Pannenserie in Bonn Ratsfrau fordert Infosystem für defekte Aufzüge am Hauptbahnhof

Bonn · Kunden sind verärgert über eine Pannenserie am Bonner Hauptbahnhof: Erneut funktionieren Aufzüge nicht. Eine Rollstuhlfahrerin aus dem Stadtrat bemüht sich darum, dass Kunden vorab über defekte Fahrstühle informiert werden.

Die häufig defekten Aufzüge im Bonner Hauptbahnhof beschäftigen auch die Grünen-Ratsfrau Annette Standop seit Langem. Die Stadtverordnete ist auf einen Rollstuhl angewiesen und kennt die Problematik daher aus eigener Erfahrung. Auf Anregung der Piraten bemüht sie sich seit einiger Zeit darum, dass mit Hilfe der Stadtwerke Bonn im Internet eine Webseite eingerichtet wird, die auf defekte Aufzüge in Bahnhöfen hinweist und Betroffene somit rechtzeitig informiert.

„Grundsätzlich geht es darum, dass Aufzüge natürlich funktionieren sollten“, sagte sie dem GA am Mittwoch. Die auf Aufzüge angewiesenen Nutzer müssten zumindest vorab die Möglichkeit haben zu erfahren, ob der benötigte Aufzug gerade außer Betrieb sei. Sie bemühe sich deshalb bei den Stadtwerken Bonn (SWB) um eine Lösung, damit künftig generell über defekte Aufzüge in Bahnhöfen vor allem über die Webseite der SWB informiert werde. Sie verweist auf die Webseite des Berliner Vereins „Sozialhelden“, der unter www.brokenlifts.org über defekte Aufzüge auf den Bahnhöfen in Berlin und Brandenburg informiert.

Laut Stadtwerkesprecher Michael Henseler ist zumindest für die Aufzüge der SWB-Stationen eine bessere Information auf der SWB-Webseite in Arbeit. Offen sei, ob man möglicherweise mit DB und VRS eine gemeinsame Lösung für das Problem finden könne.

Ärger über streikende Aufzüge

Streikende Aufzüge im Bonner Hauptbahnhof stehen erneut im Fokus. Betroffen sind die Aufzüge an der Quantiusstraße und an Gleis vier. Der Lift an der Quantiusstraße ist bereits seit einigen Wochen defekt, teilte GA-Leser Wolfgang L. Dohm mit. Laut einem Sprecher der Deutschen Bahn ist dort am 20. Juni der Blitz eingeschlagen. Seitdem steht der Aufzug still. Zum großen Ärger von Monika Ibrahim und Helga Kaapke, die am Dienstagmorgen mit schwerem Gepäck etwas ratlos an der Quantiusstraße vor dem Aufzug warteten.

Beide Frauen sind gehbehindert und benötigen einen Stock. Sie müssen zum Gleis 2, von wo aus sie mit dem Zug zum Flughafen wollen. "Wir müssen uns beeilen", sagte Monika Ibrahim sichtlich verärgert. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Treppe zu nehmen. Als sie an dem zweiten defekten Aufzug vorbeikamen, waren sie erleichtert. Denn der Lift an Gleis zwei funktionierte. Außerdem gibt es dort für alle Fälle eine Rolltreppe - die Rollstuhlfahrern aber nichts nutzt.

Kaum waren die beiden Frauen verschwunden, stand Verena (38) mit Baby im Kinderwagen und Kleinkind an der Hand verzweifelt im Bahnhofstunnel an der Treppe zur Quantiusstraße. "Das ist hier wie in Köln, immer sind die Aufzüge kaputt", schimpfte die Mutter. Glücklicherweise erklärte sich eine andere Frau bereit, den Kinderwagen mit hochzutragen. "Die sollten überall Rampen bauen", schlug sie vor. Wolfgang Dohm kennt die Szenen gut. Er selbst ist ebenfalls gehbehindert, schreibt er dem GA, und ärgert sich, dass die Aufzüge teilweise wochenlang nicht zu nutzen seien und man auf Nachfragen beim Bahnpersonal keine Antwort erhalte.

Aufzug durch Blitzschlag beschädigt

Auf GA-Anfrage erklärte der Bahnsprecher: Der Aufzug sei durch den Blitzeinschlag so schwer beschädigt worden, dass eine umgehende Reparatur nicht möglich sei. Es hätten Ersatzteile bestellt werden müssen, die bislang noch nicht eingetroffen seien. Wie und wann es mit dem Aufzug weitergeht, das könne er zurzeit nicht sagen. Wer Hilfe benötige, solle sich an das Bahnhofspersonal wenden, rät er. Am zweiten defekten Aufzug werde zurzeit gearbeitet. Wann der wieder funktioniert, könne er ebenfalls nicht sagen.

"Wir beabsichtigen, im vierten Quartal den Austausch der gesamten Aufzuganlage, sodass wir dann einen neuwertigen Aufzug vor Ort haben", sagte der Sprecher weiter. Und "Wir bitten unsere Reisenden an dieser Stelle um Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten." Er verwies auf die Hotline der DB (0180/6512512; 20 Cent aus dem Festnetz, Tarif bei Mobilfunk maximal 60 Cent pro Anruf) und auf den Online-Service im Internet. Dort erhielten Reisende weiter Hilfe und Unterstützung. Der Haken: Man muss sich einen Tag vor Reiseantritt dort melden. Ein Testanruf des GA bei der Hotline ergab zudem: Dort war am Dienstag von den defekten Aufzügen nichts bekannt.

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