Verzögerungen und Mehrkosten für Bonn Sanierungskosten der Beethovenhalle steigen wohl erneut

Bonn · Die Stadt Bonn geht von weiteren Verzögerungen und Mehrkosten für die Sanierung der Beethovenhalle aus. Neue Schwierigkeiten treiben diese in unbekannte Höhe.

Die Sanierungskosten der Beethovenhalle nähern sich immer mehr der Marke von 100 Millionen Euro. Die Prognose steigt von rund 94 Millionen (Stand September) auf 96,5 Millionen Euro, wie die Stadtverwaltung am Mittwoch mitteilte. Rechnet man die reduzierte Umsatzsteuer hinzu, liegt die Gesamtsumme bei 97,96 Euro.

Ursachen sind laut Stadt unter anderem Zusatzleistungen beim Rohbau, der Betonsanierung, bei der Küchentechnik sowie der Fachplanung für die technische Gebäude-Ausstattung, das Tragwerk und die Objektplanung. Mit weiteren Steigerungen ist zu rechnen, und auch die mehrfach verschobene Fertigstellung im April 2020 steht auf tönernen Füßen.

Schwierigkeiten im Baugrund

Noch nicht eingepreist sind zum Beispiel erneute Schwierigkeiten im Baugrund, die nach Stadtangaben zeitweise zur Sperrung von Teilen der Baustelle geführt haben. Es geht um die Verbindung zwischen dem neuen, zum Teil unterirdischen Technikbauwerk an der Wachsbleiche und dem denkmalgeschützten Altbau. Für den Verbindungstunnel zwischen beiden Gebäudeteilen musste im Erdreich die alte Stadtmauer durchbrochen werden. An den Abbruchkanten hätten sich Risse und Abplatzungen gebildet, so die Stadt. Dadurch habe sich die Fuge zwischen Stadtmauer und Beethovenhalle geöffnet.

Nach Einschätzung von Fachleuten, schreibt die Verwaltung weiter, sei es „durch die für die Durchbrüche angebrachten Abfangkonstruktionen der Wandscheiben oberhalb des Tunnels zu Setzungen der Bauteile in Folge von Lasterhöhungen gekommen“. Diese Schäden seien trotz vorher erfolgter Kernbohrungen nicht vorhersehbar gewesen. Aus Sicherheitsgründen habe die Bauleitung die Baugrube des neuen Treppenhauses sowie den Durchgang durch die alte Stadtmauer vorübergehend gesperrt. Erste Sicherungsmaßnahmen seien umgesetzt, weitere würden folgen.

Stadt leidet unter hohen Preisen

Das Problem wird nach Stadtangaben „zwangsläufig“ zu höheren Kosten und weiterem Zeitverzug führen. Was das konkret heißt: noch unklar. Zu den bisher bezifferten 96,5 Millionen Euro dürften neben diesen Zusatzkosten auch Nachforderungen von beteiligten Baufirmen kommen. Diese summieren sich laut einer städtischen Mitteilungsvorlage für den zuständigen Projektbeirat derzeit auf rund fünf Millionen Euro. Die Verwaltung betont allerdings, dass die Firmen ihre Forderungen in der Regel nicht voll durchsetzen können. Das Städtische Gebäudemanagement prüft die sogenannten Nachträge. Die Stadt leidet weiterhin unter hohen Preisen der Fachfirmen. Eine Ausschreibung für Parkettarbeiten musste sie aufheben, weil selbst der billigste Bieter 130 Prozent über den Preisen des Leistungsverzeichnisses lag. Die Ausschreibung wird wiederholt.

Ob die Beethovenhalle wenigstens in der zweiten Hälfte des Beethoven-Jubiläumsjahres 2020 für Konzerte genutzt werden kann, steht noch in den Sternen. Neben dem aktuellen Stadtmauer-Problem gibt es laut Stadt auch Schwierigkeiten mit dem Terminplan der Architekten (siehe auch „Konflikte mit den Objektplanern“): Bei einer Überprüfung hätten sich „inhaltliche Unstimmigkeiten“ gezeigt, die „deutliche Zweifel an der Gesamtaussagekraft“ der Terminplanung wecken, heißt es in der städtischen Vorlage. Die Architekten seien der Forderung, bis 31. Oktober eine aktualisierte Fassung vorzulegen, bis diese Woche nicht nachgekommen.

Die Stadt berichtet aber auch vom Baufortschritt in der Halle selbst: So seien Tiefbauarbeiten, Baugrundverbesserungen und Verlegung der Grundleitungen nahezu abgeschlossen. Im früheren Studio – dem künftigen Proberaum des Beethoven Orchesters – werde das Erdreich ausgehoben.

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