Baufeld an der Beethovenhalle Post schätzt Konzerthaus auf 70 Millionen

BONN · Die Diskussion um ein Beethoven-Festspielhaus wird konkreter: Seit Mittwoch sind zwei entscheidende Zahlen bekannt. Die Stadtverwaltung rechnet laut einem Gutachten mit Kosten von mindestens 4,2 Millionen Euro für die baureife Vorbereitung des vorgesehenen Areals neben der Beethovenhalle.

Gleichzeitig sickerte durch, dass die Deutsche Post DHL für das Konzerthaus Baukosten in Höhe von rund 70 Millionen Euro veranschlagt. Für das privat zu finanzierende Gebäude hat der Konzern 30 Millionen Euro zugesagt.

Die Stadtverwaltung, die Post und die Festspielhaus-Initiativen favorisieren für den Neubau das Gelände zwischen Theaterstraße und Erzbergerufer. Allein der Abriss eines Studentenwohnheimes und eines alten Bunkers wird laut Stadt rund 2,4 Millionen Euro kosten; weitere 1,8 Millionen Euro werden demnach für das Versetzen einer Gasübernahmestation sowie das Verlegen von Kanälen und Leitungen anfallen. Für das Projekt müssten zudem die Baufläche nivelliert, die Theaterstraße verfüllt werden: Was das kostet, sei noch nicht seriös zu beziffern.

Das Land NRW habe Fördermittel in Aussicht gestellt, berichtete die Verwaltung gestern Abend im Festspielhausbeirat. Oberbürgermeister Nimptsch und seine Beigeordneten gehen weiter davon aus, dass die baureife Übergabe des Grundstücks von der Kommune zu bezahlen ist.

Sie wollen dem neu gewählten Rat am 23. Juni eine Beschlussvorlage zum Baufeld präsentieren. Bis dahin will die Verwaltung auch den neuen Businessplan überprüft haben, den die Festspielhaus-Initiativen in Auftrag gegeben haben. Für den späteren Betrieb schlägt sie vor, keinen jährlichen Zuschuss zu zahlen, sondern das Kapital der künftigen Betreiberstiftung 20 Jahre lang um jährlich 500.000 Euro aufzustocken - also um insgesamt zehn Millionen Euro aus der Stadtkasse.

Lange Debatten gab es im Beirat am Mittwoch nicht. Tom Schmidt von den Grünen, die das Festspielhaus ablehnen, kritisierte die Mitteilungsvorlage als "Offenbarungseid". Solange die auskömmliche Finanzierung nicht geklärt sei, könne der Rat keinen Beschluss fassen.

Helmut Redeker (SPD) hielt dagegen, es gehe im Juni nur darum, das Baufeld zu definieren, damit der Architektenwettbewerb starten kann: "Geld gibt zunächst einmal nur die Post aus." Heiner Küpper, Projektleiter des Konzerns, lobte die Arbeit der Stadtverwaltung. Das Interesse namhafter Architekten am Festspielhausprojekt sei groß. Die Siegerentwürfe sollen im November vorgestellt werden.

Stephan Eisel, der Vorsitzende der Bürger für Beethoven, begrüßte einen Beschluss des Kreisausschusses des Rhein-Sieg-Kreises. Dass dieser sich einstimmig für die "baldige Gründung einer Betreiberstiftung" ausgesprochen habe, wertete Eisel als wichtigen Schritt: "Diese Einigkeit würden wir uns auch im Bonner Rat wünschen, denn Beethoven eignet sich nicht für Parteienstreit, sondern es geht um die Verantwortung und die damit verbundenen Chancen, die wir als Geburtsstadt des großen Komponisten haben."

Ausschreibung für Architektenwettbewerb

Die Deutsche Post DHL hat schon Vorbereitungen für das Architektenauswahlverfahren getroffen. Gerade ist die Frist für die "Präqualifikation" abgelaufen, nach der fünf Bewerber eingeladen werden, Entwürfe abzugeben. Weitere fünf Architekturbüros, die schon am ersten Festspielhaus-Wettbewerb beteiligt waren, sollen auch wieder dabei sein.

Das Konzerthaus soll nun kleiner werden, nur noch einen Saal haben und etwa 1500 Zuhörern Platz bieten. Aus der Ausschreibung für den Wettbewerb geht hervor, dass die Post, die eine Preissumme von 150.000 Euro auslobt, mit Baukosten von rund 70 Millionen Euro rechnet - einschließlich Nebenkosten und Mehrwertsteuer.

Der Bau muss laut Ratsbeschluss privat finanziert werden. Der Architektenwettbewerb soll im Juni starten. Die Post verlangt deshalb von der Stadt spätestens im Juni eine Entscheidung über das Baufeld.

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