Südüberbauung: Rat gibt Investor noch eine Chance

Martin Krämer ist nicht mehr Verhandlungspartner von Roger Sevenheck. Die Bürgerinitiative macht mobil gegen die Planung.

Südüberbauung: Rat gibt Investor noch eine Chance
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Ab jetzt tickt die Uhr für die Südüberbauung und den Investor Roger Sevenheck von der German Development Group (GDG). Der Stadtrat gibt der Planung zum Abriss und Neubau des Betonklotz' vor dem Bahnhof noch eine Chance. Aber seine Geduld ist nur noch sehr begrenzt.

In der nächsten Ratssitzung am 14. April, also in genau sechs Wochen, will die Politik "abschließend" eine Entscheidung treffen, ob es mit dem Investor etwas werden kann. Bis dahin hat er Zeit, sich mit der Verwaltung zu einigen, wobei der Stadtrat mit den Stimmen von CDU, SPD, Grünen und FDP noch einmal ausdrücklich feststellte, dass eine Umsetzung von Sevenhecks Planung "von besonderem Interesse und großer Bedeutung für die Stadt Bonn wäre".

Einzig die Linke will einen Schlussstrich ziehen. "Wir wollen keine finanzielle Beteiligung der Stadt", sagte Fraktionschef Michael Faber. "In unseren Augen läuft die Planung in die falsche Richtung." Der Bürger Bund ist ebenfalls skeptisch und enthielt sich der Stimme.

Angesichts der unterschiedlichen Sichtweisen zwischen Verwaltung und Investor hielt die Politik fest: Man nehme den derzeitigen Verhandlungsstand zur Kenntnis, ohne in die rechtlichen Bewertungen des Projekts eingebunden zu sein. Hintergrund ist, dass beide Seiten Gutachten erstellt haben, die ihre jeweilige Position stützen, die aber von der Gegenseite nicht anerkannt werden.

Mit Martin Krämer, Leiter des Liegenschaftsamtes, wird sich Sevenheck auch nicht mehr auseinandersetzen müssen. Sein neuer Verhandlungspartner ist Stadtbaurat Werner Wingenfeld, in dessen Dezernat Krämers Grundstücksabteilung wandert. Das ist aber nicht der festgefahrenen aktuellen Situation geschuldet, sondern schon länger im Gespräch. Anfang Dezember 2010 fasste der GA das in der Schlagzeile zusammen: "OB Nimptsch entmachtet Krämer."

Derweil machen Interessenvertreter wieder mobil. "Ein Glück, dass dieses Monstrum auf der Kippe steht", urteilt das Verkehrsforum Bonner Bürgerinitiativen und fordert per Bürgerantrag, die Planung sofort einzustellen.

Als Begründung werden viele Kritikpunkte genannt: Der neue Platz vor dem Bahnhof würde nur ein schmaler, dreieckiger Zwickel, die 27 Meter Abstand - entsprechend der historischen Bebauung - würden nicht eingehalten, die Südüberbauung würde nicht wirklich verkleinert, auf den Baufeldern Bonner Loch und Parkplatz sei keine kleinteilige Bebauung geplant, und der Busbahnhof werde nicht großzügig genug sei.

"Zur Zeit wird geplant, als habe es die Bürgerwerkstatt nicht gegeben" bemängeln die Kritiker und stellen fest: "Wir Bürger fühlen uns betrogen." Die Planungen der Südüberbauung stünden in diametralem Gegensatz zu den Forderungen der Bürgerschaft und seien noch schlimmer als die Brune-Planung, gegen die man sich 2004 mit Hilfe eines Bürgerbegehrens wehrte.

Doch es gibt auch Leute, die die Bürgerwerkstatt vor sieben Jahren anders in Erinnerung haben. "Dort wurden wir ausdrücklich aufgefordert, alle Wünsche vorzutragen, unabhängig davon, ob diese wirtschaftlich realisierbar seien", so ein Eigentümer der Südüberbauung, der an der Werkstatt teilnahm. "Wenn sich nun herausstellt, dass aus wirtschaftlichen Gründen nur ein Teil der Wünsche realisiert werden kann, so ist es unvernünftig darauf zu bestehen."

Dennoch werde der Eindruck erweckt, als könnten durch ein Bürgerbegehren alle Vorstellungen durchgesetzt werden. "Dies trifft aber nicht zu." Es sei kein anderer Wunsch in der Bürgerwerkstatt intensiver unterstützt worden als der Abriss der Südüberbauung.

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