Bonner Festspielhaus Politiker wollen Zahlen sehen

BONN · Wie geht es weiter mit dem Festspielhaus - dem Zukunftsprojekt, das Bonner Bürger ihrem größten Sohn anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven 2020 widmen wollen? Bis 30. Juni sollte geklärt sein, wie die Investitions- und Betriebskosten für das Festspielhaus "verbindlich und auskömmlich" finanziert werden können.

 Über den Standort des Festspielhauses in der Rheinaue herrscht wohl Einigkeit. Allerdings soll der Konzertsaal nicht am Wasser, sondern im Blindengarten an der Kelly-Allee entstehen. Fotocollage: GA

Über den Standort des Festspielhauses in der Rheinaue herrscht wohl Einigkeit. Allerdings soll der Konzertsaal nicht am Wasser, sondern im Blindengarten an der Kelly-Allee entstehen. Fotocollage: GA

Der Termin ist längst verstrichen, die schwarz-grüne Ratsmehrheit erwartet jetzt für die erste Ratssitzung nach der Sommerpause am nächsten Dienstag von der Verwaltung eine klare Ansage. Doch außer einer aufgewärmten Mitteilungsvorlage über den Stand der Dinge, wie sie sich vor der Sommerpause darstellten, ist der Tagesordnung für die kommende Ratssitzung nichts zu entnehmen.

Das sorgt im Rathaus für großen Unmut. Viele sind offensichtlich mit ihrer Geduld am Ende. "Wir erwarten jetzt eine glasklare Antwort von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch auf die Frage, ob die Voraussetzungen erfüllt sind oder nicht", sagte Grünen-Fraktionssprecher Peter Finger. "Der OB hat mehrfach angekündigt, dass er dem Rat belastbare Angaben zur Finanzierung und zur Bauträgerschaft vorlegen wird.

Dies erwarten wir jetzt", erklärte CDU-Fraktionschef Klaus-Peter Gilles. BBB-Chef Bernhard Wimmer erinnerte daran, Nimptsch und Kulturdezernent Martin Schumacher hätten einst versprochen, unmittelbar nach den Ferien eine beschlussreife Beratungsunterlage vorzulegen. Für Jürgen Repschläger (Linke) hat sich das Festspielhaus mangels Ratsvorlage jetzt ohnehin erledigt.

Bärbel Richter (SPD) dagegen teilte mit, ihre Fraktion habe sich immer dafür ausgesprochen, dass das Konzerthaus aus bürgerschaftlichem Engagement heraus entstehen solle und man der Realisierung selten so nahe gewesen sei wie jetzt.

Schumacher kann die Aufregung nicht verstehen. Er verweist auf eine Mitteilung der Verwaltung von Anfang Juli, nach der der Rat Ende September die geforderte Vorlage erhalten solle. Schließlich stünden noch einige Gespräche aus.

Dazu zähle vor allem das Gespräch des Verbands Dehoga mit den hiesigen Hoteliers über die Einführung eines Beethoventalers, der bei rund 1,2 Millionen Übernachtungen pro Jahr eingenommen werden könnte, um einen Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro zu refinanzieren. "Nach unseren Recherchen wollen viele mitmachen" sagte der Bonner Hotelier Fritz Dreesen dem GA.

Allerdings warnte er die Stadt davor, an der Einführung einer sogenannten Bettensteuer festzuhalten. "Das könnte die Motivation der Kollegen deutlich mindern."

IHK-Präsident Wolfgang Grießl, der mit seiner Initiative "5000 x 5000" rund 25 Millionen Euro für die erwarteten Baukosten in Höhe von 80 Millionen Euro beisteuern will, versteht den Unmut der Ratspolitiker ebenfalls nicht. "Es ist doch alles im Fluss", sagte er. Immerhin habe er inzwischen Spendenzusagen von rund drei Millionen Euro. Obendrein sei die Standortfrage in der Rheinaue so gut wie geklärt. "Absagen kann man das Projekt doch immer noch", sagte Grießl.

Einig sind sich alle Parteien indes in einem Punkt: Eine finanzielle Beteiligung der Stadt an den Baukosten des Festspielhauses, wie jüngst von Werner Hümmrich (FDP) gefordert, kommt nicht in Frage. "Eine Beteiligung der öffentlichen Hand wäre (...) kontraproduktiv, weil das Projekt damit den Regeln öffentlicher Bauten unterworfen würde, angefangen von der europaweiten Ausschreibung bis hin zu aufwendigen Vergaben von Gewerken", erklärte dazu OB Nimptsch.

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