Familienstreit in Bonn Polizei stoppt Angreifer mit Schuss

Bonn-Graurheindorf · Ein 31-Jähriger hat am Montagmorgen nach einem Familienstreit Polizisten mit einem Messer attackiert. Die Beamten gaben daraufhin einen Schuss ab. Generell hat die Gewalt gegen Einsatzkräfte zugenommen.

Mit einem Schuss aus einer Dienstwaffe haben Polizeibeamte am Montagmorgen einen 31 Jahre alten Mann außer Gefecht gesetzt, der in einem Wohnhaus in Graurheindorf randaliert und anschließend eine Streifenwagenbesatzung mit einem Messer attackiert haben soll. Durch den Schuss wurde der mutmaßliche Angreifer schwer verletzt, Lebensgefahr besteht laut Polizei nicht.

Seine Mutter hatte laut Mitteilung der Behörde den Notruf gewählt, weil ein Streit innerhalb der Familie eskaliert war. Es war die Rede von einer heftigen Auseinandersetzung. Gegen 6 Uhr fuhren die Polizisten zu dem Wohnhaus an der Estermannstraße. Nach ihren Schilderungen soll der Mann nicht lange gezögert haben und mit einem Messer auf einen männlichen Beamten losgegangen sein. Ein Versuch der Polizisten, ihn mit Tränengas zu stoppen, schlug fehl. „Einer der Kollegen hat dann einen Schuss mit seiner Dienstwaffe abgegeben, durch den der Angreifer verletzt wurde“, sagte Polizeisprecher Frank Piontek. Ein Rettungswagen brachte den Mann in ein Krankenhaus.

In diesem Jahr verzeichnete die Bonner Polizei sechs Fälle, bei denen Polizisten von ihrer Dienstwaffe Gebrauch machten, so Robert Scholten von der Polizei. Zwei Mal gaben sie dabei Warnschüsse ab, ein weiteres Mal feuerten Beamte am 8. November bei einer Verfolgungsjagd auf den Wagen eines Flüchtenden am Verteilerkreis.

Zahl der Anzeigen gestiegen

Am 12. Januar wurden die Beamten zur Immenburgstraße gerufen, weil dort ein 43-jähriger Mann randalierte. Als sie am Einsatzort eintrafen, zog er ein Messer und griff sie an. Die Polizei schoss auf den Mann, der schwer verletzt wurde. Am 8. Juli rückten Beamte zur Georg-von-Boeselager-Straße aus. Ein 49-Jähriger hatte dort einen 79-Jährigen erstochen und eine 76-Jährige schwer verletzt. Die Bonner Beamten schossen auf den 49-Jährigen, damit er niemanden mehr angreifen konnte. Und nun der jüngste Fall vom Montagmorgen in Graurheindorf. Zum Vergleich: In den Vorjahren, seit 2011, lag die Zahl der Einsätze, bei denen Polizisten von ihrer Schusswaffe Gebrauch machten, laut Scholten bei null bis zwei.

Generell hätten „Aggressivität und Respektlosigkeit gegen Polizisten zugenommen, und das schon bei nichtigen Anlässen“, so Scholten. Gab es zwischen 2010 und 2013 jährlich rund 150 Anzeigen wegen Widerstands gegen Polizeivollzugsbeamte, waren es 2014 schon 166 Anzeigen. 2015 stieg die Zahl auf 201, in diesem Jahr waren es bis zum 30. Oktober 174 Anzeigen. „Das sind zwölf mehr als im Vorjahreszeitraum“, so Scholten. Beleidigungen und Bedrohungen sind nicht enthalten, nimmt man diese hinzu, steigt die Zahl der Anzeigen im Jahr 2015 auf 283.

Und: Eskaliert eine Situation, „spielen Alkohol- und Drogeneinfluss eine nicht zu vernachlässigende Rolle“. So hatten nach Angaben des Polizeisprechers im vergangenen Jahr 62 Prozent der Tatverdächtigen, die aggressiv wurden, Alkohol getrunken, 15 Prozent hatten zu Drogen gegriffen.

„Hemmschwelle beim Einsatz von Gewalt" sinkt

Dass Rauschmittel häufig mit im Spiel sind, wenn Verdächtige Polizisten angreifen, bestätigt auch Udo Schott, Vorsitzender der Bonner Kreisgruppe der Gewerkschaft der Polizei. Hinzu komme, dass die „Hemmschwelle beim Einsatz von Gewalt kontinuierlich gesunken ist“. Es sei ein schleichender Prozess, der vor mehreren Jahren begonnen habe. Deswegen sei man bereits vor drei Jahren mit Justiz und Politik in Kontakt getreten, um Änderungen herbeizuführen, damit härter gegen die Täter vorgegangen werden könne.

Die Gewalt fange bei Beleidigungen an, gehe über körperliche Angriffe bis hin zum Einsatz von Waffen. „Es ist auffällig, dass Verdächtige häufig Messer mit sich führen“, sagt Schott. Es sei schwierig, sich dagegen zu verteidigen. Deswegen fordere die Gewerkschaft weiterhin auch für den Wach- und Wechseldienst die Anschaffung von Elektroimpulsgeräten (Tasern). Diese seien ein probates Hilfsmittel, um sich zu verteidigen und die Folgen für den Angreifer gering zu halten.

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