Förderung für ländliche Ortschaften Ruppichteroth bekämpft erfolgreich die Landflucht

Bonn · Mit dem BULE-Programm unterstützt die Bundesanstalt Zukunftsprojekte auch in der Region. Der Wettbewerb „Unser Dort hat Zukunft“ gehört zum Konzept.

Ruppichteroth im Rhein-Sieg-Kreis ist ein Dorf mit Zukunft.

Ruppichteroth im Rhein-Sieg-Kreis ist ein Dorf mit Zukunft.

Foto: BLE

Die Einwohnerzahl in Bonn wächst ebenso wie die in den Metropolen Köln, Berlin oder München. Die Kehrseite der Medaille: In abgehängten Regionen Deutschlands geht faktisch das Licht aus. Nur die Alten bleiben, Infrastruktur geht verloren. Wenn erst Schule, Dorfladen, Arzt und Kneipe fehlen, kauft erst recht niemand mehr die leerstehenden Häuser und Höfe. Während die Städte und Gemeinden rund um Bonn florieren – zuletzt vor allem die Grafschaft im Kreis Ahrweiler mit der Ansiedlung von Haribo – sieht es an den Rändern des Rhein-Sieg-Kreises teilweise bereits düster aus.

Mit dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) wolle die Bundesregierung dieser Entwicklung entgegentreten, berichtet Pressesprecher Tassilo Freiherr von Leoprechting. Rund 1000 Projekte fördert dazu die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Vorhabenträger. Auch der Bundeswettbewerb „Unser Dort hat Zukunft“ – Nachfolger der Ausschreibung „Unser Dorf soll schöner werden“ – gehört zu diesem Konzept.

Ein Dorf aus der Region, das sich dem Abwärtstrend erfolgreich entgegenstellt, ist Ruppichteroth am Ostrand des Rhein-Sieg-Kreies im Naturpark Bergisches Land. Die 2735 Einwohner des Hauptorts Ruppichteroth haben dafür gesorgt, dass auf einer Industriebrache ein neues Fachmarktzentrum die Nahversorgung der ländlich geprägten Region deutlich verbessert. Die historischen Sägedachansichten und die original Shedhallen-Giebelwände wurden in den Neubau integriert, um das Dorfbild möglichst zu erhalten. Ein Gründerzentrum auf einer zweiten Brache stellt Räume für inzwischen 25 junge Firmen und schafft damit berufliche Perspektiven.

Auch kleine Förderungen können wirken

Doch die Dorfbewohner schafften noch mehr: Ein Bürgerbusverein schließt Lücken im Nahverkehr. Die katholische Gemeinde stellte 2015 das Gertrudisstift als Unterkunft für Flüchtlinge kostenlos zur Verfügung. Und der elf Kilometer lange Fachwerkwanderweg lockt Wanderer und Radfahrer mit verschiedenen Stationen in den Ort. Für all diesen Einsatz wurde Ruppichteroth 2016 mit der Silber-Medaille im Bundeswettbewerb ausgezeichnet.

Wie wenig Geld manchmal nötig ist, um ein Dorf zu revitalisieren, zeigt Bitburg-Mötsch. Mit 55 000 Euro aus dem BULE-Programm sollen nicht nur das Dorfgemeinschaftshaus zum Dorfzentrum entwickelt und ein Koordinierungsbüro für alle Aktivitäten gegründet werden. Eine Bürgergenossenschaft soll das Haus später mit Einnahmen aus der Gastronomie betreiben. Die Einwohner haben auch einen lokalen Lebensmittelhandel organisiert. Im Internet kann man dazu Milch, Fleisch, Gebäck oder Gemüse bei lokalen Erzeugern bestellen. Am Markttag wird die Ware ins Dorfzentrum geliefert. Dazu gibt es eine Krabbelgruppe, ein Mittagessen, Kuchen und Spiele und Internetschulungen für Ältere. Über eine Ehrenamtsbörse helfen sich die Einwohner gegenseitig beim Rasenschnitt oder als Babysitter. Und auch gemeinsame Veranstaltungen sollen den Zusammenhalt fördern.

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