"Palastrevolution" in der Ratsfraktion Poppe: Wechsel war nicht eingefädelt

BONN · Nach der "Palastrevolution" in der Ratsfraktion am Montagabend sind die Grünen am Dienstag offiziell wieder zur Geschäftsordnung übergegangen. Hinter den Kulissen sorgte die Abwahl der bisherigen Fraktionssprecherin Dorothee Paß-Weingartz allerdings für einigen Unmut.

Die 63-Jährige, die dem Stadtrat bereits seit 30 Jahren angehört, hatte bei der Wahl nur sechs von 21 Stimmen erhalten (der GA berichtete). Ihr bisheriger Kollege an der Fraktionsspitze, Peter Finger, wurde hingegen mit 14 Ja-Stimmen im Amt bestätigt. In einem zweiten Wahlgang kandidierte Brigitta Poppe für das Sprecherinnenamt und erhielt 13 Stimmen. Parteifreunde werfen der 56-Jährigen vor, die Sache von langer Hand eingefädelt zu haben. Namentlich wollte sich aber niemand zu diesem Vorwurf bekennen.

"Dass man sich auf einen Wechsel an der Spitze vorbereitet, war doch klar", sagte Poppe, "aber das geschah nicht im Sinne von einfädeln." Sie erinnerte an die Kandidatenkür zur Ratsliste, wo sie gegen Paß-Weingartz angetreten war, allerdings deutlich unterlag. "Schon damals habe ich klar gemacht, dass ich mit dem Führungsstil von Frau Paß-Weingartz nicht zufrieden bin", sagte Poppe. Sie habe sich von ihr nicht ausreichend über wichtige Fragen informiert gefühlt.

Auf die Frage, warum sie im Vorfeld ihre Ambitionen auf das Amt nicht offengelegt habe, antwortete sie: "Ich wollte ja nicht unbedingt Sprecherin werden." Wäre allerdings zuvor in der Sitzung nicht das Statut der Fraktion geändert worden, wäre nach Meinung von Insidern Paß-Weingartz eventuell im Amt bestätigt worden. Nach dem neuen Statut aber dürfen nur noch Mandatsträger der Rats- und Bezirksfraktionen Personalentscheidungen treffen. Vorher waren daran auch alle sachkundigen Bürger und Mitarbeiter der Fraktionsgeschäftsstelle beteiligt.

"Das war ein bitterer Abschluss für Doro Paß-Weingartz", sagte Finger. Die Abwahl kam für ihn allerdings nicht überraschend, meinte er mit Blick auf die bei den Grünen umstrittene Option einer Jamaika-Koalition mit CDU und FDP, für die sich Paß-Weingartz sehr deutlich eingesetzt hat. "Ich will sie auch, aber nicht um jeden Preis", betonte Finger und lobte gleichzeitig ein weiteres Sondierungsgespräch am Dienstagnachmittag mit den Spitzen von CDU und FDP. Man sei sich einig gewesen, dass die Haushaltskonsolidierung für die kommende Ratsperiode von zentraler Bedeutung sei.

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