Reformationsjubiläum in Bonn Provokante Tintenkleckse

Bonn · Zum Reformationsjubiläum sind auf dem Plaster vor der Keuzkirche provokante Luther-Zitate zu sehen.

 Mit Schablonen sprayen (von links) Mathias Mölleken, Siegfried Eckert, Gerlinde Habenicht, Friederike Heiwolt und Eckart Wüster.

Mit Schablonen sprayen (von links) Mathias Mölleken, Siegfried Eckert, Gerlinde Habenicht, Friederike Heiwolt und Eckart Wüster.

Foto: Benjamin Westhoff

Zwei blaue Tintenflecke leuchten auf dem Pflaster vor der Kreuzkirche. „Hier stehe ich und kann nicht anders“ und „Luther – teuflisch gut“ steht darin in dicken Lettern zu lesen. Als Sprayer betätigt hatten sich am Donnerstagmorgen Eckart Wüster und Mathias Mölleken, die beiden Superintendenten der evangelischen Kirchenkreise Bonn respektive Bad Godesberg-Voreifel.

Bevor die knallblaue Farbe ihre Spuren auf dem Pflaster hinterließ, hatten Pfarrer Siegfried Eckert, Kreiskantorin Friederike Heiwolt und Gerlinde Habenicht vom Vorbereitungsteam der Reformationsgala noch schnell eine große weinrote Luther-Büste herbeigeschleppt. Mit dem „Hier steh ich“-Zitat und dem „teuflisch guten“ Mottospruch bewerben die Kirchenkreise ihre Reformationsgala am 31. Oktober im Telekom Dome.

Teuflisch gute Botschaft zum Reformationsjubiläum

„Wir sind hier mit fröhlichem Selbstbewusstsein und der Fähigkeit zur Selbstkritik, geistlich und ernsthaft, aber auch mit einem Augenzwinkern zugange“, unterstrichen Mölleken und Wüster. Der Legende nach soll der Teufel den großen Reformator auf der Wartburg beim Übersetzen der Bibel gestört haben. Luther warf mit seinem Tintenfass, um ihn zu verscheuchen. Die „teuflischen“ Erinnerungskleckse vor der Kreuzkirche nehmen laut Mölleken umgangssprachlich die Botschaft auf, dass man dankbar sei, freiheitlich Kirche sein zu dürfen. „Wir wollen schon ein wenig provozieren, aber niemanden ärgern.“

Wüster ergänzte, dass es natürlich auch heute Teufel gebe, „aber nicht mit Pferdefuß. Teuflisch geht es überall da zu, wo Menschen ausgebeutet, bedroht und bedrängt werden, wo Freiheiten, auch Meinungsfreiheiten beschnitten werden“. Der Teufel sei in der Realität überall dort, wo Leben gefährdet und zerstört werde. Martin Luther gelte im Land der Reformation weiterhin als ein Glaubensvorbild, erklärten beide Superintendenten. Doch auch Luther habe gezweifelt. Er sei von vielen Teufeln getrieben worden, bis er sein Lebenswerk „teuflisch gut“ vollbracht habe. „Wir wollen mit den Klecksen die Vorbeigehenden erinnern, dass Gott jeden von ihnen angenommen hat, ob er nun Leistung erbringt oder nicht. Gott liebt jeden, gleich welcher Nationalität er ist“, sagte Wüster. Der Glaube halte jeglichen Widerständen stand, ergänzte Mölleken. „Das ist eine ermunternde und fröhliche Lebensäußerung, die sich vom reformatorischen Gedanken leiten lässt.“ Die heiße Phase vor der großen Jubiläumsgala am Dienstag, 31. Oktober, sei mit dieser Sprayaktion eröffnet, so Wüster. Am Abend dieses historischen Tages werden im Telekom Dome der rheinische Präses Manfred Rekowski, Pater Anselm Grün, Ministerpräsident Armin Laschet und weitere Prominente erwartet, dazu 500 Chorsänger, Posaunenbläser sowie das Beethoven Orchester. Die um 18.30 Uhr beginnende Gala moderieren Eckart von Hirschhausen und Sabine Scholt.

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