Nichtraucherschutz in Bonn Raucher bibbern für eine Zigarette

Bonn · Zehn Jahre Nichtraucherschutzgesetz: Bonner Gastronomen ziehen eine gemischte Bilanz. Umsatzeinbußen gibt es beim Thekengeschäft.

 Frank Jacob (von links), Gerry Haurand und Andreas Weifen stehen bei jedem Wetter vor ihrer Kneipe und rauchen.

Frank Jacob (von links), Gerry Haurand und Andreas Weifen stehen bei jedem Wetter vor ihrer Kneipe und rauchen.

Foto: Benjamin Westhoff

Frische zwei Grad plus, Nieselregen, von unten kriecht langsam die Kälte hoch. „Was bleibt uns anderes übrig?“, meint Gerry Haurand, schlägt den Kragen seiner Lederjacke hoch und zieht genüsslich an einer Zigarette. „Bei Wind und Wetter stehen wir hier. Etwa jede halbe Stunde.“ Zur „Leidensgemeinschaft“ vor der Altstadtkneipe „BarRock“ gehören an diesem Abend auch Frank Jacob sowie Andreas Weiffen. Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es das „Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens“, das unter anderem auch das Rauchen in Gaststätten verbietet. Zum 1. Mai 2013 verschärfte NRW die bestehenden Vorgaben.

Für Raucher sowie manche Wirte ist die Verordnung nach wie vor ein rotes Tuch. „Damit wurde ein Stück Geselligkeit zerstört“, meint Haurand. „Wenn wir knobeln, sind immer zwei von uns draußen. Und auch beim Dartspielen würde ich gern rauchen.“ Außerdem habe die Politik damit in Kauf genommen, dass in viele Kneipen längst nicht mehr die Kassen klingelten. Das bestätigt auch Wirtin Petra Barthelmeß. „Natürlich habe ich enorme Einbußen“, sagt sie. Auch der Gedanke ans Aufgeben sei ihr nicht mehr fremd. „Meine Kosten steigen ständig, gleichzeitig werden meine Gäste vertrieben. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.“

Zwar genießt auch Frank Jacob seine Zigarette vor der Tür, doch als Mitglied der Equipe von Prinz und Bonna ist er zumindest im Karneval froh über das Gesetz. „Wenn man von Saal zu Saal zieht, ist es schon gut, dass man nicht immer in einen verqualmten Raum kommt. Außerdem stinkt die Uniform nicht mehr nach Nikotin“, meint er. Etwas Positives kann auch Andreas Weiffen dem Gesetzt abgewinnen. „Ich hoffe, dass ich irgendwann ganz aufhören kann. Zumindest im Winter habe ich meinen Konsum deutlich reduziert“, meint er und drückt eine Kippe aus.

Ein Dach über dem Kopf und eine kleine Heizung gegen die eisige Kälte im Winter: Im Gasthaus Nolden in Endenich hat man für die Raucher im Hof des Traditionslokals eigens ein Zelt aufgebaut. „Unsere Gäste nennen es das Wohnzimmer“, lacht Chefin Sabine Nehrkorn. Überhaupt habe die Einführung des Rauchverbots keine Probleme gemacht. „Nein“, sagt die Wirtin, „unsere Gäste haben sich daran gehalten. Alles läuft problemlos.“ Schon vor der Einführung der strengen Richtlinien habe man einen großen Bereich des Gastraumes für Nichtraucher reserviert. „Da fiel die Umstellung leicht“, so Nehrkorn. Lediglich zwei ehemalige Stammgäste kämen nicht mehr. „Weil wir im Wohnzimmer keinen Service anbieten.“

„Das Rauchverbot ist bei uns kein Thema“, stellt auch Ulrich Müller-Langhardt vom gleichnamigen Café am Markplatz fest. „Unsere Gäste sind durchschnittlich gut eine halbe Stunde hier. Für diese kurze Zeit können sie auf Zigaretten verzichten. Ein Kinofilm dauert schließlich viel länger.“ Wer dennoch zum Kaffee einen Glimmstängel braucht, der kann sich vor der Tür an einen Stehtisch mit Aschenbecher zurückziehen. „Nein, wir haben keinen Verlust aufgrund des Nichtraucherschutzgesetzes“, meint der Geschäftsführer des Traditionshauses. „Im Gegenteil. Manchmal glaube ich, dass wir jetzt mehr Besucher haben.“

„E lecker Kölsch“ und eine Zigarette – mehr braucht der Rheinländer in der Regel nicht zum Glücklichsein. „Die Zeiten sind leider längst vorbei“, klagt Karola Scholz vom Brauhaus „Zum Gequetschten“ in der City. Rund 30 Prozent Umsatzeinbußen beklagt sie allein beim Thekengeschäft. „Diesen Verlust haben wir nicht wieder auffangen können.“ Den Rauchern vor der Tür kann sie nur einen halbwegs geschützten Platz unter der Markise bieten. Dafür steht im Keller ein Regal, das komplett gefüllt ist mit ausrangierten Aschenbechern, „die wir einmal für viel Geld gekauft haben“, so Scholz.

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