Pfarrkirche St. Quirinus in Dottendorf Reliquie nur durch Zufall entdeckt

DOTTENDORF · Die Pfarrkirche St. Quirinus wurde vor 125 Jahren geweiht. Die Dottendorfer Gemeinde feiert dieses Jubiläum eine Woche lang. Zum Auftakt gibt es am Samstag, 30. April, eine Festmesse, in der auch der neue Kaplan Emmanuel Njoku eingeführt wird.

 Blick in das alte Hauptschiff der Dottendorfer Pfarrkirche Sankt Quirinus mit der Orgel, die später eingebaut wurde.

Blick in das alte Hauptschiff der Dottendorfer Pfarrkirche Sankt Quirinus mit der Orgel, die später eingebaut wurde.

Foto: Roland Kohls

Schon von Weitem fällt das wuchtige Betonfenster ins Auge. Die massive Konstruktion unter der filigranen Glasrosette hebt sich unübersehbar von den gelblichen Backsteinen der Fassade der Dottendorfer Pfarrkirche ab. Der schwere Komplex, mit dem im Zuge der Erweiterung in den 1960er Jahren das alte Hauptportal verschlossen wurde, spaltet auch nach Jahrzehnten noch die Gemeinde.

Während die einen die gelungene Symbiose zwischen den beiden verschiedenen Epochen loben, können sich andere nach wie vor nicht mit dem gewaltigen Monument anfreunden. Seit 125 Jahren ist die Pfarrkirche St. Quirinus Mittelpunkt in Dottendorf: Am 23. Juli 1891 wurde sie vom damaligen Weihbischof Anton Fischer (dem späteren Kardinal und Erzbischof von Köln) geweiht. Grund genug für die Gemeinde, das 125-jährige Bestehen des Gotteshauses gebührend zu feiern.

Die Geschichte der Pfarre ist eng mit der des Ortes verknüpft. Auf dem Gelände der Burg Dottendorf stand die erste Pfarrkirche aus dem 12. Jahrhundert. Sie, oder eine Nachfolgekirche, wurde 1895 abgerissen. Im Zuge der napoleonischen Besetzung des Rheinlandes (circa 1804) und damit verbunden mit einer von den Franzosen durchgesetzten Neustrukturierung des kirchlichen Lebens wurde Dottendorf an die größere Nachbargemeinde in Kessenich angegliedert.

Der Protest der Einwohner und Kirchgänger ließ nicht lange auf sich warten. 1860 gründete sich ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hatte, eine neue Kirche im Ort zu bauen. Nach mehreren Interventionen gab der Erzbischof von Köln der Gemeinde schließlich am 13. September 1870 ihre Eigenständigkeit zurück. Mittlerweile war so viel Geld zusammengekommen, dass 1888 der Grundstein für eine neue Backsteinbasilika gelegt wurde.

Erbaut wurde das Gotteshaus im „rheinischen Übergangsstil“ mit gotischen Elementen. Über einem kreuzförmigen Grundriss erhob sich seinerzeit ein dreischiffiger Bau mit Querschiff und Chor. Das Hauptportal lag unterhalb des Turmes zur Hausdorffstraße hin. Dahinter erstreckte sich das Hauptschiff mit rundbogigen Fenstern. Die Kirchenfenster des Altbaus schuf Karl Jörres 1959 nach Skizzen von Ernst Jansen-Winkeln. In den Jahren zwischen 1966 und 1968 wurde die Kirche nach einem Entwurf von Werner Ingendaay grundlegend renoviert und erweitert. Dafür wurden der alte, nach Süden ausgerichtete Chor und das westliche Querschiff abgebrochen.

Das verbliebene Querschiff wurde zum neuen Chor. Ihm gegenüber entstand ein 26 Meter langes Hauptschiff mit vielen kleinen Fenstern. Im neuen südlichen Querschiff steht nun die Orgel. Der Altarbereich ist heute der Kreuzungsbereich aller drei Kirchenschiffe. Zelebrationsaltar, Ambo, Sakramentsstele und Leuchter schuf der Kölner Bildhauer Sepp Hürten. Nachdem das alte Hauptportal durch das Betonfenster verschlossen wurde, führt nun eine Arkade zum Haupteingang.

Dem gegenüber liegt die schlicht gehaltene Marienkapelle. Ein ganz besonderer Kirchenschatz befindet sich gleich neben dem Eingang: In einer Vitrine liegt das Haupt der heiligen Balbina, der Tochter des heiligen Quirin. Bevor die Schädelreliquie jedoch in dem gläsernen Schaukasten ausgestellt wurde, lag sie offenbar über Jahrzehnte vergessen auf dem Speicher des Pfarrhauses. Nur durch einen Zufall wurde sie dort bei Aufräumarbeiten wiedergefunden.

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