Rund 200 Millionen Euro Kosten Sanierung des Stadthauses bleibt strittig

BONN · Zur geplanten Sanierung des Stadthauses ist anscheinend doch noch nicht das letzte Wort gesprochen. Das wurde am Dienstagabend in der Sitzung des Projektbeirates Stadthaus deutlich.

Die SPD gab mit einem Dringlichkeitsantrag den Anstoß für eine Debatte, die schließlich mehr als zwei Stunden dauerte: Ist eine Sanierung des Stadthauses - Anfang der 1970er Jahre erbaut und aufgrund von mangelnder Instandhaltung inzwischen ziemlich marode - wirklich die wirtschaftlichste Lösung?

Oder könnten andere Varianten den Steuerzahler nicht doch preiswerter kommen?, will die SPD-Ratsfraktion wissen. Geprüft haben will sie deshalb unter anderem auch die Kosten für Abriss und Neubau des Stadthauses an anderer Stelle in Bonn.

Stein des Anstoßes ist ein von der Verwaltung erst jetzt veröffentlichtes Papier eines externen Gutachters. Danach soll, wie berichtet, die Sanierung des maroden Verwaltungsbaus am Berliner Platz rund 21 Millionen Euro teurer werden, als die Verwaltung bisher geschätzt hat.

Die SPD kommt damit unterm Strich auf rund 200 Millionen Euro an Sanierungskosten und hat Sorge, dass die "modifizierte" Sanierung, wie sie der Verwaltung vorschwebt, am Ende "ein Fass ohne Boden" werde, sagte Ratsherr Dieter Schaper. "Ich sehe doch schon jetzt die Drei vor der Gesamtsumme", unkte Schaper.

Marion Duisberg und Willi Schmidt vom Städtischen Gebäudemanagement (SGB) korrigierten Schaper zwar. Die bisher nur grob kalkulierten Sanierungskosten beliefen sich nach der externen Plausibilitätsprüfung auf 158 Millionen Euro. Auf 200 Millionen Euro summierten sich die Kosten erst, wenn man die 42 Millionen Euro hinzurechne, die eine ebenfalls geplante Randbebauung entlang der Max- und Weyerstraße kosten würde.

Ursprünglich sollten die Sanierungskosten sogar - ebenfalls grob geschätzt - nur bei rund 75 Millionen Euro liegen, doch damals hatte das SGB eine zu niedrige Nutzfläche zugrunde gelegt.

Obgleich die schwarz-grüne Ratsmehrheit das Anliegen der SPD nachvollziehen kann, sieht sie faktisch keine andere Möglichkeit, als im Bestand zu sanieren. "Für uns gehört die Stadtverwaltung an eine zentrale Stelle", sagte Hartmut Lohmeyer (Grüne), "und ich sehe kein Grundstück, das geeignet wäre, dort einen Neubau zu errichten."

Arno Hospes (CDU) würde am liebsten die Diskussion um das Stadthaus komplett beenden und die Verwaltung planen lassen. Was sie allerdings aufgrund der Haushaltslage erst ab 2015 aktiv angehen kann. Bis dahin sollen aber unaufschiebbare Sanierungsmaßnahmen, wie derzeit bei den Aufzügen, umgesetzt werden.

Trotzdem verbuchte Schaper am Ende der Sitzung einen Teilerfolg für seine Fraktion. Der Projektbeirat unter Leitung von Reinhard Limbach (CDU) vertagte das Thema. Und Marion Duisberg versprach, bis zum nächsten Jahr hinsichtlich der Zahlen für mehr Klarheit zu sorgen. Dann werde man sehen, ob eine Sanierung, wie sie derzeit das SGB favorisiert, wirklich der Weisheit letzter Schluss sei.

Duisberg und Schmidt sind allerdings davon überzeugt, dass die Sanierung für die bisher kalkulierte Summe plus eines Aufschlags für die jährliche Baukostensteigerung zu machen sei. "Schließlich kennen wir das Haus zu 95 Prozent", sagte Schmidt, deshalb wisse man, worauf man sich einlasse.

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