Kampf gegen Tiersterben Bonner Rheinauensee wird erst im Jahr 2020 saniert

Bonn · Nach dem Algenbefall der vergangenen Jahre wird das Gewässer bis Ende des Jahres beobachtet und untersucht. Danach will die Stadt Konzepte entwickeln. Das Geld für die Sanierung sei im Haushalt 2019/2020 bereitgestellt.

Die kalte Jahreszeit beruhigt den Bonner Rheinauensee: Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage mitteilt, hat sich das Gewässer in den vergangenen Monaten von den Strapazen des Sommers erholt. Zuletzt seien im Oktober tote Wasservögel gefunden worden, bei denen man Botulismus festgestellt habe. Um ein erneutes Tiersterben zu verhindern, wird der See derzeit untersucht. Tierschützer kritisieren, dass es erst 2020 eine großangelegte Sanierung geben soll.

Hunderte tote Fische und Vögel mussten die Mitarbeiter des Amtes für Stadtgrün im vergangen Sommer im und um den See herum einsammeln. Sie waren an sogenanntem Botulismus verendet, der seinen Namen durch das Nervengift Botulinumtoxin hat, das auch in Botox-Spritzen verwendet wird. Bakterien scheiden es aus, wenn in Gewässern Sauerstoffmangel herrscht. Tiere, die das Gift aufnehmen, werden gelähmt – wodurch sie schließlich ertrinken oder an Land sterben.

Bestimmte Faktoren beschleunigen die Bildung des Giftes: Verfaulende Brotreste entziehen dem See Sauerstoff. Genauso wie Algen, die sich bei warmen Temperaturen stark ausbreiten. „Derzeit ist die Lage in der Rheinaue stabil“, sagt Markus Schmitz vom Presseamt der Stadt. Durch die niedrigen Temperaturen und die geringere Sonneneinstrahlung habe sich der Sauerstoffgehalt des Wassers verbessert. „Die letzten beiden Fälle von Botulismus wurden Anfang Oktober bei zwei von drei untersuchten Wasservögeln festgestellt.“ Das Amt für Stadtgrün kontrolliere den Rheinauensee regelmäßig.

Drei tote Schwäne im Dezember gefunden

Laut eines Bürgerantrags, der am Donnerstag, 24. Januar, im Ausschuss für Bürgerbeteiligung beraten wird, sollen in der letzten Dezemberwoche drei tote Schwäne gefunden worden sein. „Uns ist nicht bekannt, dass es in dieser Zeit Fälle von Botulismus am Rheinauensee gab“, erklärt Schmitz. Der Antrag kritisiert zudem generell das Vorgehen der Verwaltung. „Man könnte mit geringen Mitteln und wenig Aufwand die Situation wesentlich verbessern“, heißt es. Demnach soll noch im Frühjahr der Faulschlamm in den seichten Ecken des Sees entfernt und der eingegangene Schilfgürtel wieder angepflanzt werden. Weichen müsse der Stacheldraht um die Vogelinsel, weil die Tiere dadurch verletzt würden. Über kleine Rampen im Wasser könnten teilweise gelähmte Vögel das höhergelegene Ufer noch erreichen, ihre Kadaver würden dann nicht im See schwimmen.

Die Pläne der Stadt sehen allerdings anders aus – oder sind noch gar nicht fertig. Ursprünglich hatte man noch zum Jahresende 2018 Maßnahmen ergreifen wollen. Darunter das Abtragen von Sedimentschichten oder ein Durchlüftungsanlage im See. Daraus wurde nichts. Stattdessen wurden Schilder an den Ufern aufgestellt, die das Füttern der Tiere verbieten. Zudem wollte die Stadt einen Grüngürtel um den See wachsen lassen, damit sich die Vögel dort nicht mehr aufhalten.

Bevor nun über Sanierungsverfahren entschieden werde, wolle man den See über einen längeren Zeitraum beobachten – nämlich während allen Jahreszeiten. „Diese Analysen haben begonnen und werden bis ins dritte Quartal 2019 andauern.“ Dabei müsse unter anderem eine Phosphor-Bilanzierung gemacht werden, weil Phosphor das Wachstum von Wasserpflanzen beeinflusse. „Außerdem sind Erhebungen zu Blaualgen notwendig, da diese artbezogen Toxine freisetzen können, die eine mögliche Ursache für das Tiersterben sein können“, so Schmitz. Bis dahin soll auch kein Algenmäher eingesetzt werden. Nach den Untersuchungen wolle man Konzepte entwickeln, die im zweiten Halbjahr 2020 umgesetzt werden sollen. Das Geld dafür sei im Haushalt 2019/2020 bereitgestellt.

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