Einbruchsprävention in Bonn Polizei will Einbrüche verhindern, bevor sie geschehen

BONN · Mit dem Prognosesystem Skala des Landeskriminalamtes werden aufkommende Kriminalitätsschwerpunkte in nordrhein-westfälischen Städten lokalisiert. Ihre Erkenntnisse geben die Beamten an die lokalen Ermittler.

Im Kampf gegen Einbrecher erhalten die nordrhein-westfälischen Polizeibehörden Schützenhilfe vom Landeskriminalamt. Das hat ein „System zur Kriminalitätsauswertung und Lageantizipation“ (kurz: Skala) entwickelt, mit dessen Hilfe aufkommende Kriminalitätsbrennpunkte frühzeitig erkannt werden sollen. In Sachen Einbruch bedeutet das, dass die Ermittler theoretisch heute schon wissen, wo morgen eingebrochen werden könnte.

In Bonn haben sich auf Basis der Daten einige Schwerpunkte wie Hochkreuz und die Nordstadt herausgebildet, in denen die Beamten bis Ende Februar unterwegs sind und Personen ohne konkreten Anlass überprüfen dürfen, beschreibt der Bonner Kripo-Chef Norbert Wagner. Die rechtliche Grundlage dazu bietet das neue Polizeigesetz. „Wir können sie ansprechen, anhalten, befragen und, wenn wir es für erforderlich halten, auch Taschen oder Autos durchsuchen.“ Dabei werde nicht jeder kontrolliert, sondern nur, falls es die Polizei für notwendig erachtet.

Mehrere Schritte führen zu einer Wahrscheinlichkeit des nächsten Tatorts

Doch wie funktioniert Skala in der Praxis? Das System besteht aus „voneinander abgrenzbaren Schritten“, erklärt ein LKA-Sprecher. Die ersten beiden Schritte werden beim LKA, die letzten beiden bei den jeweiligen Polizeibehörden gemacht. Zunächst sichte man die vorhandenen Daten der Polizei und die externer Quellen. Dazu gehören „zum Beispiel die Sozial- und die Infrastruktur der Städte“, so der Sprecher. Im Anschluss werden Erkenntnisse aus der Vergangenheit analysiert, „um tatrelevante Merkmale zu identifizieren, beispielsweise die Anzahl der Taten oder die möglichen Tatgelegenheiten“. Auf Basis dieser Daten wird dann ein statistisches Modell berechnet. Gezeigt werden 1,5 Prozent aller Wohnbereiche einer Stadt, in denen die Einbruchswahrscheinlichkeit in der jeweiligen Woche am höchsten ist.

Diese Erkenntnisse werden den Polizeibehörden jeden Montag zur Verfügung gestellt. Dabei beziehen sich die Prognosen auf komplette Gebiete. Kleinteiligere Auswertungen, zum Beispiel auf Straßenzüge, Tages- oder Uhrzeiten, werden laut LKA „weder übermittelt noch durchgeführt“. Einige Behörden – darunter auch das Polizeipräsidium Bonn – „erhalten außerdem alle zwei Wochen entsprechende Prognosen für den Bereich der Gewerbeeinbrüche“, führt der LKA-Sprecher aus.

LKA und örtliche Ermittler arbeiten zusammen

Dann sind die örtlichen Ermittler am Zug. Sie entscheiden, wo Maßnahmen ergriffen werden. Im Anschluss werden die Erkenntnisse an die operativen Polizeikräfte weitergegeben, zum Beispiel an den Wach- und Wechsel- oder den Verkehrsdienst. Einige Behörden nutzten die Prognosen außerdem, um ihre eigenen Kriminalitätslagebilder zu ergänzen.

„Die Berechnung der Kriminalitätsprognosen basiert zu großen Teilen auf dem Kriminalitätsgeschehen der Vergangenheit“, so der LKA-Sprecher. Dennoch sei das Ziel, die Prognosen variabel zu gestalten. Soll heißen, dass nicht einfach nur Daten über bekannte Brennpunkte einfließen. Deshalb werden Faktoren wie die räumliche und zeitliche Verteilung der Taten in der Berechnung des Prognosemodells berücksichtigt, und zwar mit unterschiedlicher Wichtigkeit. „Beispielsweise werden Taten aus der unmittelbaren Vergangenheit als wichtiger erachtet als jene, die viel längere Zeit zurückliegen“, heißt es vom LKA. Dieses Vorgehen lasse sich mit einschlägiger wissenschaftlicher Literatur und Erfahrungen der operativen Kräfte stützen. „Zusammen mit dem Einfluss von Sozial- und Infrastrukturdaten wird damit in der Prognose eine Dynamik erzeugt, die der Stigmatisierung einzelner Wohnquartiere effektiv entgegenwirkt.“ Hinzu komme, dass die Prognosen vor Ort bewertet würden, bevor man Maßnahmen ergreife.

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