Haribo, Kaufland und Lidl betroffen Rentner wegen Millionen-Erpressung in Bonn angeklagt

Bonn · Ein 74-Jähriger aus Dortmund soll den Bonner Konzern Haribo mit Zyanid-Vergiftung der Gummibärchen gedroht haben. Auch Lidl und Kaufland sollten zahlen.

Der Rentner, der im vergangenen Jahr Haribo, Lidl und Kaufland um mehrere Millionen Euro zu erpressen versuchte, muss sich demnächst vor dem Bonner Landgericht verantworten. Wie Gerichtssprecher Bastian Sczech mitteilte, hat die Bonner Staatsanwaltschaft den 74-jährigen Mann aus Dortmund wegen räuberischer Erpressung in drei Fällen und Sachbeschädigung angeklagt.

Zunächst soll der 74-Jährige vergeblich versucht haben, von Lidl Geld zu erpressen. Laut Anklage verteilte er Mitte August in fünf Filialen im Ruhrgebiet Buttersäure in verschiedenen Kühltheken des Discounters und schickte eine E-Mail mit seiner Forderung. Die war laut Anklage jedoch so kryptisch formuliert, dass man sie bei Lidl nicht verstand und als irrelevant einstufte.

Da machte der Rentner laut Anklage weiter: Er verteilte in vier weiteren Filialen erneut Buttersäure in den Theken und drohte diesmal verklausuliert sogar mit einer Bombe. Doch der Discounter zahlte die geforderten 360 000 Euro in der Internetwährung Bitcoin nicht und schaltete die Polizei ein. Die Buttersäure kontaminierte die Kühltheken so stark, dass sie einer Spezialreinigung bedurften oder sogar ausgetauscht werden mussten. Schaden: über 10.000 Euro.

Doch der Rentner gab nicht auf und nahm sich laut Anklage im Dezember Haribo und Kaufland vor. In zwei Aldi-Filialen im Ruhrgebiet deponierte er zuvor gekaufte Tüten mit Gummibärchen, an denen Zettel klebten mit der Aufschrift: "Vorsicht Gift" und der Aufforderung, den Filialleiter sofort zu informieren. In Kauflandfilialen machte er dasselbe mit Tiefkühlpizzen und Käsestangen.

Dann gab er laut Anklage in einer Postfiliale in Eschweiler Einschreiben an die Firmen auf mit der Drohung: Wenn sie ihm nicht jeweils eine Million Euro per Bitcoin überwiesen, vergifte er ihre Waren mit Kaliumzyanid. Tatsächlich ergaben die Ermittlungen später: Er hatte das Gift im Darknet schon bestellt und bezahlt, jedoch nicht erhalten. Auch Haribo und Kaufland alarmierten die Kripo und zahlten nicht.

Am 23. Dezember drohte der Rentner noch mal per E-Mails, doch da waren ihm die Ermittler schon auf den Fersen: Unter anderem war er in der Postfiliale in Eschweiler gefilmt worden. Am 24. Dezember wurde der Mann, der 49 .00 Euro Schulden hat und sich als Kurierfahrer etwas dazuverdiente, in Würzburg gefasst. Er landete in U-Haft, gestand und gab als Motiv an: Seine Frau und er könnten von der Minirente nicht leben. Der Prozess gegen den Rentner, der Mitte Februar haftverschont wurde, ist noch nicht terminiert.

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