage hat sich die 17-jährige Schülerin des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums in Ückesdorf in den vergangenen Wochen intensiv beschäftigt. Im Rahmen der Vorbereitung auf ihr Abitur hat sie ein Drama geschrieben, das am Donnerstag in der Aula der Schule aufgeführt wird.

„Die Handlung spielt 1945 und thematisiert die Todesmärsche. Diese dienten der Evakuierung der Häftlinge aus den KZs, damit sie den Alliierten nicht in die Hände fielen“, so die junge Autorin über den Inhalt. Für ihr erstes Theaterstück hat sie drei Hauptcharaktere gewählt: einen Nazi (Er), der den Marsch beaufsichtigt, einen Juden (Nummer 110605), der mitlaufen muss, und eine deutsche Frau (Sie) aus der Bevölkerung, die den Marsch beobachtet.

„Grundsätzlich beschäftigt sich das Stück mit der Menschlichkeit und inwiefern man sie bei den Protagonisten findet. Das Handeln der Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg war unmenschlich und grausam. Aber was leitet einen Soldaten zu einem solchen Verhalten? Konnten die Nazis und auch die deutsche Bevölkerung nach dem, was im Dritten Reich passierte, mit ihrem Gewissen leben? Und die wichtigste Frage: Kann ein Mensch, in diesem Fall ein Jude, der Jahre lang gedemütigt und erniedrigt wurde, vergeben?“, beschreibt Schramm die Intension des Stücks. Schon in der Vergangenheit hat die 17-Jährige verschiedene Geschichten verfasst. Derzeit schreibt sie an einem Roman, der sich ebenfalls mit einem Weltkrieg beschäftigt. „Die Handlung spielt allerdings in der Zukunft“, verrät sie.

Sie würde gerne Schauspiel studieren

Seit den Weihnachtsferien hat Schramm intensiv an ihrer Arbeit gesessen. Dabei hatte sie ursprünglich gar nicht geplant, ihre Überlegungen in einem Theaterstück zu bündeln. Denn eigentlich wollte die 17-Jährige, die Deutsch und Englisch als Leistungskurs belegt hat, mit ihrem Drama nur eine „besondere Lernleistung für das Abitur“ und damit einen besseren Notendurchschnitt erreichen. Das ist ihr nur allzu gut gelungen. Denn: „Für die Arbeit habe ich eine Eins bekommen. Schnell wurde ich dann gefragt, ob wir das Stück nicht aufführen wollen“, erzählt sie.

Anna Schramm ist jedoch nicht nur die Autorin, sondern sie führt außerdem Regie und spielt selbst die Rolle des Juden. Und dann haben ihre Mitschüler von der Q2 verschiedene Rollen übernommen. „Nicht nur das Schreiben des Stücks hat mir unheimlich viel Freude gemacht. Sondern auch die Vorbereitung der Aufführung“, sagt sie. Deshalb weiß sie jetzt mehr denn je, wie es nach dem Abitur im Sommer weitergehen soll. „Ich würde gerne Schauspiel studieren. Vielleicht sogar im Ausland. Damit würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen“, beschreibt sie ihre Zukunftspläne.

Das Theaterstück „Wenn Menschen auf Menschen treffen“ wird diesen Donnerstag, 1. Februar, ab 19.30 Uhr in der Aula des CvO, Im Schmalzacker 49, aufgeführt. Der Eintritt ist frei.

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