KOMMENTAR Sauberkeit kostet Geld

Bonn · Die Stadt Bonn stellt zu wenig Geld für die Reinigung der Schulen bereit. Und es gibt Hinweise, dass sie von ihren Auftragnehmern zu viel abverlangt. Wie ist eine Lösung möglich?

Der gute Wille ist da. Nachdem das Städtische Gebäudemanagement Bonn (SGB) die ständigen Klagen über mangelnde Hygiene in Schulen und Kindergärten jahrelang mehr oder weniger vom Tisch gewischt hat, legt sich die Behörde nun stärker ins Zeug. SGB-Chefin Marion Duisberg hat einen Gebäudereinigungsmeister angestellt, um die Qualitätskontrollen zu verbessern. Und sie nimmt persönlich an den neuen Arbeitskreissitzungen mit Vertretern von Schulen, Elternschaft und Reinigungsfirmen teil. Das zeigt, dass das SGB das Thema endlich ernst nimmt – es geht schließlich um nicht weniger als eine gesunde Umgebung für Tausende von Kindern und Jugendlichen.

Den SGB-Vorstoß, die Eltern an den Kosten für eine gründlichere Toilettenreinigung zu beteiligen, haben die Schulen allerdings zu Recht abgelehnt. Die Eltern zahlen Steuern und dürfen erwarten, dass die Stadt ihre Aufgaben erfüllt – saubere Schulräume gehören dazu. Deshalb ist auch das Pilotprojekt in Tannenbusch fragwürdig, bei dem Putzkapazitäten schlicht in die Toiletten verlagert werden sollen. Motto: Das WC wird hygienischer, der Flur schmutziger.

Nein, das Kernproblem ist, dass die Stadt zu wenig Geld für eine auskömmliche Reinigung bereitstellt. Was seltsam unausgewogen erscheint, wenn eine Kommune gleichzeitig jedes Jahr Millionen in Oper, Orchester, Sportförderung oder Kunstmuseum steckt. Wieder eigene Putzkräfte einzustellen, wäre andererseits eine zwar sozial begrüßenswerte, für die Stadt aber zu teure Lösung. Die Zahl der Stadtmitarbeiter wächst ohnehin schon stark an – und damit die Hebelwirkung der Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst. Diese sorgen alle zwei Jahre dafür, dass die Ausgaben der Stadt explodieren. Wer auf die preiswertere Fremdvergabe der Reinigung setzt, muss aber auch realistische Zeitvorgaben machen, um die Putzkräfte nicht zu überfordern. Seit Jahren gibt es Hinweise von Experten, dass die Stadt Bonn an dieser Stelle von ihren Auftragnehmern zu viel verlangt – und damit in den Ausschreibungen Dumpingangebote provoziert. Putzmängel sind die logische Folge.

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