Opfer war französische Studentin Prozess wegen Vergewaltigung vor Bonner Jugendstrafkammer

Bonn · Ein 18-jähriger Syrer muss sich wegen des Verdachts der Vergewaltigung einer französischen Studentin vor der Bonner Jugendstrafkammer verantworten. Ein Zeuge berichtet, wie die junge Frau ihn um Hilfe bat.

Als der 36-jährige Bonner am frühen Morgen des 7. April auf dem Balkon in einem Wohnhaus am Sportpark Nord eine Zigarette rauchte, hörte er plötzlich die Hilferufe einer Frau. Er lief hinunter und sah einen jungen Mann und eine junge Frau aus einem Gebüsch kommen. Die Frau lief weinend auf ihn zu und sagte, sie sei vergewaltigt worden.

Das schilderte der 36-Jährige am Mittwoch im Zeugenstand der 2. Großen Bonner Jugendstrafkammer, vor der sich ein 18-jähriger syrischer Flüchtling wegen Vergewaltigung verantworten muss und zugibt: „Ich habe die Kontrolle verloren. Meine Emotionen haben mich überwältigt.“ Der 18-Jährige, der vor drei Jahren als unbegleiteter jugendlicher Flüchtling aus Aleppo nach Bonn kam, sitzt wie ein Häufchen Elend neben seinen Verteidigern. Was passiert sei, tue ihm furchtbar leid, sagt er. Alles sei in jener Nacht aus dem Ruder gelaufen.

Tatsächlich begann für ihn und sein späteres Opfer alles ganz harmonisch. Die 23-jährige französische Studentin war damals zu Besuch bei ihrer besten Freundin, einer in Bonn arbeitenden 24-jährige Landsmännin. Die beiden gingen an jenem Abend in der Innenstadt aus, tranken und amüsierten sich und lernten schließlich den Angeklagten und dessen 34-jährigen Onkel kennen. Die Vier gefielen sich und beschlossen, den Abend zusammenzubleiben.

Heute in psychotherapeutischer Behandlung

Während die 24-jährige Freundin der Französin, wie sie dem Gericht als Zeugin schilderte, die Nacht mit dem 34-Jährigen verbringen wollte, zogen der 18-Jährige und die 23-Jährige weiter zu einer Flüchtlingsunterkunft an der Kölnstraße, wo der junge Syrer ein Zimmer hatte. Doch er hatte den Schlüssel vergessen, und als ihm niemand öffnete, zog das Paar weiter. Der junge Mann führte die ortsfremde Französin zum Sportpark Nord ins Grüne. Und dort fiel er laut Anklage über sie her, packte sie an Hals und Kopf und vergewaltigte sie. Sie wehrte sich laut Anklage, schrie in Todesangst, weil sie keine Luft mehr bekam und zu ersticken befürchtete. Als er laut Anklage hatte, was er wollte, ließ er von der 23-Jährigen ab.

Die junge Frau folgte ihm aus dem Gebüsch, und als sie auf den 36-jährigen Anwohner zulief, machte sich der 18-Jährige davon. Der Helfer rief Rettungswagen und Polizei, und der Angeklagte wurde noch in der Nacht festgenommen. Er beteuert nun vor Gericht, zunächst seien im gegenseitigen Einverständnis Zärtlichkeiten ausgetauscht worden. Er gibt zwar auch zu, gemerkt zu haben, dass die 23-Jährige nicht mehr gewollt habe, bestreitet aber jede Gewaltanwendung und auch die Intensität des sexuellen Übergriffs. Der Freundin des Opfers zufolge war die 23-Jährige nach der Tat völlig geschockt und ist heute in psychotherapeutischer Behandlung. Sie rede nicht viel darüber. Aber: „Es hat bei ihr Spuren hinterlassen.“ Die 23-Jährige muss demnächst in den Zeugenstand treten.

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