Lärmgutachten wird im Juli erwartet Proteste gegen Lärm durch Klimaanlagen von Eaton

Bonn · 60 Bürger protestieren gegen Lärmbelästigung durch technische Anlagen auf den Dächern der Firma und fordern den Bonner Oberbürgermeister zum Handeln auf.

In der Weststadt schwelt ein Streit zwischen Bewohnern der Karl-, Nidegger- und Jonas-Cahn-Straße und dem Anlagenbauer Eaton Industries (ehemals Klöckner-Moeller). Mit einer Online-Petition fordern 60 Unterzeichner Oberbürgermeister Ashok Sridharan zum Eingreifen auf. Einige der Unterzeichner wohnen allerdings nicht in dem betroffenen Bereich.

„Trotz massiver jahrelanger Beschwerden der Anwohner“ habe die Stadt tatenlos der Lärmbelästigung durch technische Anlagen auf den Dächern der Firma Eaton zugesehen, die die Beschwerdeführer „juristisch bis hin zur Körperverletzung“ werten, heißt es in der Begründung. Ihre Petition haben die Petenten deshalb nicht nur an die Stadt und das Unternehmen, sondern auch an die Bonner Staatsanwaltschaft geschickt.

„Nach Jahren des vergeblichen Versuchs, das Problem der Lärmbelästigung im Einklang mit dem lokalen Management und Vertretern der Stadt Bonn zu lösen, richten wir uns heute mit dieser Petition direkt an Sie als Oberbürgermeister, um diese unerträgliche Situation endgültig und ohne Rechtsstreit zu beenden“, erklärt Initiatorin Claudia Lulé. Detailliert hat sie seit Juni 2014 Protokoll über die Kontakte mit dem Unternehmen geführt. Dem Umweltamt der Stadt Bonn wirft sie damit Untätigkeit vor. Eine eigene Messung der Lärmemissionen habe das Amt mit Verweis auf ein freiwilliges Gutachten des Unternehmens nicht vorgenommen. Das Gutachten des Tüv Rheinland lasse seit Dezember letzten Jahres auf sich warten.

Eine Anfrage beim Amt für Recht und Versicherungen habe zudem Betriebszeiten von Montag bis Freitag zwischen 7 und 17 Uhr ergeben. Tatsächlich würden die Anlagen aber wiederholt auch nachts und an Wochenenden betrieben, zuletzt unter anderem am Pfingstmontag sowie an den Abenden des 19. und 20. Juni. Die Emissionsauflagen stammten dabei teilweise aus dem Jahr 1981.

Bei Eaton Industries war telefonisch in Bonn zunächst kein Ansprechpartner erreichbar. Wie Geschäftsführer Christoph Spiegel dem GA schriftlich antwortet, wurde 2005 die gesamte Produktion vom Standort Bonn abgezogen. Neben Verwaltung und Vertrieb betreibe Eaton in der Weststadt lediglich noch ein technisches Prüflabor für Schaltgeräte. Lärm entstehe damit lediglich durch Klimaanlagen auf den Gebäudedächern. „Die Lärmemissionen und Betriebszeiten entsprechen den mit dem Bonner Umweltamt abgestimmten Vorgaben auf Basis eines 2014 erstellten Gutachtens“, schreibt Spiegel. Zeitliche Ausnahmen gebe es keine, beteuert das Unternehmen. Schließlich würden die Klimageräte mit Zeitschaltungen gesteuert. Das avisierte Lärmgutachten werde erst im Juli erwartet, um den Lärm der Anlagen unter sommerlicher Hauptlast zu prüfen. Bei etwaigen Verstößen gegen bestehende Vorschriften werde man „Maßnahmen zur Abstellung etwaiger Mängel ergreifen“.

Einen namentlichen Ansprechpartner für Anwohnerbeschwerden gibt es bei Eaton aber offenbar nicht. Spiegel verweist lediglich auf die Telefonzentrale, da der Umweltbeauftragte häufig wechsele.

Die Stadt Bonn sieht derzeit keinen Anlass zum Eingreifen. Das Umweltamt habe zuletzt im April in der Nacht eine „orientierende Messung“ vorgenommen und dabei keinen akuten Handlungsbedarf festgestellt, so Isabel Klotz vom Presseamt. Eine weitere Messung im Juni sei aus Termingründen nicht zustande gekommen.

Der OB habe die Fachverwaltung dennoch beauftragt, ihn über die Ergebnisse der laufenden Messung und anschließenden Kartierung der Lärmquellen zu informieren. Auf dieser Grundlage wolle er entscheiden, „wie es weitergeht“, so Klotz.

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