Deutsches Museum Bonn Positive Signale lassen auf Rettung hoffen

Bonn · Im Hintergrund drehen sich einige Rädchen, um das Deutsche Museum Bonn doch vor dem Aus zu bewahren: Neben dem Förderverein „Wissen-schaf(f)t-Spass“, der 200.000 Euro pro Jahr beisteuern möchte, zeigt auch der Landschaftsverband Rheinland Interesse an einer Kooperation.

„Wir haben uns bereits zusammengesetzt und darüber nachgedacht, wie wir beispielsweise von Ausstellungen gegenseitig profitieren können“, sagte Walter Hauser, Leiter des LVR-Industriemuseums mit Hauptsitz in Oberhausen und Fokus auf Industriekultur. Hauser: „Das passt natürlich gut zum Technik- und Wissenschaftsbereich, der in der deutschen Industriegeschichte einen wichtigen Stellenwert einnimmt.“

Bei derzeitiger Haushaltslage des Landschaftsverbands hält er eine feste finanzielle Unterstützung allerdings nicht für denkbar. Die Zusammenarbeit könnte aber Teil einer Neuausrichtung sein, um an staatliche Gelder für den Betrieb zu gelangen.

Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hatte eine Förderung im vergangenen Jahr allerdings ausgeschlossen. Aus dem NRW-Kulturministerium hieß es gestern, dass Museum habe „als Wissenschafts- und Technikmuseum einen hohen Stellenwert für Nordrhein-Westfalen“. Über eine mögliche Unterstützung des Museums fänden derzeit „Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen statt“, so Sprecher Lars Rehling.

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, der die Museumsräume an die Stadt vermietet, hat bei einem Erhalt des Museums über 2018 hinaus einen Betrag für Projekte von 50.000 Euro verteilt auf fünf Jahre in Aussicht gestellt, sagte die Geschäftsführerin des Bonner Wissenschaftszentrums, Ulrike Lenk. Während der Betreibervertrag zwischen Stadt und Museum zum Januar 2018 gekündigt ist, läuft der Mietvertrag übrigens bis Ende 2018; er ist nach Auskunft des Vermieters noch nicht gekündigt.

Lenk hofft, dass die Verhandlungen mit potenziellen Finanzgebern durch die Stadt nun mit Tempo vorangetrieben werden. „Ich frage mich, warum es mit den Gesprächen nicht weiterzugehen scheint.“ Oberbürgermeister Ashok Sridharan will einen runden Tisch mit allen Beteiligten ins Leben rufen. Bisher, teilt die Stadt mit, habe es von ihrer Seite Briefwechsel und Gespräche mit Bund, Land und dem Rhein-Sieg-Kreis gegeben. Daraus habe sich aber keine Zusage für eine finanzielle Beteiligung ergeben.

830.000 Euro: So hoch ist derzeit der städtische Zuschuss. Es ist aber nicht so, dass die Stadt diesen Betrag einsparen würde, sobald der kürzlich gekündigte Betreibervertrag mit dem Deutschen Museum München im Januar 2018 endet. Vertraglich ist geregelt, „dass die Stadt im Fall einer Kündigung das Deutsche Museum von den personellen Folgekosten freistellen muss“, so ein Stadtsprecher.

Drei Planstellen müsste die Stadt auch nach dem Aus weiter bezahlen

Drei fürs Museum tätige Planstellen müsste die Stadt also weiter bezahlen, selbst wenn die Angestellten an anderer Stelle in der Stadtverwaltung ihren Dienst täten; das macht einen Betrag von 250.000 Euro jährlich aus. Zudem muss die Stadt vermutlich den Rückbau bezahlen; Mieter müssen den Mietraum in der Regel in den Ursprungszustand versetzen.

Der Betreibervertrag zurrt lediglich den Rahmen für Personal- und Betriebskosten fest, darin enthalten sind Betriebsausstattung, Versicherungen und Transportkosten. Die mehr als hundert Exponate gehören dem Museums München. Was mögliche Abfindungszahlungen angeht, haben die Mitarbeiter bis auf die drei Planstellen keine Arbeitsverträge mit der Stadt, sondern entweder projektbezogene Verträge oder welche mit der Deutschen Museumsshop GmbH.

Bei allen Kosten und fehlenden Finanzierungen will Museumsleiterin Andrea Niehaus weiter nach vorne schauen. In den Gremien der Kommunalpolitik gibt es schließlich durchaus Stimmen, die sich für den Erhalt aussprechen. Niehaus' Devise: „Wir brauchen die Stadt mit im Boot und müssen gemeinsam und versöhnlich an einem Zukunftskonzept arbeiten.“

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