Flüchtlinge auf Wohnungssuche in Bonn Private Vermieter und Makler blocken häufig ab

BONN · Alya ist frustriert. Seit Monaten sucht der 25-jährige Mann aus Guinea eine kleine Wohnung. „Aber ich bekommen immer nur Absagen“, klagt er. Noch immer lebt Alya in einem Asylbewerberheim, obwohl er längst eine Aufenthaltserlaubnis hat und sich nichts sehnlicher wünscht, als ein neues Leben zu beginnen.

„Schon seit zwei Jahren versuchen wir eine bescheidene Unterkunft für ihn zu finden“, ergänzt Daniel Helbig, der als ehrenamtlicher Mentor von „Save me – Bonn sagt ja!“ Alya begleitet.

Mit der Anerkennung der Schutzbedürftigkeit hat der 25-Jährige auch die finanzielle Zusicherung des Jobcenters für Wohngeld. Trotzdem: Wie viele andere Flüchtlinge findet er in Bonn und der Region nichts Passendes. Der Grund: Bei den großen Gesellschaften gibt es lange Wartelisten, private Vermieter und Makler blocken häufig ab, sobald sie erfahren, dass sich Flüchtlinge interessieren. „Das ist wirklich bitter“, beschreibt Nadja Müller de Ossio, hauptamtliche Koordinatorin des Mentoren-Programms, die Situation.

Dabei könnten etliche anerkannte Flüchtlinge mit dem Anspruch auf Wohngeld aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen. „Aber selbst mit Hilfe unserer ehrenamtlichen Helfer ist es sehr schwierig, eine Wohnung zu finden – häufig enden die Telefonate mit privaten Vermietern abrupt, sobald das Wort Flüchtling fällt.“

Die Gründe dafür sind Nadja Müller de Ossio schleierhaft: „Die Angst vor einem Mietausfall ist unbegründet, schließlich übernimmt das Jobcenter die Kosten. Außerdem klären die Mentoren die Flüchtlinge über die Rechte und Pflichten von Mietern hierzulande auf – etwa wie sie Wohnungen richtig lüften oder wie sie sich Nachbarn gegenüber zu verhalten haben.“

Schwer, preiswerte Unterkünfte zu finden

Während vor allem private Wohnungsanbieter häufig Vorbehalte hätten, würden die Wohnungsbaugesellschaften Flüchtlingen eher unvoreingenommen begegnen, beobachtet das Team um Müller de Ossio. Dem stimmt auch Norbert Krey von der Vebowag zu: „Wir machen keinen Unterschied. Bei uns haben Flüchtlinge die gleiche Chancen wie andere Bewerber.“

Allerdings sei es aufgrund der angespannten Situation auf dem Bonner Wohnungsmarkt schwer, preiswerte Unterkünfte zu finden. „Wir haben bereits mehrfach an Flüchtlingsfamilien vermietet und keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht“, berichtet Krey.

Bei der LEG haben anerkannte Asylbewerber ebenfalls die gleichen Chancen wie andere, macht auch Mischa Lenz deutlich. „Wir integrieren die neuen Mitbürger behutsam in die Nachbarschaften“, so der Sprecher. „In vielen LEG-Siedlungen existieren im Rahmen des Quartiermanagements gut funktionierende Kooperationen mit Kommunen, sozialen Diensten und Wohnungsunternehmen. Bislang gibt es überwiegend positive Reaktionen aus den jeweiligen Nachbarschaften.“

"Integration liegt in unser aller Interesse"

Das Jobcenter Bonn betreut aktuell rund 2900 erwerbsfähige Flüchtlinge, das heißt Personen zwischen 15 und 65 Jahren. „Die Suche von Wohnraum für Leistungsempfänger gehört jedoch nicht zu den gesetzlichen Aufgaben des Jobcenters. Wir können bei Bedürftigkeit lediglich die Kosten der Unterkunft tragen. In diesem nur mittelbaren Zusammenhang haben wir bisher keine Anzeichen dafür, dass Flüchtlinge es bei der Wohnungssuche schwerer haben als andere Personen“, erklärt der Sprecher des Jobcenters, Markus Waschinski.

„Integration liegt in unser aller Interesse. Damit sie gelingt, sind wir alle gefordert, unseren Beitrag dazu zu leisten, als Vermieter, als Nachbarn, als Mitmenschen“, begründet Müller de Ossio das Engagement von „Save me – Bonn sagt ja!“.

Wer in Bonn oder Umgebung eine Wohnung an Flüchtlinge vermieten möchte, kann sich bei Nadja Müller de Ossio per Mail an kampagne@save-me-bonn.de oder telefonisch von Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr sowie Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr unter 0178/4387727 melden.

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