Kommentar zu Kultur und Sport in Bonn Politischer Kampfbegriff

Meinung · Die Einladung von des Bonner OB Ashok Sridharan an Kultur und Sport ist aller Ehren wert - wird aber am Grundproblem nichts ändern, kommentiert GA-Redakteur Andreas Baumann.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan lädt Vertreter der Bonner Kultur und des Sports zu einem Runden Tisch ein, um die Gräben zu überbrücken, die seit Jahren immer wieder aufklaffen. Das ist aller Ehren wert. Am Grundproblem des extremen Ungleichgewichts bei den städtischen Zuschüssen wird aber auch der konstruktivste Dialog nichts ändern. 30 Millionen Euro jedes Jahr allein für Oper und Schauspiel – da bleibt für all die anderen Bereiche der freiwilligen Leistungen, die auf etwa 100 Millionen Euro begrenzt sind, nicht viel übrig. Das befeuert Debatten um begrenzte Mittel.

Dass Orchester-Chef Dirk Kaftan sich vorige Woche mit seiner Zornesrede gegen den Begriff „Hochkultur“ zur Wehr gesetzt hat, ist aus seiner Warte nachvollziehbar. Auch wenn er den Stadtsportbund dabei nicht nannte, musste sich der schlagkräftige Verband angesprochen fühlen: Die Sportler nutzen „Hochkultur“ seit Jahren als politischen Kampfbegriff. Damit wird der Generalmusikdirektor – bei allem Respekt für seine Kreativität und den Menschen zugewandte Art – leben müssen.

Im Grundsatz stimmt sein Argument zwar, dass die Subventionen keineswegs einer elitären Oberschicht dienen, sondern den Zugang zu Kultur auch mit kleinem Geldbeutel sichern. Er verkennt aber, dass nur ein kleiner Teil der Gesellschaft tatsächlich Interesse an Oper und klassischer Musik hat. Es war Beethovenfest-Intendantin Nike Wagner persönlich, die sich vor Jahren mit dem Hinweis auf rückläufige Besucherzahlen bei klassischen Konzerten gegen das geplante Beethoven-Festspielhaus wandte.

Die Mehrzahl auch der Bonner dürfte eher Jazz, Schlager oder Pop hören, wofür kaum Subventionen fließen. Die Förderung von Oper, Theater und Klassik ist dagegen fast schon Staatsräson und hat eine starke Lobby in Stadtverwaltung und Rat. Sobald das Geld noch knapper wird – wenn die Konjunktur abflaut, Zinsen steigen – wird der Stadtsportbund erneut die Frage nach den Prioritäten im Haushalt stellen. Und zwar zu Recht. Schön wäre, wenn er, unabhängig vom Begriff „Hochkultur“, rhetorisch ein wenig abrüsten würde.

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