An Krawallen in Lannesdorf beteiligt Salafisten-Brüderpaar aus Bonn im Irak getötet

BONN · Zwei Islamisten aus Bonn sind bei einem US-Luftangriff im Nordirak getötet worden. Einer der beiden Brüder ist der als Lannesdorfer Steinewerfer angeklagte Ömer D., der einer der meistgesuchten Köpfe des IS war.

Jahrelang ließ die Bonner Justiz nach dem mutmaßlichen Steinewerfer von Lannesdorf, Ömer D., der bei der Demo am 5. Mai 2012 Polizisten attackiert hatte, mit internationalem Haftbefehl fahnden: Der damals 24-Jährige war 2014 zu seinem Prozess vor dem Amtsgericht wegen schweren Landfriedensbruchs und Widerstands gegen die Staatsgewalt nicht aufgetaucht. Anfang August nun erhielt der zuständige Richter die Mitteilung: Ömer D. und sein Bruder Yusuf wurden am 26. Oktober 2017 im Nordirak bei einem US-Luftangriff getötet. Das teilte Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann in ihrer Funktion als Pressesprecherin am Donnerstag mit.

Aus Ömer D. war nach seinem Verschwinden aus Deutschland den deutschen Sicherheitsbehörden zufolge einer der meistgesuchten Köpfe des Islamischen Staates (IS) geworden, er galt zusammen mit seinem Bruder als extrem gefährlich.

Nach den gewalttätigen Ausschreitungen in Lannesdorf war Ömer D. auf Fotos und Filmen von den Ermittlern als einer der Steinewerfer ausgemacht und schließlich angeklagt worden. Sein Verteidiger aber hatte bei einem ersten Verhandlungstermin vor dem Amtsgericht erklärt: Der Mann auf den Fotos sei nicht sein Mandant. Der Anwalt hatte ein Identitätsgutachten beantragt, ein neuer Prozesstermin wurde bestimmt, und zu dem erschien Ömer D. nicht mehr. Ein Gutachter hatte inzwischen bestätigt, dass Ömer D. auf den Fotos abgelichtet war. Der Richter erließ am 12. Mai 2015 internationalen Haftbefehl wegen Fluchtgefahr.

Da hatte sich Ömer D. mit seiner Ehefrau und drei Kindern niederländischen Sicherheitsbehörden zufolge bereits nach Bulgarien abgesetzt. Und geriet zusammen mit seinem Bruder zunehmend ins Visier der deutschen Sicherheitsbehörden, die inzwischen Kenntnis davon erhalten hatten, dass sich die in der Türkei geborenen und in Herne aufgewachsenen Brüder der Terrormiliz IS angeschlossen hatten und dort in Führungspositionen aufgestiegen waren.

Intensive Fahndung nach Islamisten

2016 fahndeten Bundeskriminalamt und Verfassungsschutz intensiv nach den beiden Islamisten, die im Verdacht standen, Anschläge in Deutschland vorzubereiten. Ömer D. soll innerhalb der Terrormiliz IS Mitglied einer Einheit gewesen sein, die für die Planung und Durchführung von Terroranschlägen vor allem in Europa zuständig war. Sein Bruder Yusuf war den Angaben von Sicherheitsbehörden zufolge bei der Propagandaarbeit des IS für den deutschsprachigen Raum aktiv.

Dass die Brüder eine große Gefahr für die Sicherheit in der Bundesrepublik darstellten, stand für die Sicherheitsbehörden fest. Und die Angst wuchs, dass sie zusammen mit weiteren aus Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereisten IS-Terroristen nach Europa zurückkommen könnten, um hier Anschläge zu begehen. Aus diesem Grund wurde im Dezember 2016 im Bundeskriminalamt eine eigene Ermittlungsgruppe, die Einheit "EG Falke", gebildet, um in Zusammenarbeit mit internationalen Behörden herauszufinden, wo sich die Brüder Ömer und Yusuf D. aufhielten.

Wie Behördensprecherin Niepmann nun mitteilte, haben Beamte des Staatsschutzes aus Bochum das Gericht über den Tod des Terroristen Ömer D. in Kenntnis gesetzt. Als Nachweis erhielten die Bonner Ermittlungsbehörden und die Justiz eine Mitteilung des US-Verteidigungsministeriums vom November 2017, in der erklärt wurde, bei US-Luftangriffen im Nordirak seien in den vergangenen Wochen mehrere ranghohe Schlüsselfiguren der IS-Terrormiliz getötet worden, darunter am 26. Oktober nahe der irakisch-syrischen Grenzstadt Al-Qauim auch der von der Bonner Justiz mit internationalem Haftbefehl gesuchte Ömer D. und dessen Bruder Yusuf. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen soll es sich um einen Drohnenangriff gehandelt haben.

Damit kann das Bonner Amtsgericht die Akte Ömer D., die seit Jahren auch bei der Bonner Staatsanwaltschaft auf Wiedervorlage lag, nun zuklappen. "Wir haben das Verfahren nun endgültig eingestellt", erklärte Gerichtssprecherin Niepmann.

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