Früheres Justizministerium Rosenburg in Bonn ist heute Heimat für Familien

Bonn · Früher wurde die Rosenburg als Justizministerium verwendet. Heute leben dort 170 Bonner - unter ihnen viele Familien.

 Einer von 170 Bewohnern: In der Rosenburg will Norbert Britz den Rest seines Lebens verbringen.

Einer von 170 Bewohnern: In der Rosenburg will Norbert Britz den Rest seines Lebens verbringen.

Foto: Benjamin Westhoff

Dort, wo Lena ihren Sandkuchen backt, spazierten von 1950 bis 1973 die Spitzenbeamten des Justizministeriums entlang. Mehr als die Hälfte von ihnen waren frühere Nationalsozialisten, wie der Historiker Manfred Görtemaker in der „Akte Rosenburg“ herausarbeitete. Doch nun kommt ein erfreulicheres Kapitel hinzu: Seit zehn Jahren entwickelt sich die Rosenburg zur Familienhochburg. Insgesamt 170 Bonner leben hier. 90 Prozent haben sich ihren Traum von den eigenen vier Wänden verwirklicht.

Auf 19 000 Quadratmetern eingezäunter Fläche haben mehr als 50 Mädchen und Jungen der Rosenburg viel Platz, um sich auszubreiten. „Sie können sich hier den ganzen Tag aufhalten, ohne dass wir uns Sorgen machen müssen“, sagt Mutter Beate Hannemann. Sie engagiert sich im Verwaltungsbeirat. Neulich hat die Eigentümergemeinschaft den Spielplatz überarbeitet. Auch Lena und Lars konnten ein Wörtchen mitreden. „Wir durften sagen, was wir gerne hätten“, erzählt der Sechsjährige. „Mir war wichtig, dass da unten an der Rutsche viel Platz ist.“ Seine vierjährige Schwester schaukelt am liebsten. Nun hat sie die Wahl zwischen Doppelschaukel und Reifenschaukel am Baum.

Auf der großen Wiese zwischen den Bäumen spielen drei Jungen Fußball. Am Wochenende hatten einige Jugendliche spontan ihr kleines Zeltlager aufgeschlagen. Bis in die späten Abendstunden wurde es etwas lauter. „Vorher haben sie nicht extra alle Bewohner gefragt, ob sie das dürfen. Sie haben es einfach gemacht“, erzählt Norbert Britz, der auch von Anfang an dabei ist. Es sei nicht immer einfach, in einer solch großen Gemeinschaft zu leben, aber im Großen und Ganzen klappe das gut. Nur fünf Parteien seien nach dem Umbau der Rosenburg wieder ausgezogen.

Britz genießt Ruhestand

Es verging etwas Zeit, ehe sich das Miteinander aller 55 Eigentümer eingespielt hatte. „Wir haben drei Jahre gebraucht, bis die Hausordnung fertig war“, erzählt Norbert Britz. Mittlerweile gibt es eine Gartengruppe, die sich um den Feinschliff der Beete kümmert. Gerade legen sie eine neue Kräuterecke an. Dabei müssen sie einiges beachten, denn auf der Rosenburg greift nicht nur der Denkmal-, sondern auch der Landschaftsschutz.

Der Pensionär nimmt es gelassen, wenn eine Horde Kinder über den Hausflur tobt. Eine Seniorenresidenz kam für ihn nie infrage. Manchmal bereiten ihm die Brandschutzvorgaben Bauchschmerzen, wenn er an den vielen Buggys und Roller im Keller denkt. Inzwischen kennen sich die Erwachsenen und Kinder so gut, dass selbst die sechs Hunde auf der Rosenburg nicht mehr angeleint werden müssen.

Das freut auch Hundefreund Norbert Britz. Franja begrüßt ihn freudig im Wohnzimmer. Die Katalanische Schäferhündin ist ein Beleg für Britz' Liebe zu Spanien. Mehrere Monate im Jahr verbringt er dort mit seiner Frau. Nach einer langen Reise ist es für ihn immer ein „Erlebnis“, zu Hause anzukommen. Unter dem Dach, dort, wo früher der Speicher war, hat eine befreundete Innenarchitektin für jeden Zentimeter Verwendung gefunden. Per Hand zeichnete sie alle Grundrisse für die Wohnung. Unter dem Dach treffen einige 100 Jahre alte Dachbalken aufeinander. „Am Anfang wollte ich die Balken heraushaben, doch heute bin ich froh, dass die dringeblieben sind“, erzählt Britz. Sie machen den Charme des Zimmers aus. Vom höchsten Punkt der Rosenburg aus hat er den besten Blick auf Bonn und das Rheintal. Auf seiner Terrasse weht immer ein leichtes Lüftchen. Von hier oben beobachtet Norbert Britz gerne Greifvögel. „Einmal saß hier auf dem Geländer ein Bussard“, erzählt er. Doch Zeit für einen Schnappschuss blieb ihm leider nicht mehr.

Früher hat Norbert Britz sein Geld damit verdient, marode Firmen zu kaufen, sie zu sanieren und sie wieder zu verkaufen. Heute genießt er seinen Ruhestand. „Hier möchte ich den Rest meines Lebens verbringen.“

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