Streit um Verkehrsführung Radfahrer ärgern sich über Umweg an der Reuterbrücke

Bonn · Der Fuß- und Radweg entlang der Baustelle an der Reuterbrücke in Bonn ist gesperrt. Der ADFC fordert Änderung - bislang aber ohne Erfolg.

Der Ärger war programmiert: Seit einigen Monaten ist der kombinierte Rad- und Fußweg ab der Reuterbrücke bis zur Willy-Brandt-Allee nicht mehr nutzbar. Grund ist die Baustelle für das Stadtquartier „Neuer Kanzlerplatz“ auf dem Areal des gesprengten Bonn-Centers. Radfahrer und Fußgänger werden weitläufig um die Baustelle herum in Richtung Straßburger Weg umgeleitet – und beim Allgemeinen Fahrradclub Deutschland (ADFC) hagelt es Beschwerden.

Viele Radfahrer seien nicht bereit, die aus ihrer Sicht umständliche Umleitung zu fahren und wechselten kurz hinter der Brückenrampe einfach auf die Fahrbahn der B 9, hat Werner Böttcher vom ADFC beobachtet. Obwohl im Baustellenbereich Tempo 30 gilt, führen die meisten Autofahrer dort schneller und brächten damit die Fahrradfahrer in Gefahr.

Böttcher kann nicht nachvollziehen, warum Autofahrer nach wie vor ungehindert die Stelle passieren können, den Radfahrern und Fußgängern aber ein Umweg zugemutet wird. „Auf der einen Seite will die Stadt Bonn den Radverkehr fördern, was ja auch angesichts der wachsenden Verkehrsprobleme vernünftig ist“, sagt Böttcher. Auf der anderen Seite würden den Radlern aber – wie eben an dieser Stelle – „Knüppel zwischen die Beine geworden“.

Böttcher sowie Grünen-Ratsherr Hartwig Lohmeyer und Karin Langer, Sprecherin des Arbeitskreises Mobilität des Kreisverbandes der Grünen, fordern nun, die Stadt solle dem Investor klare Vorgaben machen, wie der Rad- und Fußverkehr an dieser Stelle sicher geführt werden soll.

"Radverkehr ist bei Planung ignoriert worden"

„Platz für eine eigene Fuß- und Radspur, die optisch durch taktile Elemente gesichert wird, wäre genug da“, ist Lohmeyer überzeugt. Um genügend Sicherheitsabstand zu den Autos halten zu können, müssten deren Fahrspuren etwas nach links verschwenkt werden. „Auch dafür wäre genügend Platz vorhanden“, sagt Böttcher. Doch bisher habe der ADFC mit seinen Vorschlägen bei der Stadt kein Glück gehabt. „Es ist, als renne man gegen eine Wand.“

Lohmeyer und Langer erinnern an die Viktoriabrücke, bei der es mit Beginn der Arbeiten für den Neubau der Brücke ebenfalls zu Problemen für Radfahrer gekommen war, weil „der Radverkehr in der Planung vollkommen ignoriert worden ist“, klagt Lohmeyer. Die Führung auf der Viktoriabrücke sei nach massiven Protesten zumindest soweit korrigiert, dass ein Befahren für Radfahrende – wenn auch mit erheblichem Zeitverlust – wieder möglich sei.

Bei der Baustelle neben der Reuterbrücke handelt es sich aber im Gegensatz zur Viktoriabrücke um die eines privaten Investors, der für immerhin noch mindestens anderthalb Jahre für eine Verkehrsführung sorgen müsse, bei der der fließende Verkehr so wenig wie möglich behindert wird. „Es ist ein Unding, dass die Stadt hier eine Ausführung akzeptiert, bei der der fließende Verkehr ohne Radverkehr definiert wird“, moniert Langer.

Nächste Woche will der ADFC das Problem mit Vertretern des Investors Art Invest Real Estate noch einmal an Ort und Stelle erörtert, teilt Böttcher mit. „Die Baustelleneinrichtung ist von der Stadt Bonn genehmigt und an dieser Stelle kaum anders umzusetzen. Wir sprechen gerne mit dem ADFC und der Stadt und schauen uns die Situation vor Ort an“, sagte ein Sprecher des Investors dem GA auf Anfrage. Die Stadt macht jedoch wenig Hoffnung auf eine Änderung der Situation. „Nach unserer Kenntnis gab und gibt es dort Baustellenverkehr. Während des Aushubs der Baugrube mussten bis zu 120 LKW pro Tag die Baustelle anfahren und wieder verlassen. Deshalb ist es aus Sicht der Stadt zu gefährlich und nicht vertretbar, dort den Radverkehr herzuführen“, sagt Markus Schmitz vom Presseamt.

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