Kommentar Prägnantes Statement

BONN · Ein Neubau an dieser zentralen Stelle Bonns, praktisch als Begrüßungskomitee für Reisende, die den Hauptbahnhof verlassen, muss ein Statement sein. Ein prägnantes Ausrufezeichen, das unverwechselbar für sich steht.

Der Entwurf der Koblenzer clp architects ist ein mutiges Bekenntnis im Sinne eines Helmut Jahn. Dessen programmatische Aussage "The Future is never wrong" ("Die Zukunft ist nie falsch") sagt genau das über zeitgenössische Architektur.

Sie kann und sollte nicht konkurrieren mit historischer Baukunst, sollte sich nicht anbiedern bei Ansprüchen der Gegenwart, sondern den Glauben an die Zukunft symbolisieren.

Mutig ist der Entwurf in vielerlei Hinsicht. Nicht nur, was das Konzeptionelle betrifft. Die Planer verzichten auf kleinteilige Mall-Systematik, richten kein weiteres Hotel ein, sondern konzentrieren sich auf großflächigen Einzelhandel und Gastronomie.

Auch bei der Formsprache haben sich die Planer ganz freigemacht von der bislang öffentlich geführten Diskussion, ein Bau an dieser Stelle müsse der Vergangenheit huldigen. Viele Architekten haben sich an die gewohnte Lochfassade gehalten, um einen Mainstream zu bedienen.

Der eine oder andere hat dann versucht, seinem Entwurf mit ausgefallenen Materialien oder ungewöhnlicher Fassadenstruktur etwas mehr schrille Note zu verleihen.

Der fünfte Mitbewerber um das Nordfeld gegenüber dem Hauptbahnhof wagt tatsächlich eine neue Ästhetik. Und seine Architektur ist kein Pfau, der sich aufplustert, sondern eine ernstzunehmende Arbeit mit einem schlüssigen Nutzungskonzept. Man darf auf die nun einsetzende Diskussion gespannt sein.

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