Femnet-Aktivistinnen Protest vor Bonner H&M-Filiale

Bonn · Modern, fair und nachhaltig – so präsentiert sich der schwedische Modekonzern H&M seinen Kunden. Doch laut den Aktivistinnen der Frauenrechtsorganisation Femnet sieht die Realität anders aus.

 Femnet-Aktivistin Kristina Klecko vor der H&M-Filiale in Bonn.

Femnet-Aktivistin Kristina Klecko vor der H&M-Filiale in Bonn.

Foto: Sennekamp

„Hinter der Marketingfassade verbergen sich schlechte Arbeitsbedingungen, leere Versprechungen und Unterdrückung“, so Femnet-Aktivistin Kristina Klecko. Deshalb demonstrierte sie mit Mitstreiterinnen am Dienstag anlässlich eines globalen Aktionstages für die Sicherheit in Kleiderfabriken vor der H&M-Filiale in der Poststraße.

Dazu verteilten sie Flyer vor dem Modegeschäft, die wie Gewinnlose zusammengerollt waren. Auf den kleinen Flugblättern erinnerten sie unter der Überschrift „AuswegLOS“ an den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch vor drei Jahren. Bei dem Unglück starben mehr als eintausend Menschen. „Wir wollen den Konzern an die Versprechen erinnern, die nach dem Unglück gemacht wurden“, sagte Klecko.

Modekonzern widerspricht der Kritik

Nach der Katastrophe hatte H&M beteuert, für mehr Sicherheit in seinen Textilfabriken zu sorgen. Doch bis heute sollen die Fabriken schwere Mängel aufweisen. „Es fehlen vielerorts Notausgänge, die Brandschutzbedingungen werden nicht eingehalten“, sagte Klecko mit Verweis auf einen Bericht der Hilfsorganisation Accord. „Wir sehen klare Fortschritte bei der Sanierung unserer Fabriken“, hält Unternehmenssprecherin Laura Engels dagegen. So würden alle Betriebe über die geforderten Notausgänge verfügen. Des Weiteren seien Feuermelder, Notbeleuchtung, Feuerlöscher und Fluchtpläne vorhanden.

Doch es war nicht nur die Sicherheit in den Fabriken, auf die die Aktivistinnen aufmerksam machen wollten. „In den Nähereien in Bangladesch arbeiten viele Frauen, die von ihren männlichen Vorgesetzten diskriminiert werden“, sagte Klecko. Beschimpfungen, körperliche Gewalt und sexuelle Belästigung seien an der Tagesordnung. „Die Arbeitskräfte verdienen nur rund 50 Euro im Monat, das ist selbst in Bangladesch zu wenig zum Leben.“ Wie reagierten die Kunden auf die Aktion? „Der Umsatz von H&M ist sehr hoch“, sagte eine Frau, die das Modegeschäft mit vollen Einkaufstüten verließ. „Das Unternehmen sollte seine Versprechen halten.“ Ihr Einkaufsverhalten wolle sie nicht ändern.

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