Bonner Stadthaus SPD bringt Abriss wieder ins Gespräch

Bonn · Die Debatte um Grundsanierung oder Abriss und Neubau des Stadthauses bekommt neuen Zündstoff: Anlass ist ein von der Verwaltung bisher unter Verschluss gehaltenes Papier eines externen Gutachters.

Danach soll, wie berichtet, die Sanierung des maroden Verwaltungsbaus am Berliner Platz rund 21 Millionen Euro teurer werden, als die Verwaltung bisher geschätzt hat. Die SPD kommt unterm Strich auf rund 200 Millionen Euro an Sanierungskosten und schlägt deshalb Alarm.

Bereits seit Juli 2012 liegt das Papier im Städtischen Gebäudemanagement (SGB) auf dem Tisch. Es ist das Ergebnis einer Plausibilitätsprüfung der verwaltungsintern geschätzten Sanierungskosten, die im vorigen Jahr vom SGB mit rund 138 Millionen Euro angeben worden waren.

Auf die Frage des GA, warum die Kostensteigerung erst jetzt offiziell bekannt gegeben wurde und wie hoch die Gesamtsanierungskosten aktuell liegen, mauerte das SGB und verwies lediglich auf die kommende Sitzung des Projektbeirates Stadthaus am Dienstag, 16. Juli, wo über das Thema umfassend informiert werden solle.

Die Plausibilitätsprüfung von 2012 sei nicht direkt dem Projektbeirat vorgelegt worden, "da mit Blick auf die personellen Kapazitäten und aufgrund zahlreicher, derzeit laufender Großprojekte beim SGB, wie dem Erweiterungsbau des World CC Bonn, die Sanierung des Stadthauses etwas zurückgestellt worden ist", hieß es.

Ursprünglich sollten die Sanierungskosten sogar - grob geschätzt - nur bei rund 75 Millionen Euro liegen, doch damals hatte das SGB eine zu niedrige Nutzfläche zugrunde gelegt. Zu den im vorigen Jahr dann genannten 138 Millionen Euro kämen bei einer Erweiterung des Stadthauses durch eine Randbebauung entlang der Weyer- und Maxstraße der Verwaltung zufolge Kosten in Höhe von 34 bis 42,5 Millionen Euro hinzu.

Sie sprach sich damals für die Sanierung aus. Eine Empfehlung, der die Ratsmehrheit folgte, die jetzt aber nach Meinung der SPD im Licht des neuen Zahlenmaterials nochmals überdacht werden müsse. "Wir wollen wenigstens ein Gutachten, das alle Varianten überprüft", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Ernesto Harder, "auch wenn ich normalerweise bei Gutachten eher zurückhaltend bin."

Bei rund 200 Millionen Euro sei dringend geboten, die geplante Grundsanierung nochmals auf den Prüfstand zu stellen, zumal sie Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch aufgrund der Haushaltslage ohnehin in den nächsten Jahren noch nicht auf die Tagesordnung setzen will. Harder erinnerte an die Idee eines Bonner Investors, der der Stadt beim Bau eines neuen Verwaltungsbaus an der B 9 mit 50 Millionen Euro unter die Arme greifen wollte.

"Ich persönlich tendiere zwar inzwischen dazu, dass das Stadthaus in der City bleiben soll, aber ein Abriss und Neubau wäre auch am jetzigen Standort für um die 100 Millionen möglich", weiß er von dem Investor, der dies am Freitag gegenüber dem GA bestätigte.

Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, hat auch schon konkrete Vorstellungen: Ein Investor erwirbt das Areal von der Stadt in Erbpacht, realisiert zunächst die Randbebauung, die ausreichend Platz für die rund 1 500 Mitarbeiter im Stadthaus biete, reißt dann die Türme ab und baut ein neues Büro- und Geschäftshaus.

Ob es dazu kommt, ist allerdings fraglich. Denn es wird bereits kräftig im Stadthaus gearbeitet. "Unaufschiebbare Bauunterhaltungsmaßnahmen" nennt es das SGB. Dazu zählt die Demontage der 3186 Fassadenscheiben, die sich gelockert haben und eigentlich bereits in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen abgehängt werden sollten.

Doch weil es sich dabei um "ein äußerst komplexes und schwieriges Projekt" handele, habe das SGB sich entschieden, die Demontage auszuschreiben. Gearbeitet wird zudem an den Aufzügen im Stadthaus. Ab 2014 stehen zudem umfangreiche Wartungsarbeiten an verschiedenen technischen Anlagen an.

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