Barrierefreiheit in Bonn Rampen für Rollstuhlfahrer in der Altstadt

Bonn · SPD-Politiker werben bei Gastronomen und Geschäftsleuten in der Altstadt für behindertengerechten Zugang. Über einen solchen verfügen die wenigsten der Altbauten. Doch es gibt Hilfsmittel, um das zu verbessern.

 Negla Pishevar (3.v.r.) kann ihr Glück noch nicht fassen: Sie bekommt eine Wheelramp für ihr Café geschenkt, weil ihr Fall das Engagement der SPD Bonn-Nord angestoßen hatte.

Negla Pishevar (3.v.r.) kann ihr Glück noch nicht fassen: Sie bekommt eine Wheelramp für ihr Café geschenkt, weil ihr Fall das Engagement der SPD Bonn-Nord angestoßen hatte.

Foto: Stefan Knopp

Drei Stufen muss die Kundschaft der Gebrüder Dintner überwinden, um ins Orthopädiegeschäft an der Breite Straße zu gelangen. Die Inhaber haben sich schon eine mobile Rampe für Rollstuhlfahrer angeschafft – „das muss sein bei so einem Geschäft“, so Rainer Dintner. Allerdings besteht diese Rampe aus zwei Holzplanken, weshalb man in dem Geschäft in der Breite Straße durchaus interessiert war an der Idee, mit der Politiker der SPD Bonn-Nord durch die Tür kamen: Sie warben für eine rollstuhlfreundlichere Altstadt mittels einer klappbaren „Wheelramp“, die der gemeinnützige Verein Sozialhelden anbietet.

Elke Apelt, Günther Damm, Sabrina Lipprandt und Simon Markt klapperten bei ihrem Rundgang Geschäfte und Restaurants ab, für die eine Rampe Sinn ergeben würde. Weiterhin war Karsten Gareis mit dabei, informeller Wheelmap-Botschafter. Denn wer eine Rollstuhlrampe der Sozialhelden hat, bekommt nicht nur einen entsprechenden Aufkleber für den Eingangsbereich, der Gehbehinderte auf diesen besonderen Service hinweist, sondern wird auch auf einer digitalen Karte vermerkt, die man per App auf dem Handy einsehen kann.

Denn die Altstadt, sagte Damm, biete für Rollstuhlfahrer sehr wenige Adressen, an denen sie ohne fremde Hilfe einkehren könnten. Das wolle man ändern, und das sei auch für die Geschäftsleute und Gastronomen gut, denn so bekämen sie möglicherweise mehr Kunden. Restaurants etwa wie das Qué Será und auf der anderen Seite der Kreuzung das Dönerhaus Mangal, die beide demselben Eigentümer gehören, haben Stufen, Rollstuhlfahrer müssten hineingehoben werden. Dort kam die Idee mit der Rampe gut an. Die Reaktionen waren unterschiedlich. Eigentlich finde er eine solche Rampe unnötig, meinte Ecevit Cebba von Sila Imbiss und der Bäckerei. „Wir bedienen die Menschen auch draußen.“ Aber er wolle zumindest darüber nachdenken, sagte er den SPD-Leuten. Fatima Bütow vom Geschäft gegenüber, DoubleSix KunstHandwerk, sagte, sie könne sich nicht einmal die 179 Euro für die 1,20 Meter lange Rampe leisten. Damm schlug vor, sie könne sich ja mit Cebba zusammentun und gemeinsam eine Rampe anschaffen.

Auslöser der Aktion war eine Situation im Café Madame Negla in der Breite Straße. Betreiberin Negla Pishevar hatte eine Rampe, die sie bei Bedarf für ihre Kundschaft auslegte. „Ich habe fünf Stammkundinnen im Rollstuhl.“ Ein Anwohner habe sich beschwert, dass Fußgänger davon behindert würden, erzählte sie, und das Ordnungsamt eingeschaltet. Apelt erfuhr davon und nahm Gespräche auf. Ergebnis: Ordnungsamt und Bauordnungsamt genehmigten die mobilen Rampen. Auch die Behindertengemeinschaft Bonn begrüßt die Aktion, da die Rampe auch bei einer Steigung von mehr als sechs Prozent genutzt werden dürfe – das ist die Obergrenze etwa bei Fußgängerunterführungen.

Und weil sie die Aktion angestoßen hatte, schenkte ihr Gareis die Rampe, die die SPDler als Beispiel mitführten. Sie überlegen, ob sie noch weitere Runden einlegen, vielleicht auch mal eine am Abend, wenn man die Kneipenwirte ansprechen kann.

Infos auf www.wheelramp.de

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