Plakate in der Altstadt Polizei ermittelt nach Drohungen gegen Kirschblüten in Bonn

Bonn · Unbekannte haben in der Bonner Altstadt unzählige Plakate aufgehängt, auf denen sie damit drohen, 7000 Nägel in die Zierkirschen zu hämmern. Nun ermittelt die Polizei.

Die Kirschblüte erhitzt zum Schluss ihrer Blütezeit die Gemüter: Unbekannte haben über Nacht unzählige Plakate in der Altstadt aufgehängt, auf denen sie damit drohen, 7000 Nägel in die Stämme zu hämmern. Im Wortlaut klingen die aufgeklebten Zeitungsschnipsel, die auch kopiert und anonym an den General-Anzeiger geschickt wurden, so: „7000 Nägel – an alle Bonner. Wenn das Kirschblütenfest nicht ab sofort genossen und der Fotowahnsinn nicht jestoppt wird, jagen wir 7000 Kupfernägel in die Bäume. FF“

Die Bonner Polizei hat nun Ermittlungen zu den mit Zeitungsschnipsel beklebten Plakaten in der Altstadt aufgenommen. „Wir nehmen die Aktion sehr ernst“, sagt Polizeisprecher Robert Scholten. Bisher hätten sich aber noch keine Anhaltspunkte ergeben, ob es sich dabei um einen Scherz oder tatsächlich eine Drohung handelt. Hinweise auf die Plakatierer erbitten die Ermittler unter (0228) 150.

Laut Scholten gehe man derzeit dem Verdacht einer Nötigung nach. „Der Text ist aber nicht ganz eindeutig.“ Mehrere Anwohner hätten sich am Sonntag besorgt an die Polizei gewandt, dementsprechend hoch sei nun die Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft. Zudem sollen Streifenwagen in den kommenden Tagen häufiger in der Altstadt patrouillieren.

Ob es sich dabei um eine ernst gemeinte Drohung oder einen Scherz handelt, darüber diskutierten auch die Bonner auf der Straße und in den sozialen Medien. Immer wieder blieben am Sonntag Passanten vor den Plakaten stehen, die in Kopfhöhe an Laternen in der Heerstraße und der Breite Straße hingen. „Es ist ja eine Aufforderung, die Kirschblüte zu feiern und nicht mies zu machen“, sagte eine junge Frau, die mit Freundinnen durch die Altstadt spazierte. Dabei machten sie auch Fotos – mitten auf der Straße. Gestört wurden sie und viele andere Kirschblütenfans nur von Autos aus Nah und Fern, die sich durch die Menschentrauben schlängelten.

Dass es gerade an den Kirschblüten-Wochenenden ein Verkehrsproblem in der Altstadt gibt, ist offensichtlich. „Ich verstehe nicht, warum die Stadt die engen Gassen nicht für den Durchgangsverkehr sperrt“, sagte eine Seniorin. Wer Bonn kenne, fahre an diesen Tagen gar nicht erst in die Altstadt. „Aber viele Auswärtige verirren sich hier.“ Das sorgt regelmäßig zu Konflikten und gefährlichen Situationen. Ein Motorradfahrer dreht genervt das Gas auf, zeigt Fußgängern den Mittelfinger. Eine Frau steigt aus ihrem Wagen aus, schreit einen Herrn an, der ihr nicht Platz macht. Beinahe gibt sie ihm eine Ohrfeige, setzt sich dann aber wieder fluchend ans Steuer.

„Ich finde die Bäume schön, aber wenn man als Radfahrer klingelt, um dort durch zu müssen, wird man sowas von angebrüllt“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. Ein anderer versteht die Aufregung nicht: „Die Altstadt ist doch nicht ein privater Vorgarten. 14 Tage kann man ja doch wohl aushalten.“

Der Bonner Polizei wusste nach eigenen Angaben bis zum Sonntagnachmittag nichts von der Plakataktion. Nach einer GA-Anfrage wurde ein Streifenwagen losgeschickt, um den Sachverhalt aufzunehmen.

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